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Baden-Württemberg
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Dieses eingeschleppte Tier verändert den Bodensee für immer und verursacht große Schäden

Zehntausend je Quadratmeter

Dieses Tier verändert den Bodensee für immer und verursacht große Probleme

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    Diese Tierart (Quagga-Dreikant-Muschel) breitet sich seit 2016 massiv im Bodensee aus und könnte den See in den kommenden Jahren deutlich verändern.
    Diese Tierart (Quagga-Dreikant-Muschel) breitet sich seit 2016 massiv im Bodensee aus und könnte den See in den kommenden Jahren deutlich verändern. Foto: IMAGO / Wolfgang Maria Weber

    Der Bodensee ist einer der größten Binnenseen Europas und misst eine Länge von über 60 Kilometern. Seit Jahrtausenden ist er Lebensgrundlage für die Menschen, die am See wohnen, und Lebensraum für viele besondere Tier- und Pflanzenarten. Nun aber könnte sich einiges ändern. In nur wenigen Jahrzehnten wird der See sich deutlich verändert haben. Der Grund ist eine eingeschleppte Tierart.

    Quagga-Muschel hat den Bodensee erfolgreich eingenommen

    2016 - vor gerade einmal rund zehn Jahren - entdeckten Taucher die ersten Quagga-Dreikantmuscheln im Bodensee. Die ursprünglich aus dem Schwarzen Meer stammende Muschel dürfte von Bootsbesitzern in den Bodensee eingeschleppt worden sein. Seither breiten sich die Tiere rasant aus. Laut dem Umweltministerium Baden-Württemberg wurden in Wassertiefen zwischen 10 und 30 Metern teils bis zu 25.000 dieser Weichtiere pro Quadratmeter gezählt. Eine massive Übernahme des Sees, die große Auswirkungen haben dürfte.

    Erfahrungen mit Quagga-Muscheln zeigen was dem Bodensee droht

    Vergleiche mit anderen Seen in der Schweiz und Nordamerika, in denen die Quagga-Dreikantmuschel eingeschleppt wurde, zeigen, welche Dramen sich wahrscheinlich auch im Bodensee abspielen werden.

    Wissenschaftler des schweizerischen Wasserforschungsinstituts Eawag haben die Daten von mehreren nordamerikanischen Seen und der in Europa betroffenen Gewässer Bodensee, Genfersee und Bielersee miteinander verglichen. In Nordamerika wurde die Quagga-Muschel bereits in den 1980er-Jahren eingeschleppt. Das Ergebnis der Studie: Die Ausbreitung der Quagga-Muschel dürfte in Bodensee und Co. ähnlich schnell und massiv vonstattengehen, wie in den großen Seen Nordamerikas.

    Einige der konkreten Folgen der Quagga-Muschel-Invasion sind laut den Forschern:

    • Rückgang des Planktons, da Quagga-Muscheln große Mengen Phytoplankton herausfiltern
    • Zunahme der Sichttiefe durch den Rückgang des Planktons
    • Veränderung der Artengemeinschaften und des Nahrungsnetzes
    • Veränderungen bei Fischbeständen
    • Erhöhter Wartungsaufwand und höhere Kosten für Wasserinfrastruktur
    • Mehr Muschelschalen im Uferbereich
    2016 entdeckten Taucher erstmals Quagga-Muscheln im Bodensee - seither haben sich die Tiere massiv ausgebreitet.
    2016 entdeckten Taucher erstmals Quagga-Muscheln im Bodensee - seither haben sich die Tiere massiv ausgebreitet. Foto: imago/imagebroker/Rolf von Riedmatten

    Quagga-Muschel im Bodensee: Weniger Felchen, Verletzungsgefahr am Badestrand und höhere Wartungskosten

    Diese Veränderungen dürften im Bodensee einiges verändern. Schon jetzt sind die beliebten Bodensee-Felchen in Gefahr, da sich die Tiere vorwiegend von Plankton ernähren. Für die Bodenseefischer ein Drama, denn das Bodensee-Felchen galt über Jahrzehnte als der Brotfisch der Fischerei am See.

    Mehr Muschelschalen am Ufer des Bodensees stellen für Badegäste ein erhöhtes Risiko dar, da die scharfkantigen Schalen häufig Schnittverletzungen verursachen. Und auch dem Bodensee als Trinkwasserspeicher sind die Quagga-Muscheln nicht zuträglich. Die Tiere verstopfen Rohrleitungen und führen dadurch zu einem deutlich höheren Aufwand bei der Wartung der Anlagen. Zudem drohen durch die Quagga-Muschel weitere negative Folgen, die bislang noch nicht bekannt sind.

    Bodenseewasserversorgung: Hier siedeln sich massiv Quagga-Muscheln an und müssen aufwendig beseitigt werden.
    Bodenseewasserversorgung: Hier siedeln sich massiv Quagga-Muscheln an und müssen aufwendig beseitigt werden. Foto: picture alliance/dpa | Patrick Seeger

    Ausbreitung der Quagga-Muschel kann nicht mehr aufgehalten werden

    Laut den Experten an der schweizerischen Eawag hat der Bodensee den Kampf gegen die eingeschleppte Quagga-Dreikant-Muschel bereits verloren. Die Quagga-Muschel wird sich im Bodensee weiter ausbreiten und hat sich erfolgreich etabliert. Hilfreiche Fressfeinde, die die Art eindämmen könnten, fehlen in ausreichender Menge, und die Muscheln finden bei der Fortpflanzung im Bodensee nahezu perfekte Bedingungen vor.

    Infos zur Quagga-Muschel im Bodensee

    • Ursprüngliche Heimat: Zuläufe des Schwarzen Meeres
    • 2016 erstmals im Bodensee entdeckt
    • Bis zu 25.000 Quagga-Muscheln je Quadratmeter
    • Bis 2040 könnte die Quagga-Muschel bis zu 90 Prozent der Biomasse ausmachen
    • Aussehen: Muster der Schale erinnert an Zebraart Quagga, teils aber auch andere Farbgebung
    • Größe bis zu drei Zentimetern, meist jedoch kleiner
    • Eine einzelne Quagga-Muschel kann bis zu einem Liter Wasser am Tag filtern

    Weitere invasive Arten im Bodensee

    Die Quagga-Muschel hat zwar die schwersten Auswirkungen, ist aber nicht die einzige invasive Art, die in den vergangenen Jahren im Bodensee gefunden wurde. Diese weiteren Tier- und Pflanzenarten haben sich im Bodensee etabliert oder wurden bereits gefunden:

    • Chinesische Wollhandkrabbe (seit 1983 sechs Nachweise)
    • Kanadische Wasserpest
    • Dreistachlicher Stichling
    • Kaulbarsch
    • Kamberkrebs
    • Sonnenbarsch
    • Großer Höckerflohkrebs
    • Süßwasserqualle
    • Signalkrebs
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