Erneut ist ein Auto in einer deutschen Großstadt mitten in eine Menschenmenge gerast - mit tödlichem Ausgang. In der Mannheimer Innenstadt kamen nach Angaben der Polizei am Rosenmontag zwei Menschen ums Leben, fünf Menschen wurden schwer, fünf leicht verletzt. Alle Verletzten seien in Krankenhäuser gebracht worden.
Todesfahrt in Mannheim mitten in der Innenstadt
Die Tat hatte sich gegen 12.15 Uhr auf den Planken der Haupteinkaufsstraße in Mannheim ereignet. Dabei sei ein 40-jähriger Mann mit einem schwarzen Kleinwagen mit hoher Geschwindigkeit durch die Fußgängerzone gerast, berichten Ermittler. Auf Höhe des Paradeplatzes habe der Mann dann mehrere Passanten gerammt. Nach Ansicht der Ermittler soll der Fahrer bewusst auf die Menschen zugerast sein. Auf den Planken und rund um den Wasserturm fand ein Fasnachtsmarkt mit Imbissbuden und Fahrgeschäften statt.
Mannheimer Uniklinik setzt Katastrophenplan um
Einem dpa-Reporter zufolge lagen Trümmer am Ort des Geschehens. Auf Fotos ist zudem der völlig demolierte schwarze Kleinwagen des mutmaßlichen Fahrers zu sehen. Die Polizei bat Menschen, die Innenstadt zu meiden und großräumig zu umfahren. Um Betroffene zu versorgen, wurde eine psychologische Betreuung vor Ort eingerichtet. Die Uniklinik Mannheim setzte nach eigenen Angaben einen Katastrophen- und Einsatzplan um, mit dem die Versorgung von Verletzten vorbereitet wird. Es seien insgesamt acht Traumateams bereitgestellt worden, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.

Zwei Tote und mehrere Verletzte
Bei der Todesfahrt kamen eine 83-jährige Frau und ein 54-jähriger Mann ums Leben. Die dpa berichtet, dass es derzeit keine Erkenntnisse gebe, dass Kinder betroffen sind und bezog sich dabei auf den Chef des Landeskriminalamts, Andreas Stenger. Weiter verletzte der 40-Jährige elf Menschen, teils schwer. Alle Verletzten wurden oder werden in Krankenhäusern behandelt.
Mannheim: Das ist über den Fahrer bekannt
Bei dem Autofahrer soll es sich um einen 40-jährigen Mann aus Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz. Der Mann soll Landschaftsgärtner gewesen sein. Ob er zum Zeitpunkt der Tat eine Beschäftigung hatte, war zuletzt unklar. Der ledige und kinderlose Mann war in der Vergangenheit mehrfach wegen Straftaten aufgefallen. Vor über zehn Jahren habe der Mann eine kurze Freiheitsstrafe wegen einer Körperverletzung verbüßt. Hinzu kommen wohl ein Fall von Trunkenheit im Verkehr und ein Hassrede-Delikt auf Facebook im Jahr 2018. Für die letzte Tat wurde der Mann zu einer Geldstrafe verurteilt. Die Polizei konnte den 40-Jährigen kurz nach der Todesfahrt festnehmen. Bei seiner Festnahme habe sich der Mann mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen, berichtet die dpa weiter.
Tote in Mannheim: Mann soll heute noch vernommen werden
Der mutmaßliche Täter befindet sich derzeit im Krankenhaus. Die Ermittler hoffen jedoch, dass sie den Mann noch im Laufe des heutigen Dienstags vernehmen können. Die Ermittler werfen dem Mann zweifachen Mord und mehrfachen versuchten Mord vor. Nach den bisherigen Erkenntnissen hatte die Todesfahrt wohl keinen extremistischen oder religiösen Hintergrund. Die Motivation könne eher in der Person des Täters begründet sein, erklärte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU). Laut der Staatsanwaltschaft liegen Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung des 40-Jährigen vor.
Todesfahrt in Mannheim: Mehrere Fasnachtsveranstaltungen abgesagt
Nach der Mannheimer Todesfahrt sind mehrere für Dienstag geplante Fasnachtsumzüge in Baden-Württemberg abgesagt worden. In Mannheim wurden nach Angaben der Stadt die für Dienstag geplanten Fasnachtsumzüge in den Vororten Feudenheim, Neckarau und Sandhofen abgesagt. Der sogenannte Fasnachtsmarkt am Wasserturm sei geschlossen, die Straßenfasnacht in der Innenstadt finde nicht statt, berichtete die Stadt.
Betroffen sind auch die Städte Heidelberg und Schwetzingen im Rhein-Neckar-Kreis. In Weinheim an der Bergstraße (ebenfalls Rhein-Neckar-Kreis) fällt der sogenannte Marktplatzfasching aus, wie die Kommune bestätigte. In Heidelberg verständigten sich die im Heidelberger Karneval Komitee zusammengeschlossenen Vereine und die Stadt in einer Krisensitzung auf den Schritt. Schwetzingen liegt westlich von Heidelberg.
"Die schrecklichen Bilder aus Mannheim sind erschütternd und wir sind in Gedanken bei den Opfern und ihren Familien. Unsere Nachbarstadt muss zum zweiten Mal binnen eines Jahres so eine furchtbare Gewalttat erleiden – in so einer Situation war es für uns unvorstellbar, bei uns in Heidelberg einen fröhlichen Fastnachtszug zu feiern", so Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner.
Wie der Festausschuss Karlsruher Fastnacht mitteilte, findet der Fastnachtsumzug in der badischen Metropole am Dienstag statt. "Eine Absage ist bisher nicht geplant", teilt das Gremium auf Anfrage mit.
Politiker bekunden Trauer
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier drückte den Angehörigen der Opfer sein tiefes Mitgefühl ausgedrückt. "Ich verfolge die Entwicklung in Mannheim, soweit das hier möglich ist, sehr aufmerksam", sagte Steinmeier zum Beginn einer Pressekonferenz mit dem Präsidenten Paraguays in der Hauptstadt Asunción. "Es ist furchtbar, was sie durchmachen müssen." Den Verletzten wünschte Steinmeier rasche Genesung. Der Bundespräsident dankte außerdem der Polizei und den Rettungskräften für ihren Einsatz.
Ähnlich äußerten sich Bundeskanzler Olaf Scholz und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz. Scholz schrieb auf X: "Erneut trauern wir mit den Angehörigen der Opfer einer sinnlosen Gewalttat und bangen um Verletzte. Damit können wir uns nicht abfinden." CDU-Chef Merz erklärte ebenfalls auf X: "Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Der Vorfall – wie auch die schrecklichen Taten der vergangenen Monate – mahnt uns eindringlich: Wir müssen alles tun, um solche Taten zu verhindern." Deutschland müsse wieder ein sicheres Land werden.