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Sperrung des Ulmer Hauptbahnhofs: Das sind die Hintergründe

Ulm

40.000 Reisende pro Tag betroffen: Ulmer Hauptbahnhof wird für knapp vier Wochen komplett gesperrt

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    Der Bahnverkehr am Ulmer Hauptbahnhof wird Anfang kommenden Jahres komplett lahmgelegt.
    Der Bahnverkehr am Ulmer Hauptbahnhof wird Anfang kommenden Jahres komplett lahmgelegt. Foto: Stefan Puchner, dpa

    Für knapp vier Wochen geht am Ulmer Hauptbahnhof nichts mehr: Vom 13. Januar bis zum 6. Februar kommenden Jahres wird der Ulmer Hauptbahnhof komplett gesperrt. Das betrifft tausende Pendler, Schüler und Reisende täglich. Und das zu einer Zeit, in der es auch auf Ulms Straßen zu gravierenden Einschränkungen kommt: Die B10 aus Richtung Norden wird ab dem 29. November komplett gesperrt.

    Grund für die Sperrung des Hauptbahnhofs ist laut der Deutschen Bahn, dass ein elektronisches Stellwerk in Betrieb genommen wird. Dafür sind aufwändige Arbeiten notwendig. Es werden neue Weichen auf der Strecke eingebaut und die Signale komplett ausgetauscht. Insgesamt werden „mehr als tausend signaltechnische Einrichtungen und Signale im Ulmer Hauptbahnhof neu eingebaut beziehungsweise aufgestellt“, erklärt ein Bahnsprecher. Sie werden während der Sperrung „eingemessen, in Betrieb gesetzt und sowohl ingenieurtechnisch als auch bahnbetrieblich abgenommen“. Die Arbeiten nach und nach auszuführen, um nicht den kompletten Bahnverkehr auf einmal lahmlegen zu müssen, ist dem Vernehmen nach nicht möglich.

    Rund 40.000 Menschen steigen täglich am Ulmer Hauptbahnhof ein und aus. Sie alle müssen Anfang des kommenden Jahres Umwege in Kauf nehmen. Egal, ob Nah- oder Fernverkehr: Von der Sperrung sind alle Züge betroffen, die den Bahnhof passieren. Das heißt, auch die Brenzbahn, Südbahn, Illertalbahn und Donautalbahn wird zwischen dem 13. Januar und 6. Februar nicht in Ulm halten können. Bahnreisende, die die Illertalbahn nutzen, sind schon länger von Zugausfällen betroffen, die mit personellen Ausfällen im Stellwerk Gerlenhofen zusammenhängen.

    Wie wird der Bahnverkehr umgeleitet? Noch hält sich die Deutsche Bahn bedeckt

    Wie genau der Bahnverkehr in Ulm Anfang kommenden Jahres umgeleitet wird und wie ein Schienenersatzverkehr mit Bussen aussehen könnte, dazu macht die Deutsche Bahn noch keine Angaben. Aktuell würden noch die Abstimmungen zum Schienenersatzverkehr und zu Umleitungen laufen, erklärt ein Bahnsprecher. Angesichts der kompletten Sperrung des Hauptbahnhofs muss der Fernverkehr wohl in dieser Zeit um Ulm herumgeführt werden. Voraussichtlich im Oktober werde man die Öffentlichkeit über die genaueren Pläne informieren, heißt es.

    Vom Stellwerk aus werden Züge durch das Schienennetz geleitet, von hier aus werden die Weichen und Signale gestellt. Ein elektronisches Stellwerk verwendet dabei Computer und Software, um Weichen und Signale zu stellen, Fahrdienstleiter steuern das System am Computerbildschirm. Dies entspricht dem modernsten Standard. Beim sogenannten Relais-Stellwerk hingegen stellen Fahrdienstleiter Weichen und Signale noch per Knopfdruck auf einem Stellpult.

    Die aktuelle Technik am Ulmer Hauptbahnhof ist in die Jahre gekommen und muss ersetzt werden. Erst im Juni ist das Stellwerk in Ulm zeitweise komplett ausgefallen, was Verspätungen und Zugausfälle nach sich zog. Das neue Stellwerk soll weniger wartungsanfällig sein – es soll in Zukunft zu weniger Störungen kommen, so die Hoffnung. Dadurch, dass ab Januar auch neue Weichenverbindungen inklusive Oberleitungen eingebaut werden, sollen zudem Züge schneller in den Hauptbahnhof ein- und ausfahren können, erklärt der Bahnsprecher.

    Ulms Oberbürgermeister hat der Bahn seine Bedenken dargelegt – bisher ohne Erfolg

    Derweil fordert Ulms Oberbürgermeister Martin Ansbacher, die Baumaßnahme zu verschieben, denn sie komme zur absoluten Unzeit. Bereits im Januar habe er deshalb in einem Schreiben an die DB seine Bedenken geäußert. In einem weiteren Schreiben vom Mai betont er, dass die Einführung des elektronischen Stellwerks in eine Phase fällt, „in der zahlreiche überregionale und kommunale Großprojekte das Ulmer Verkehrssystem in besonderem Maße beanspruchen werden“. Und er fährt fort: „Aus diesem Grund ersuche ich Sie nochmals in aller Dringlichkeit, die Maßnahme auf einen aus Sicht der Stadt Ulm verträglicheren Zeitpunkt zu verschieben.“

    Falls die Bauarbeiten dennoch wie vorgesehen stattfinden müssten, fordert Ansbacher wirksame Entlastungen: „Sollte der Einbau im vorgesehenen Zeitraum dennoch unumgänglich sein, bitte ich mit Nachdruck darum zu prüfen, in welcher Form eine Entlastung der Stadt erfolgen kann.“ So sollten die im Stadtgebiet Ulm/Neu-Ulm bestehenden Haltepunkte beziehungsweise der Bahnhof Neu-Ulm genutzt werden, soweit dies sicherheitstechnisch möglich ist.

    Manche Stellwerke in Deutschland werden noch mit Hebeln bedient

    Die Deutsche Bahn investiert aktuell bundesweit an vielen Stellen in das Schienennetz und die Technik, was auch dringend notwendig ist. Gerade was die Stellwerke betrifft, besteht massiver Handlungsbedarf: Es sind teilweise sogar noch mechanische Stellwerke in Einsatz, in denen Weichen und Signale mit der Hand bedient werden.

    Die Zeit der Sperrung des Ulmer Hauptbahnhofs nutzt die Deutsche Bahn auch, um im Bereich der Wallstraßenbrücke eine Weiche einzubauen, „sodass während der anstehenden städtischen Abrissarbeiten der Brücke die Instandhaltungsbereiche von DB Regio weiterhin mit Zügen angefahren werden können“, erklärt der Bahnsprecher.

    Am 29. November beginnen die Arbeiten für den Abriss einer Hälfte der Wallstraßenbrücke beim Ikea. Der Verkehr der B10 aus Richtung Norden wird dann über die Stuttgarter Straße, Heidenheimer Straße, Berliner Ring und die Blaubeurer Straße in die Stadt umgeleitet – vier Jahre lang. Die Autofahrer wissen also bereits, was in etwa auf sie zukommt. Die Sperrung des Ulmer Hauptbahnhofs dauert dreieinhalb Wochen. Wie genau die Bahnreisenden in dieser Zeit ihr Ziel erreichen können, ist derzeit noch ungewiss.

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