Kempten (ham). - So schmeckt der Sommer: Sonne satt, Schwimmbad oder See - und dazu ein kühles Eis. Doch ausgerechnet für die Betreiber der Eisdielen hat das Ganze einen bitteren Beigeschmack: Steigende Personal-, Miet- und Energiekosten machen ihnen zu schaffen. Dennoch halten die Kemptener 'Eismeister' die Preise seit Jahren vergleichsweise stabil. Zwischen 60 und 75 Cent kostet die Kugel in den Cafés, bei denen sich die AZ umhörte - kein Vergleich mit anderen Städten. 'Mamma Mia! 90 Cent für eine Kugel Eis!' titelte eine Münchner Zeitung kürzlich. In der Landeshauptstadt verärgern stetig kletternde Preise das Publikum, Vor allem das Taschengeld der Kinder schmilzt wie Eis im Sonnenschein, wenn einzelne Kugeln bisweilen sogar einen Euro kosten. Das Thema avancierte gar zum Politikum: Der Deutsche Elternverein wurde auf den Plan gerufen, ebenso die Bayrische Sozialministerin Christa Stewens. Gefordert werden familienfreundlichere Preise oder Ermäßigungen für Kinder. Auch in Kempten gehören die Zeiten, in denen die Kugel Eis noch für 50 Pfennig zu haben war, längst der Vergangenheit an. Doch immerhin blieb das Preisniveau nach Angaben der Gastronomen in den vergangenen Jahren relativ stabil. 'Seit drei Jahren kostet die Kugel bei uns immer 70 Cent und wir haben auch nicht vor, den Preis zu erhöhen', berichtet Antonella Colle. 'Bei uns sind die Eispreise seit fünf Jahren auf dem gleichen Stand geblieben', erzählt Toni Matijevic - bei 60 Cent nämlich.
14 Stunden am Tresen Mit einigen wenigen Ausnahmen seien auch die Preise für Eisbecher konstant geblieben. Durchschnittlich 3,80 bis 4,30 Euro kostet der Bananen-Split, zwischen vier und sechs Euro der Erdbeerbecher. Eiskaffee schlägt mit 3,30 bis 3,80 Euro zu Buche. Unterschiede gebe es natürlich in Umfang und Qualität der Kreationen, wird allseits betont. Damit die Kunden für Stracciatella, Vanille, Zitrone nicht noch mehr berappen müssen, und trotzdem Gewinn erwirtschaftet wird, schauen die Inhaber nicht auf ihre Arbeitszeiten: 14 oder mehr Arbeitsstunden täglich, auch am Wochenende, seien die Regel. Und man muss alle Bereiche prüfen, in denen gespart werden kann, erläutert Dietmar Robatscher: 'Ich kaufe kaum fertige Produkte sondern verwende hauptsächlich frische Früchte für mein Eis. Und beim Obsthändler wird gefeilscht wie auf dem Basar.' Die Kugel Eis gibt es bei Robatscher für 60 Cent. Da viele Eisdielen im Winter geschlossen haben, sind die Betreiber auf die Einnahmen im Sommer angewiesen. 'Unsere Preise sind gleich geblieben, obwohl die Lieferantenkosten steigen. Wenn das Wetter dann so schlecht ist wie 2004, rechnet sich das Ganze einfach nicht', erzählt Diego Dal Pont. 'Die Miete macht uns kaputt'§, sagt ein andere Eisverkäufer. Zeitaufwand und Verdienst st+nden in keinem Verhältnis. In München unterhält der Italiener eine weitere Eisdiele. Dort seien die Leute allerdings eher bereit, ein wenig mehr für ihr Eis auszugeben. 80 Cent nehme er in der Landeshauptstadt für eine Kugel, in Kempten kalkuliert er mit 75 Cent. 'Und das, obwohl der Großhandel im Allgäu mehr kassiert als in München.'