Das neue Abfall-Entsorgungszentrum bietet Landwirten ein zweites Standbein Marktoberdorf (aell). Manchmal herrscht im neuen Marktoberdorfer Wertstoffhof helle Aufregung. Wie an jenem Tag, als alle Mitarbeiter des Abfall-Entsorgungszentrums schnell zum Container für Kartonagen zusammensprangen, um einer sichtlich nervösen Frau zu helfen. Als sie ihre Kartons in den Behälter geworfen hatte, war der Haustürschlüssel aus Versehen gleich hinterher gerutscht. Angesichts des mehrere Meter langen Containers glich die Suche nach dem Schlüssel der Geschichte von der Stecknadel im Heuhaufen. 'Nach einer halben Stunde hatten wir das gute Stück endlich gefunden', erinnert sich Robert Frei, Leiter des Abfall-Entsorgungszentrums (AEZ), schmunzelnd.
Seit der Eröffnung vor zwei Monaten ist Frei am komplett umgebauten Wertstoffhof an der Schwabenstraße tätig. 'Das ist eine gute Möglichkeit für mich, den Beruf zu wechseln', hofft er. Denn seine Landwirtschaft in Aitrang werfe nicht genügend ab. Frei ist einer von zwölf Bauern, die bei der AEZ-Betreibergesellschaft beschäftigt sind.
Deren Geschäftsführer Franz Reiter ist zufrieden: 'Wir haben den Landwirten mit dem Wertstoffhof eine zusätzliche Einkommensquelle geschaffen.' Die Gmb H sei extra für diesen Zweck gegründet worden. Der Start in diese neue Aufgabe sei relativ unproblematisch gewesen, denn viele Landwirte verfügten über Erfahrung bei kommunalen Arbeiten.
'Finanzielles Zubrot'
Auch der Stöttener Landwirt Hermann Osterried arbeitet fast 30 Stunden pro Woche beim Marktoberdorfer AEZ: 'Heutzutage braucht man als Bauer ein finanzielles Zubrot'. Die Tätigkeit macht ihm viel Spaß, denn 'man kommt unter die Leute'.
Die Besucher des AEZ sind mit der Arbeit von Osterried & Co zufrieden: 'Der Service hier ist super', lobt zum Beispiel Dagmar Gerle aus Marktoberdorf das AEZ-Team. Auch von dem neuen Gebäude ist sie begeistert. Die Einbahnstraße durch das Gebäude vermeide Staus durch herumstehende Autos, wie es sie beim alten Wertstoffhof öfters gegeben habe.
Und das, obwohl der Wertstoffhof nach den ersten Erfahrungen um 15 Prozent stärker frequentiert wird als sein Vorgänger, berichtet Josef Mayr, stellvertretender Leiter der Abteilung Abfallwirtschaft beim Landratsamt. Dies hänge auch damit zusammen, dass an der Schwabenstraße Sperrmüll abgegeben werden kann. Dafür kämen viele Bürger aus dem südlichen Landkreis mit ihren alten Möbeln und anderem Unrat nach Marktoberdorf. Das Einzugsgebiet wachse immer weiter, so Mayr.
Doch die Bürger bringen nicht nur ihren Müll ins AEZ. Manches ist nach Meinung von Osterried einfach zu schade zum Wegwerfen. So hat der Mitarbeiter des Wertstoffhofes schon das eine oder andere Mal vermeintlichen Abfall nach Hause genommen. Darunter war zum Beispiel eine Werkstattlampe. 'Die war nagelneu', freut sich Osterried.
Fast die gesamte Wertstoff-Palette kann im AEZ abgegeben werden. Nur wer Problemmüll hat, muss weiter auf das spezielle Sammelfahrzeug warten, das regelmäßig im Landkreis unterwegs ist. Schwierigkeiten bei der Entsorgung der im AEZ angelieferten Sachen hätten bisher nur die Altkleider gemacht. Weil die Container übervoll waren, wurden die Kleidungsstücke einfach davor abgelegt. 'Da die Abholung einige Tage dauerte, mussten wir einiges wegwerfen, berichtet Osterried. Das soll nicht wieder vorkommen: 'Wir haben ein klärendes Gespräch mit den Abnehmern für Altkleider geführt', so Mayr.
Abgesehen von diesem Problem habe sich die Privatisierung gelohnt, sagt der Mann vom Landratsamt. Denn so könne der Landkreis Geld sparen. Auch die Bürger zeigten sich zufrieden mit der neuen Lösung.
Das bestätigt Monika Egger: Der neue Wertstoffhof sei eine 'wesentliche Verbesserung'. Und dank der langen Öffnungszeiten könne sie ihren getrennten Müll auf dem Weg zur Arbeit entsorgen.