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Zwei Marktoberdorfer auf den Spuren der Tibeter

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Zwei Marktoberdorfer auf den Spuren der Tibeter

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    Fern der Zivilisation über den Himalaya gelaufen Marktoberdorf/Tibet (az). Vor fünf Jahren trafen Helena und Zdenek Kolar aus Marktoberdorf zum ersten Mal auf Tibeter: In Namche Bazar, einem Markt unterhalb des Mount Everest, sahen sie die wildblickenden Gestalten mit türkisen und roten Korallen im schwarzen, geflochtenen Haar. Die faszinierenden Menschen erzählten, wie sie mit ihren Lasttieren ­ den langhaarigen Yak-Rindern ­ auf der uralten Salzstraße von der tibetischen Hochebene nach Nepal gekommen waren. Da wurden die Marktoberdorfer neugierig: Wie die Tibeter wollten sie den Himalaya durchqueren - über den 5720 Meter hohen Nanga-La-Pass, eine der wenigen Verbindungen über das höchste Gebirge der Welt.

    Doch bis zur Erfüllung dieses Wunsches galt es noch viele Steine aus dem Weg zu räumen: 'Das von China besetzte Tibet ist ein politisch sensibles Land', erzählen die Kolars. Individualreisen würden von der chinesischen Regierung nicht gern gesehen. Trotzdem wollten es die Marktoberdorfer wagen: alles selbst organisieren und auch die gesamte Ausrüstung selber tragen.

    Ein Jahr Vorbereitung

    Nach einem Jahr Vorbereitung ist es soweit: Die Kolars fliegen nach Lhasa, der alten Hauptstadt von Tibet. 'Die chinesische Oberherrschaft ist dort nicht zu übersehen', schildern sie. Nur noch einige Gebäude erinnern an das alte, eigenständige Tibet ­ doch wenigstens bekommen die Marktoberdorfer eine Audienz beim höchsten Geistlichen, dem Lama. Sie überbringen ihm Grüße des Tibet-Hauses Rabten Dschampaling in Leuterschach und Geschenke der Marktoberdorfer Firma Rösle, darunter auch sieben Edelstahlschüsseln ­ die richtige Anzahl für Opfergaben. 'Der Lama freute sich, segnete uns und wir durften mit ihm Buttertee trinken', erinnern sich die Weitgereisten.

    An die Höhe gewöhnen

    Nach einer viertägigen Bergtour, um sich an die Höhe zu gewöhnen, geht es mit dem Jeep los, Richtung Himalaya. 'Die Landschaft ist bergig, baumlos und unermesslich weit', beschreibt Kolar. Wie vor hundert Jahren würden die kargen Äcker dort mit Yaks gepflügt. Entäuscht sind die Marktoberdorfer angesichts zerstörter Klöster und heruntergekommener tibetischer Stadtteile: 'Aber die Leute sind freundlich und neugierig.'

    Noch kurz besucht das Marktoberdorfer Ehepaar einige Gipfelstürmer im Basislager des Mount Everest, dann beginnt das Abenteuer Richtung Westen: Für acht Tage verlassen die Kolars die Zivilisation und sind ganz auf sich allein gestellt. Auf dem Weg beobachten sie Bergsteiger, die den Achttausender Cho Oyu besteigen. Auch selbst schnuppern die Kolars Gipfelluft: Über steile Berghänge und Schneefelder besteigen sie den 6061 Meter hohen Balung Ri.

    Auf dem Karawanenweg geht es weiter. Einzig die Spuren der Yaks ­ oftmals nur deren 'Hinterlassenschaften' ­ weisen Kolars den Weg durch Grassteppen, durch steinige Moränenlandschaft und über Gletscher. Ein Steinhaufen markiert schließlich den 5720 Meter hohen Nangpa La-Pass zwischen Tibet und Nepal ­ der Höhepunkt der Reise. Bald lassen die Kolars den Gletscher hinter sich, irren tagelang durch das Labyrinth der Moränenhügel. Über das Kloster Tengpoche erreichen die Marktoberdorfer ihr Ziel, Namche Bazar, im Zentrum Nepals. Dort sehen sie zum letzten Mal Tibeter: Sie bieten Yakbutter, getrocknetes Fleisch und zunehmend chinesische Waren an. Die Kolars wandern noch sechs Tage durch Nepal, durch blühende Rhododendronwälder, über Hängebrücken und an Reisterrassen vorbei. Dann kehren sie nach Kathmandu zurück. Trotz der Strapazen denken sie gern an die Reise: 'Wir haben das geheimnisvolle Land hinter dem Himalaya, die freundlichen Tibeter und ihre vom Untergang bedrohte Kultur und Religion besser kennen gelernt.'

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