Ein Elch hält derzeit den Schwarzwald auf Trab. Der Elchbulle, der seit einigen Tagen in der Region unterwegs ist, wurde bereits fotografiert. Auch Spuren wurden von ihm gefunden. Doch wo kommt das Tier her?
Ungewöhnlich: Elch im Schwarzwald im Kinzigtal unterwegs
Der Elch, dessen Herkunft noch unklar ist, ist in den vergangenen Tagen im Kinzigtal in Baden-Württemberg gesichtet worden. Woher er stammt? Das weiß bisher niemand so genau. Spuren des Tieres wurden in Oberwolfach und Oberharmersbach im Ortenaukreis entdeckt. Auch Bilder wie dieses gibt es bereits:
Wildtierbeauftragter: Elch würde im Schwarzwald wunderbar zurechtkommen
Der Wildtierbeauftragte des Kreises, Maximilian Lang, hält es laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) für sehr wahrscheinlich, dass der überraschend zutrauliche Bulle aus menschlicher Haltung stammt – und nicht aus Polen oder Tschechien über Bayern eingewandert ist. Dort werden an der deutschen Grenze öfter Elche gesichtet.
„Da wäre er über eine solch lange Strecke jemandem aufgefallen“, sagt Lang. Zugleich ist er überzeugt: „Der Elch würde im Schwarzwald wunderbar zurechtkommen. Der Lebensraum würde definitiv passen.“
Darum kann sich ein Elch im Schwarzwald wohlfühlen
Diese vier Gründe gibt es, warum der Elch sich im Schwarzwald wunderbar zurechtfinden kann:
- Landschaft: Der Schwarzwald ist für den bis zu 600 Kilogramm schweren Einzelgänger grundsätzlich kein schlechter Ort. Es gibt ausgedehnte Wälder, feuchte Senken und junge Laubmischbestände mit Weiden, Birken und Espen – Pflanzen, die Elche besonders gern fressen. Auch der Mensch würde in solchen Gebieten wenig stören. Zudem brauchen Elche Flächen mit leicht zugänglichem Wasser, sagt Lang. «Das finden sie hier vielerorts, etwa entlang der Kinzig oder in Moorbereichen und Feuchtwiesen.»
- Klima: Auch das Wetter spricht für den Schwarzwald. Kühle Temperaturen und Schnee schrecken Elche nicht, im Gegenteil – sie sind ausgesprochene Kältespezialisten. «Und anders als viele denken, mögen Elche gemäßigtes, teilweise sogar raues Klima, keine Hitze und Trockenheit», erklärt Wildtierexperte Lang. Die Bedingungen im mittleren und nördlichen Schwarzwald kämen ihrem bevorzugten Habitat «ziemlich nahe».
- Nahrung: Elche sind sehr anpassungsfähig, wenn es ums Futter geht. Sie ernähren sich laut Lang ähnlich wie Rehe. Im Sommer fressen sie vor allem Kräuter, Blätter und Wasserpflanzen, während im Winter junge Triebe, Zweige, Baumrinde, Knospen und Nadeln von Kiefern und anderen Bäumen auf dem Speiseplan stehen. «Elche bevorzugen energiereiche Nahrung wie junge Triebe und Wasserpflanzen.» Das Angebot sei in vielen Regionen gut.
- Tradition: Ganz so ungewöhnlich ist ein Elch in Süddeutschland gar nicht. «Elche gehören ursprünglich auch zur heimischen Fauna», sagt Lang. Bis ins 17. Jahrhundert waren sie in Mitteleuropa weit verbreitet, bevor sie durch Überbejagung ausgerottet wurden. Heute existieren stabile Populationen an der deutsch-polnischen und deutsch-tschechischen Grenze – und einzelne Tiere begeben sich immer wieder auf Wanderschaft. «Dadurch kommt es in den östlichen Bundesländern immer wieder zu einzelnen Sichtungen», so Lang.
Das spricht dagegen: Der Elchbulle wäre allein
Doch es gibt auch einen Grund, der dagegen spricht:
Ein Elch wäre im Schwarzwald allein. Es gibt keine Artgenossen, also keine Elchkuh, mit der sich der Bulle zusammenschließen oder fortpflanzen könnte. Selbst wenn ein Tier einige Jahre überlebt, entstünde daraus keine Population. Nur wenn sich Wanderkorridore von den bestehenden Vorkommen in Bayern oder Tschechien bis nach Baden-Württemberg öffnen, könnte sich das langfristig ändern – bislang aber sind die Wege zu weit und zu gefährlich.
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