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Jubiläum im Europapark Rust: Wie die Erfolgsstory begann

Europapark Rust feiert Jubiläum

Erfolgsstory Europa-Park Rust: Was den Freizeitpark seit 50 Jahren so erfolgreich macht

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    Am Wochenende wird im Europapark Rust groß gefeiert. Der Freizeitpark wird 50 Jahre alt.
    Am Wochenende wird im Europapark Rust groß gefeiert. Der Freizeitpark wird 50 Jahre alt. Foto: Europapark Rust

    „Herr Häschel muss das machen.“ Diesen Satz hat Hartmut Häschel in den 25 Jahren, die er im Europa-Park in Rust arbeitet, schon sehr sehr oft gehört: Sicherheitsdienst, Chauffeur, Lockvogel für die Versteckte Kamera, Interview-Partner für Zeitungen - wenn Herr Häschel gerufen wird, dann ist er da. Deutschlands meistbesuchter Freizeitpark gehört seitdem fest zu seinem Leben. So sehr, dass er es mit der Rente nicht eilig hat: Häschel ist zwar nicht der langjährigste Mitarbeiter, aber der älteste. Mit 85 Jahren kommt er immer noch gerne zur Arbeit. Am 12. Juli feiert der Europa-Park sein 50-jähriges Bestehen.

    „Ich bin keiner, der zuhause sitzen kann. Wenn der Park im Winter geschlossen ist, ist es einen Monat schön, sich ein bisschen auszuruhen. Aber dann kribbelt es schon wieder“, sagt Hartmut Häschel. 1997 wird er von einer privaten Sicherheitsfirma zum Europa-Park geschickt, weil der Freizeitpark tagsüber Sicherheitsleute haben möchte. Kurz darauf wechselt er ganz nach Rust, weil der Park seine Sicherheitsfragen selbst organisieren will. „Wir haben zu zweit angefangen, heute gehören 40 bis 50 Personen zur Abteilung“, sagt Häschel. Er hat drei Bundeskanzler getroffen, viele berühmte Schauspieler und Musiker und Franz Beckenbauer. Ein Foto zeigt ihn mit seiner enggeschnittenen Uniform und verspiegelter Sonnenbrille - ein Erscheinungsbild, das auch dem Sheriff einer US-Kleinstadt zur Ehre gereicht hätte. „Leider gibt es die Uniformen heute nicht mehr.“

    Hartmut Häschel in seiner Uniform: Er hat den Sicherheitsdienst im Europa-Park mit aufgebaut. Ed Euromaus freut das.
    Hartmut Häschel in seiner Uniform: Er hat den Sicherheitsdienst im Europa-Park mit aufgebaut. Ed Euromaus freut das. Foto: Archivfoto: Europapark

    2004 hat er die Leitung des Sicherheitsdienstes abgegeben. Doch weil er nicht wirklich in Rente und die Betreiberfamilie Mack ihn nicht wirklich gehen lassen wollte, finden sich immer neue Jobs für ihn. Erst fuhr er Werttransporte und holte nach Parkschluss das Geld aus den Shops. Mittlerweile gehört er zu einem Team, das die Waren, die Gäste der Europapark-Hotels im Park kaufen, auf deren Zimmer bringt - immer donnerstags bis sonntags, von der Saisoneröffnung im Frühjahr bis zum Ende der Winteröffnungszeit nach den Weihnachtsferien. „Meine eigene Familie hat das glücklicherweise immer unterstützt und tut es auch jetzt noch.“

    Rust ist erst die dritte Wahl als Europapark-Standort

    Die Familie steht bei den Europapark-Betreibern überhaupt hoch im Kurs. Das zeigt sich immer wieder im Lauf der Geschichte. Anfang der 70er-Jahre reifte auf einem Rückflug aus den USA beim heutigen Parkchef Roland Mack und seinem Vater Franz die Idee, eine Marktlücke in Europa zu besetzen, heißt es in der Parkchronik zum Jubiläum. Denn Freizeitparks gab es damals so gut wie nicht. Die Fahrgeschäfte kommen aus eigener Produktion. Zwei mögliche Standorte erweisen sich nach eingehender Prüfung als nicht geeignet, sodass die Wahl auf das Fischerdorf Rust am Flüsschen Elz fällt.

    Anfang der 80er-Jahre lernt Roland Mack am Rande einer Modellbahnausstellung im Europa-Park den Film- und Bühnenarchitekten Ullrich Damrau kennen, der die Landschaften des Dreiländerecks Deutschland-Frankreich-Schweiz nachgebaut hat. Von nun an entsteht das, was den Europa-Park unter den Freizeitparks so besonders macht: Die mehr als 100 Attraktionen sind eingebettet in europäische Länder, die bis ins Detail gestaltet sind, von den Anstehbereichen über das Essensangebot bis hin zu den Toiletten. Damrau fängt die nächsten 30 Jahre lang liebevoll die Eigenheiten der Länder ein: 1982 macht Italien den Anfang, es folgen die Niederlande, Großbritannien. Heute sind es europäische 17 Themenbereiche und 2026 soll noch Monaco hinzukommen.

    Die Kugelachterbahn Eurosat wurde vor einigen Jahren umgebaut und passt nun auch von der Thematisierung perfekt in den französischen Themenbereich.
    Die Kugelachterbahn Eurosat wurde vor einigen Jahren umgebaut und passt nun auch von der Thematisierung perfekt in den französischen Themenbereich. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

    Die Achterbahnen im Europa-Park in Rust setzen Standards

    Nicht nur mit der Gestaltung, auch mit seinen Achterbahnen setzt der Park Standards in der Branche. Mit jeder Neuerung loten die Macher das technisch Mögliche neu aus: den steilen Absturz des Silver Star, den Raketenstart bei Blue Fire, das Spiel der G-Kräfte bei Wodan und mit der 2024 eröffneten Voltron ein Sammelsurium aus Schrauben, Über-Kopf-Passagen und einer Rückwärtsfahrt. Dazu kommt liebevolles Verweben von Geschichte und Fahrt - bei den Hängegondeln in „Arthur und die Minimoys“ zum Beispiel, dem Flugerlebnis vor der Kinoleinwand im „Voletarium“ oder dem Umbau der Kugelachterbahn Eurosat zum „CanCan-Coaster“. Die besondere Kombination von Attraktionen und die Gestaltung haben dem Europa-Park bislang neun Mal den Titel „Bester Freizeitpark der Welt“ eingebracht. „Die Macks halten nie still“, formuliert es der langjährige Mitarbeiter Hartmut Häschel: „Wenn sie sich etwas in den Kopf setzen, wird es umgesetzt.“

    Diesen Unternehmergeist brauchte die Familie von Anfang an, denn die Idee von einem Freizeitpark traf zu Beginn auf viele Bedenken. Dem begegnete die Familie mit Innovationen und Disziplin. Von Franz Mack ist der Leitspruch überliefert: „Jede Mark in den Park.“ In den Anfangsjahren arbeiteten die Familienmitglieder an der Kasse oder grillten Würstchen. Roland Macks Kinder, die heute selbst das Unternehmen mitführen, verdienten sich mit Ferienjobs ihr erstes Geld.

    Europa-Park-Hotels werden zur eigenen Erfolgsgeschichte

    Zum 2010 verstorbenen Senior-Chef hatte Hartmut Häschel ein besonderes Verhältnis: „Ich war am Tor des Mitarbeiterbereichs eingeteilt. Ein Mitarbeiter wollte seinen Privat-Pkw in der Schlosserei reparieren lassen, was erlaubt war.“ Kaum hatte Häschel den Mann durchs Tor gelassen, kam Franz Mack auf seinem Golfcart angefahren und schimpfte, dass der Torwächter wohl einfach so jeden durchwinke. „Ich habe ihm dann versichert, dass alles korrekt gelaufen ist, der Mann einen Termin hatte und ich mir das von der Schlosserei bestätigen lassen hatte“, sagt Häschel. Am nächsten Tag kam der Senior-Chef wieder und entschuldigte sich: Er hatte die Angaben des Sicherheitsmannes nachgeprüft. Nach dieser Episode hat Häschel bei ihm einen Stein im Brett und darf ihn künftig chauffieren - zu geschäftlichen Terminen und zwischen Park und den Hotels. Bei 95 Hektar Fläche sind die Laufwege im Ressort nicht gerade kurz.

    Die Hotels wie das dem römischen Monumentalbau nachempfundene „Colosseo“ sind eine weitere Erfolgsgeschichte der Familie Mack. 1995 nahm sie mit dem „El Andaluz“ das erste Freizeitpark-Hotel in Deutschland in Betrieb - in Eigenregie, weil keiner der angefragten Hoteliers Interesse an der Übernahme des vermeintlich nur sechs Monate im Jahr attraktiven Geschäfts hatte. Schon im ersten Jahr hatte das Hotel 87 Prozent Auslastung und mittlerweile gehören sechs Hotels und ein Feriendorf mit insgesamt 5800 Betten zum Park, die vor allem in der Hauptsaison fast komplett ausgebucht sind. Auch andere deutsche Parks, wie Legoland, Phantasialand oder Heidepark, haben mit eigenen Themenhotels nachgezogen.

    Mit den aufwendig thematisierten Hotels hat der Europa-Park einen Trend in der Freizeitpark-Branche gesetzt.
    Mit den aufwendig thematisierten Hotels hat der Europa-Park einen Trend in der Freizeitpark-Branche gesetzt. Foto: Europa Park

    Und das Unterhaltungsimperium wächst weiter: 2019 wurde die Wasserwelt „Rulantica“ eröffnet. Im Park gibt es für manche Fahrgeschäfte Virtual-Reality-Erweiterungen, mit denen man die Fahrten neu erlebt. Mit „Yullbe“ bietet der Europa-Park sogar eine eigene Erlebniswelt mit Abenteuern durch die VR-Brille und mit „Eatrenalin“ ein multimediales Restauranterlebnis. Mit Eintritten und zwei Übernachtungen kann eine vierköpfige Familie schnell 1000 Euro und mehr für einen Aufenthalt ausgeben.

    Auf diese Weise beschert der Europa-Park der Wirtschaft in der Region Umsätze von mehr als einer Milliarde Euro, hat die Universität St. Gallen in einer Studie errechnet. Eigene Umsatzzahlen gibt das Unternehmen nicht bekannt. Das Geld fließt in den Tourismus, zum Beispiel in Unterkünfte und Verpflegung der Parkbesucher, aber auch alle anderen Bereiche durch Einkäufe und externe Dienstleistungen, die der Park in Anspruch nimmt. Der Park hat seit einigen Jahren eine eigene Ausfahrt an der A5, der Wunsch nach einem ICE-Halt blieb bislang verwehrt. Immerhin bringt mittlerweile ein TGV die französischen Gäste aus Paris zum Bahnhof im Nachbarort Ringsheim.

    5000 Menschen arbeiten beim Europa-Park in und um Rust

    5000 Menschen arbeiten im Europa-Park und den Firmen der Familie Mack. Die Besucherzahl ist von 250.000 im ersten Jahr auf sechs Millionen gewachsen - nur ins Disneyland Paris kommen in Europa noch mehr Gäste. 1,4 Millionen Übernachtungen gab es 2024 in den Europapark-Hotels und weitere 2,4 Millionen in den Unterkünften in der näheren Umgebung, wie die Studie der Universität St. Gallen zeigt. Der Park ist ein Wirtschaftsfaktor für die ganze Region. Viele Menschen aus dem wirtschaftlich schwachen Nordosten Frankreichs finden hier einen Job.

    Büro mit Voltron-Aussicht: Hartmut Häschel bringt heute die Einkäufe der Hotelgäste aus dem Park auf deren Zimmer.
    Büro mit Voltron-Aussicht: Hartmut Häschel bringt heute die Einkäufe der Hotelgäste aus dem Park auf deren Zimmer. Foto: Adrian Bauer

    Durch die vielen Projekte rund um Hotellerie, virtueller Realität und Film- und Multimedia-Produktion hat sich auch die Arbeitswelt Freizeitpark verändert, wie eine Studie der Hochschule Bremen ergeben hat. Auf die Gesamtzahl der Mitarbeitenden gerechnet, bleiben die Hochschulabsolventen zwar in der Minderzahl, doch durch die Diversifizierung der Berufsbilder ergeben sich auch für sie deutlich mehr Jobchancen als in der Vergangenheit.

    Hartmut Häschel freut sich auf die Jubiläumsfeierlichkeiten und will weiter im Europa-Park arbeiten. Von den Achterbahnen hält er aber lieber Abstand - das war schon immer so: „Ich habe mir als Kind mal das Trommelfell verletzt“. Die Wasserbahnen könne er fahren, aber die großen Achterbahnen gingen nicht. Seiner Freude an seinem Job hat das nie geschadet: „Wir haben hier einfach eine schöne Gemeinschaft und ich freue mich, ein Teil davon zu sein.“ Die Momente werden nicht ausgehen, wo es heißt: „Herr Häschel muss das machen.“

    Fakten zum Europa-Park

    Eintrittpreise: Ein Tagesticket für den Park kostet für Personen ab zwölf Jahren in der Hauptsaison 73, im Herbst und Winter 52 Euro, Kinder (vier bis elf Jahre) bezahlen zwischen 62,50 und 44 Euro. Beim Erlebnisbad Rulantica liegt der Ticketpreis für Personen ab zwölf Jahren bei 52 Euro in der Hauptsaison und 39 Euro in der Zeit, in der der Park geschlossen ist. Kinder bezahlen zwischen 49 und 36,50 Euro.

    Jubiläum: Zur Feier des 50-jährigen Bestehens wird vom 11. bis 14. Juli ein 75 Meter langer Zeppelin über dem Freizeitpark kreisen. Erstmals gibt es eine Öffnung des Parks bis Mitternacht am 12. Juli. Hier waren die Tickets schon im Vorfeld vergriffen. Zum Jubiläumsjahr wurde der Kinofilm „Grand Prix of Europe“ und eine passende neue Attraktion im Park fertiggestellt. Außerdem gibt es eine neue Parade mit Wagen und den Showdarstellerinnen und -darstellern. Abgeschlossen wird die Jubiläumssaison im Januar 2026 mit der Premiere der neuen Show von Popstar DJ Bobo in der Park-Arena.

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