Kaufbeuren (fro). - Die antike Römerstraße zwischen Kempten und Epfach hat im Ostallgäuer Bereich möglicherweise einen gänzlich anderen Verlauf als bislang angenommen. Das jedenfalls behauptet der Hobby-Archäologe Dipl.-Ing. Alfred Neumann. Neben Fragmenten der antiken Straße will er vor allem das umstrittene Römerlager Escone geortet haben. Im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLf V) 'ist man über jede Hilfe froh, aber das dauert eben, bis wir aktiv werden', so Dr. Hans Dietrich. Seit 1830 wurden vier mögliche Routen für die Strecke von Kempten nach Epfach ausgemacht. Diese Straße war die Querverbindung der Nord-Süd Alpentransversalen Chiavenna-Augsburg und Meran-Gauting. Die Lage der Straße geht auf die Peutingertafel zurück, gleichsam eine antike Straßenkarte, auf der die Kilometer zwischen Kempten und Epfach und eine Straßenstation namens Escone angegeben sind. Diese Station vermutete man bislang bei dem Weiler Echt am Auerberg. Die Streckenführung wurde damals von dem Kaufbeurer Kurat Christian Frank von Oberzell Richtung Bidingen, dann nördlich Marktoberdorf bis nach Aitrang vermutet. Für Neumann ist Escone aber niemals gefunden worden. Ausgangspunkt seiner Strecke war Oberzell. 'Frank konnte damals nichts finden und wich deshalb nach Süden aus', mutmaßt Neumann.
Er selbst suchte in Richtung Westen 'und am sechsten Tag fand ich einen verwachsenen Hohlweg. Danach entdeckte ich eher zufällig einen schnurgeraden Kiesstreifen unter einer Wiese. Das war typisch für die römische Bauweise'. Neumann fand dann immer wieder Stücke der alten Römerstraße. Von Oberzell ging es in gerader Linie zum Freyberg. Nach einem Knick führte die Straße nördlich an Biessenhofen und Hiemenhofen vorbei. Im Westen von Ruderatshofen bog sie dann nach Süden ab und führte südlich von Aitrang schließlich in das Langmoos. Von dort nach Kempten ist die Strecke ebenso bekannt wie von Oberzell in Richtung Gauting. 'Vor zwei Jahren hatte ich von Römerstraßen nichts verstanden. Nach 400 Stunden im Gelände und viel Arbeit zu Hause, kann ich aber jetzt etwas mitreden', findet Neumann. Er ist die ganze Strecke zu Fuß abgegangen, hat vieles auf Fotos dokumentiert und auf Katasterplänen übertragen. Neumann glaubt, dass Ausgrabungen am Freyberg seine These endgültig bestätigen würden. Im BLf D würde man der Sache nachgehen, allein es fehlt an Zeit und Geld. 'Außerdem werden wir akut nur tätig, wenn Denkmäler zerstört werden und wir haben fast 8000 Denkmäler in Schwaben zu betreuen', erklärt Dietrich vom BLf D. 'Uns ist aber bekannt, dass die Strecke recht dubios ist und wir eigentlich nicht genau wissen, wo sie entlang führt.' Aber eine sorgfältige Überprüfung von neuen Thesen muss sein, schließlich 'kann das eine Arbeit von mehreren Monaten werden'. Neumann jedenfalls ist von seiner Arbeit überzeugt und möchte sie demnächst auf einem Lichtbildvortrag in Kaufbeuren vorstellen. Die Stadt könnte noch ein besonderes Interesse daran haben, denn möglicherweise liegt die von Neumann vermutete Römersiedlung am Freyberg auf Kaufbeurer Boden.