„Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen.“ - Das sagte einst Johann Wolfgang von Goethe, einer der bekanntesten deutschen Dichter jemals. Um genau diese Lust am Reisen und an der Literatur dreht sich eine Ferienstraße in Baden-Württemberg, die fast in Vergessenheit geraten ist.
Die Schwäbische Dichterstraße - eine literarische Reise durch Baden-Württemberg
Die Rede ist von der „Schwäbischen Dichterstraße“. Diese Ferienstraße wurde in den Jahren 1877/78 eingerichtet und zog sich durch weite Teile Baden-Württembergs. Sie führte von Bad Mergentheim nach Meersburg - auf ihren Spuren kann man heute noch wandeln.
Ziel der „Schwäbischen Dichterstraße“ war es, die literarischen Museen und Gedenkstätten des Bundeslandes Baden-Württemberg sinnvoll miteinander zu verbinden, sodass sie innerhalb einer Reise nacheinander besucht werden konnten.
Die Straße selbst führte durch das Herzland Baden-Württembergs nach Meersburg. An ihrem Weg liegen das Taubertal, Hohenlohe, das Neckarland, die Schwäbische Alb, Oberschwaben und am Ende der Bodensee. Die „Schwäbische Dichterstraße“ hat als Symbol ein braunes Tintenfass mit einer Feder auf weißem Grund.

Diese Museen und Gedenkstätten gehörten zur „Schwäbischen Dichterstraße“
Tatsächlich lagen am Weg der „Schwäbischen Dichterstraße“ 70 solcher Museen und Gedenkstätten. Diese gehören zu berühmtesten und bekanntesten Ausstellungen an der „Schwäbischen Straße“:
- Städtisches Heimatmuseum im Markgrafenschloss in Emmendingen: die Ausstellung im Goethe-Zimmer zeigt Erinnerungen an Goethes Schwester Cornelia Goethe, die seit 1773 mit Goethes Studienfreund Johann Georg Schlosser verheiratet war. Goethe besuchte Emmendingen auf beiden Schweizerreisen.
- Friedrich Schillers Geburtshaus in Marbach am Neckar, seit 1859 der Öffentlichkeit zugänglich, ist eines der ersten Literaturmuseen in Deutschland. Auch das Schiller Nationalmuseum in der Stadt ist Teil der Ferienstraße.
- Das Wieland-Archiv, Wieland-Schauraum und Wieland-Gartenhaus in Biberach erinnern an den Dichter, Schriftsteller und Publizisten Christoph Martin Wieland, der in Biberach aufwuchs und hier als Stadtschreiber und Kanzleiverwalter tätig war.
- Das Museum Schillerhaus der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim: Eine Ausstellung über Friedrich Schillers Mannheimer Aufenthalt und seine Arbeit als Dramatiker am Deutschen Nationaltheater.
- Die Annette von Droste-Hülshoff-Gedenkräume im Alten Schloss in Meersburg am Bodensee, ein Gedenkraum mit Erstausgaben ihrer Werke sowie das Droste-Denkmal vor dem Schloss.
- Das Hegelhaus, das Geburtshaus des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel, sowie das Theodor-Heuss-Haus, Alterssitz des Schriftstellers, Publizisten und ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss, in Stuttgart.
Die Schwäbischen Dichterstraße wurde zum Literaturland Baden-Württemberg
Aus der „Schwäbischen Dichterstraße“ ging dann schließlich das Literaturland Baden-Württemberg hervor – Europas reichste literarische Landschaft mit mehr als 90 literarischen Dauerausstellungen, die vom Deutschen Literaturarchiv Marbach finanziell und konzeptionell unterstützt wird.
Neunzig Museen und Gedenkstätten erzählen hier bis heute die facettenreiche Geschichte der Literatur vom Mittelalter an bis hinein in die Gegenwart. Dichter und Philosophen von Weltruf, aber auch Autoren mit heute eher regionaler Bekanntheit haben zwischen Heidelberg und Konstanz, zwischen Freiburg und Ulm mit ihren Texten und Ideen Spuren hinterlassen, die durch die ehemalige „Schwäbischen Dichterstraße“ und das heutige Literaturland Baden-Württemberg lesbar gemacht werden.
Wer sich auf die Spuren der fast vergessenen Ferienstraße begibt, den erwarten Kunst, Literatur und Geschichte in Form von Gedichten, Tagebüchern, Briefen, Statuen und vielem mehr.
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