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Zwischen Speck und Sauerkraut

Memmingen

Zwischen Speck und Sauerkraut

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    Zwischen Speck und Sauerkraut
    Zwischen Speck und Sauerkraut Foto: brigitte waltl-jensen

    Kaum sind die letzten Tropfen auf dem Memminger Marktplatz getrocknet und die Regenschirme verstaut, öffnet der Himmel seine Schleusen auf ein Neues. Die hellen Pflastersteine wirken erst meliert, dann werden sie immer dunkler. Die Menschen unter den großen Sonnenschirmen rücken auf den Bierbänken zusammen; manch einer schickt einen verdrießlichen Blick nach oben. Das Wetter - es war eines der dominierenden Themen beim 39. Memminger Stadtfest am Samstag.

    Kurz nach der Eröffnung durch Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger herrscht am Schupfnudel-Stand gähnende Leere. Dort trete ich jetzt meinen Dienst an; die Schürze ist umgebunden, der Pfannenwender zur Hand. Die Kundschaft lässt auf sich warten, aber das tut der Motivation meiner Verkäufer-Kollegen keinen Abbruch. "Hier gibts die besten Schupfnudeln der Welt", posaunt Robin Trebbe, Geschäftsführer der Memminger Karstadt-Filiale, in Marktschreier-Manier hinaus. Die Nummer zieht; ein Besucher will sich die kulinarische Köstlichkeit nicht entgehen lassen und ordert gleich zwei Portionen.

    Zu dieser Zeit ist der Marktplatz nie ganz leer - aber auch nie ganz voll. Wenige Stunden später sieht das anders aus: Die Regenwolken haben sich verzogen; dicht an dicht drängen sich nun Tausende Menschen. Ein Durchkommen ist nur langsam möglich. Je später es wird, desto ausgelassener tanzen, klatschen und johlen Dirndlträgerinnen und Männer in Lederhosen auf den Bänken und vor den Ständen.

    "Memmingen hat immer gute Schupfnudeln", sagt ein Mann zu mir. Und obwohl ich erst kurz zum Schupfnudel-Team gehöre und sich mein Beitrag an der Qualität der Ware in Grenzen hält, nehme ich sein Lob dankend an. Schon kommt der nächste Kunde vorbei, dem ich eine ordentliche Fuhre ins Porzellanschälchen lade. "Bitte sehr. Geschirrabgabe ist dann dahinten", sage ich und deute mit dem Finger in die entsprechende Richtung.

    Kurz darauf zieht ein brasilianisches Quartett am Stand vorbei. Mit großen Augen suchen die jungen Männer in der Pfanne nach etwas, das ihnen bekannt vorkommt. "Pasta", sagt Trebbe. "Bavarian Pasta", also bayerische Nudeln, schiebe ich hinterher und plötzlich scheinen die ausländischen Gäste zu verstehen, mit was sie es zu tun haben. "Schuu-uf-nuu-dl" liest einer der Vier von dem großen Schild über der Hütte ab. In gebrochenem Englisch fragt er, ob er ein Foto von uns samt der 60 Kilogramm schweren Pfanne machen darf. Wir posieren wie Starköche. Dann bestellt er eine Portion.

    Auf das Verhältnis kommt es an

    Robert Holzmann ist in der Schupfnudel-Bude fürs Verhältnis zuständig: Der Memminger hat ein Auge dafür, wie viele Nudeln auf wie viel Sauerkraut, Schmalz und Speck kommen. Und er weiß, dass die Nudeln "erst mal ein bisschen ziehen müssen", weil sie sonst zu fest sind.

    "Ein Prosit der Gemütlichkeit" singen die Musikanten am frühen Nachmittag, während ein neuer Regenschauer seine ersten Vorboten vom Himmel jagt. In Momenten wie diesen ist der Schupfnudel-Stand mit der wärmenden Pfanne im Rücken nicht der schlechteste Ort zum Verweilen - vorausgesetzt, der Fettgeruch lässt einen kalt.

    www.all-in.de/bilder

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