Ein zerstörtes Festzelt, ein abgedecktes Seniorenzentrum, eine durch Hagelkörner zerstörte Fassade und viele Verletzte: Unwetter haben am Wochenende im Süden Bayerns für Verwüstung gesorgt. Zwölf Menschen wurden am Samstag in Kissing bei Augsburg beim Aufbau eines Bierzeltes verletzt. Sechs von ihnen schwer, wie die Polizei mitteilte. Das Zelt sei von einer Windböe erfasst worden. Rund 30 Menschen hätten versucht, es festzuhalten.
Sturm deckt in Kissing Dach eines Seniorenheims ab
Ebenfalls in Kissing zeigte sich ein Trümmerfeld aus Holzlatten. Hier hatte der Wind offensichtlich das Dach eines Seniorenheimes abgedeckt. Die Holzlatten lagen verteilt auf dem Parkplatz vor dem Gebäude. Laut Bayerischem Roten Kreuz mussten rund 100 Seniorinnen und Senioren in Sicherheit gebracht werden. An der Fassade eines Mehrfamilienhauses in Kissing hinterließ der Hagel deutlich sichtbare Schäden.

Die Polizei berichtete, dass Hagelkörner Fußgänger verletzt hätten. Eine ältere Dame sei wegen des Hagels gestürzt. Mit Schneeschaufeln räumten Menschen Hagelkörner von Gehwegen. Die Einsatzkräfte mussten sich außerdem um viele vollgelaufene Keller und umgestürzte Bäume kümmern. Eine Bäume stürzten auf geparkte Autos.
Mehrere Kälber sterben in Tiefenried im Unterallgäu
Massiven Schaden richteten Hagel, Starkregen und Sturmböen auch im nördlichen Unterallgäu an. Wie die Mindelheimer Zeitung berichtet, entlud sich dort eine Superzelle und richtete große Schäden an. Besonders schlimm war es demnach an der Grenze zum Landkreis Augsburg. In Loppenhausen konnte die Kanalisation die Wassermassen nicht mehr aufnehmen, die in kürzester Zeit vom Himmel fielen. Die Straße, die durch den Ort führt, verwandelte sich in einen reißenden Fluss. In Tiefenried drang Wasser in einen Viehstall und blockierten die Tore. Die Folge: Mehrere Kälber starben.
Hagel mit 8 Zentimeter Korngröße in Bad Bayersoien - Landratsamt ruft Katastrophenfall aus
Besonders heftig traf das Unwetter auch Bad Bayersoien in Oberbayern. Aufgrund schwerer Unwetterschäden rief das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen für den Ort mit rund 1.300 Einwohnern am Sonntag den Katastrophenfall aus. In der Gemeinde habe sich am Samstag ein heftiges Unwetter mit Sturm und massivem Hagel mit einer Korngröße von bis zu acht Zentimetern ereignet, teilte die Behörde mit. 80 Prozent der Gebäude in dem Ort seien schwer beschädigt worden. Menschen seien aber keine zu Schaden gekommen, hieß es. Um auch Einsatzkräfte aus anderen Landkreisen offiziell anfordern zu können, rief Landrat Anton Speer (Freie Wähler) am Sonntag den Katastrophenfall aus.

Für die Gemeinde wurden demnach Notdächer angefordert, die aus ganz Bayern in den Ort transportiert werden. "Das Ende des Einsatzes ist noch nicht abzusehen und die Kräfte vor Ort haben noch einige schwere Arbeit vor sich", sagte Landrat Speer am Sonntag.
Aquaplaning sorgt für Unfälle in Bayern
Auf den Straßen im Freistaat sorgte zudem Aquaplaning für Unfälle. Ein 22 Jahre alter Autofahrer wurde am Samstag auf der Bundesstraße 2 bei Roth in Mittelfranken schwer verletzt, als er bei Starkregen mit seinem Wagen auf der Fahrbahn ins Schleudern geriet und rechts von der Straße abkam. Das Auto prallte laut Polizei gegen einen Baum.
Im Landkreis Passau musste die Feuerwehr zu einem Einfamilienhaus anrücken, weil ein Blitz in den Dachstuhl eingeschlagen hatte. Laut Polizei konnten sich alle Bewohner des Hauses in Salzweg retten.
Rote Kreuz muss mehrere Boote auf dem Chiemsee abschleppen
Auf dem Chiemsee mussten laut Bayerischem Roten Kreuz mehrere Boote teils mit Insassen abgeschleppt und vereinzelt auch geborgen werden. Es seien überwiegend Elektro- oder Segelboote gewesen.
In Augsburg hatte am Samstag das Volksfest Plärrer begonnen. Wegen des starken Regens strömten viele Menschen am Abend wieder vom Gelände. Das dortige Polizeipräsidium berichtete von rund 140 wetterbedingten Einsätzen seit Samstagnachmittag. Im Stadtgebiet Augsburg waren einige Straßen überflutet und kurzzeitig nicht mehr befahrbar. Ein Baum in einer Hochspannungsleitung sorgte für einen Stromausfall in einigen Gemeinden im Landkreis Pfaffenhofen. Rund 3000 Haushalte waren laut dem Landratsamt betroffen.