Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Zwei Wahnsinnige im Tal des Todes

Allgäu

Zwei Wahnsinnige im Tal des Todes

    • |
    • |

    Anna Maria und Hannes Schneider radeln durchs Death Valley. Von Melanie Weisgerber Holzhausen Amerikaner, die sie unterwegs trafen, nannten sie 'the crazy Germans', die verrückten Deutschen. Anna Maria (48) und Hannes Schneider (52) spornte das nur noch mehr an. 800 Kilometer und 10 250 Höhenmeter brachten die Holzhausener im September auf dem Weg von Reno (Nevada) zum Death Valley (Kalifornien) hinter sich ­ per Fahrrad. Eine Herausforderung der Extreme für die kaufmännische Angestellte und den Regierungsamtsrat. Aber nicht die erste.

    Mit dem Mountainbike von Peru nach Bolivien, von Kanada nach Kalifornien und durch Vietnam, mit den Langlaufskiern durch Grönland, zu Fuß in Nepal unterwegs ­ die Schneiders lieben das Abenteuer. Heuer wollten sie wissen, wie das denn so ist, wenn man durch die Wüste radelt, jeweils mit acht bis zehn Kilo Gepäck beladen. Anna Maria Schneiders Bilanz: 'Ein ganz tolles Erlebnis.' Ein Erlebnis, das gut vorbereitet war ­ zu Hause halten sich die Schneiders vor allem mit joggen und radeln fit und intensivieren das Training vor jeder Tour.

    Passfahrten bis auf 3 500 Meter Höhe, als Kontrast der tiefste Punkt der USA, Badwater im Tal des Todes, 85 Meter unter dem Meeresspiegel. Erbarmungslose 50 Grad im Glutofen des Death Valley, dem heißesten Ort der Erde, mit Bodentemperaturen von mehr als 90 Grad ­ der Reisebericht, den ihr Mann nach dem knapp zweiwöchigen USA-Trip verfasst hat, lässt Unsportliche schaudern.

    Das Ehepaar startete seine ungewöhnliche Tour wenige Meilen von der Spielerstadt Reno entfernt auf dem berühmten Flume Ride, hoch über dem tiefblauen Lake Tahoe. Schon in den nächsten Tagen mussten die Beiden hart in die Pedale treten, passierten die höchsten Punkte auf der US 395 zwischen Mexiko und Kanada. Von vier- bis fünfstündigen Auffahrten berichtet Hannes Schneider. Auf den Pässen erwarteten ihn und seine Frau ungewohnte Hitze und heftige Gegenwinde, 'die die Räder fast zum Stillstand brachten'. Atemberaubend aber war auch die Landschaft.

    Was Anna Maria Schneider an solchen Mammut-Radtouren liebt, ist neben dem Gefühl der Freiheit der intensive Kontakt zu Land und Leuten. Aus vorbeifahrenden Autos wurden die Schneiders begeistert angefeuert, immer wieder boten ihnen Einheimische Hilfe an 'und einmal hatten wir quasi sogar Polizeischutz'. Kein Wunder, sie waren ja auch weit und breit die einzigen Radreisenden.

    'Hier oben Tagesgespräch'

    Besonders beeindruckte die Holzhausener, die unterwegs stets in Motels übernachteten, die 40 Kilometer lange Auffahrt zum 3500 Meter hoch gelegenen Ancient Bristlecone Pine Forest. Ein paar Autotouristen waren auch da. Und ein Parkranger, von dem die Radler hörten, sie seien 'hier oben das Tagesgespräch'.

    Immer näher rückte das Ziel, das Tal des Todes, immer brütender wurde die Hitze. Die Schneiders bereiteten die erste Nachtfahrt vor, starteten um 4 Uhr morgens und leisteten Schwerstarbeit beim Erklimmen des letzten Passes vor dem Death Valley. 900 Höhenmeter galt es zu überwinden. Bei Sonnenaufgang war es geschafft, bot sich ihnen ein unvergesslicher Blick auf das 1 500 Meter tiefer liegende Tal, auf 5 000 Quadratmeilen Mojavewüste.

    Glühende Sonne, glitzernde Salzflächen, Sanddünen, Mondlandschaften ­ 'wir fühlten uns großartig, mit der Wüste eins zu sein', so Hannes Schneider. Und dabei wurden die Radler leichtsinnig.

    Viel zu spät starteten sie in den nächsten Morgen, vertrödelten Zeit beim Fotografieren ­ während die Temperaturen stiegen. Schließlich waren die Wasserflaschen am Rad so heiß, 'dass wir sie kaum noch anfassen konnten'. Und da erinnerten sich die Schneiders daran, dass die Wüste auch heute noch unter den Unvorsichtigen ihre Opfer fordert, trotz diverser Wasserstationen und Übernachtungsmöglichkeiten. 'In der mörderischen Hitze verliert der menschliche Körper fast einen Liter Wasser pro Stunde.' Aber auch in dieser brenzligen Situation waren die Radler nicht allein, ein Auto hielt, wieder wurde ihnen Hilfe angeboten ­ 'und die Leute fragten, ob sie uns Wahnsinnige fotografieren dürften'.

    Um die Mittagszeit erreichten die Schneiders schließlich ihr Ziel, inzwischen wurden im Schatten 50 Grad gemessen. 'Die einzigartige Schönheit der Wüste, der Backofen, mit dem Rad erlebt, das war eine Erfahrung ohnegleichen.'

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden