Landkreis will Arbeitsplätze sichern Kompromiss gesucht Von Ulrich Weigel Sonthofen/Hindelang Die private Allgäu-Clinic in Hindelang bleibt in wirtschaftlicher Schräglage. Die DG-Bank als Hauptkreditgeber hat einen Zwangsverwalter eingesetzt, während sich der Landkreis vorbereitet, den Betrieb im Notfall zu übernehmen, um alle Arbeitsplätze zu sichern. Kaufmännischer Leiter Björn Nissen spricht von einer angespannten Situation. E Wirtschaftlich zu betreiben Zur Insolvenz muss es laut Inhaber Dr. Robert Bachmann nicht kommen. Auch eine enge Zusammenarbeit der Allgäu-Clinic mit den Kliniken Oberallgäu des Landkreises könne Betrieb und Patientenversorgung sichern. Für Bachmann wäre der reibungsloseste Weg, die Allgäu-Clinic über die bisherige Gesellschaft fortzuführen zum Beispiel unter Beteiligung des Landkreises. Dann müssten die Versorgungsverträge der Krankenkassen nicht neu beantragt werden. Denn die würden beim Trägerwechsel den Bedarf überprüfen. Nur wenn der weiter besteht, gibts neue Verträge. Den Kassen liegt daran, dass es in der Allgäu-Clinic weiter Naturheilverfahren gibt. Auch die Kliniken Oberallgäu wollen das und daher mit Bachmann über die künftige Zusammenarbeit verhandeln, so Andreas Ruland, Assistent der Geschäftsführung. Eine Einbindung Bachmanns in die Gesellschafter-Struktur sei aber nicht gewünscht. Bachmann dagegen betont: Ich bin zur Kooperation bereit, aber es muss für alle Beteiligten sinnvoll sein. Doch egal, wer den Betrieb fortführt, die Allgäu-Clinic werde völlig ruhig weiterlaufen. Selbst eine Insolvenz schlage sich nicht auf Patienten oder Mitarbeiter nieder. Die DG-Bank drängt als Übergangslösung auf einen Geschäftsbesorgungsvertrag: Die Kliniken Oberallgäu sollen treuhänderisch die Klinik verwalten, bis alle notwendigen Verträge unter Dach sind.
Die Bank hat nun einen Zwangsverwalter eingesetzt. Die Dr. Bachmann Besitz Gmb H kann nun ohne Zustimmung die Immobilie nicht vermieten oder zum Beispiel Inventar verkaufen. Das berührt nicht die Dr. Bachmann Betriebs AG, die sich um den normalen Klinik-Betrieb kümmert. Ein Hintergrund dürfte sein, dass offenbar vor kurzem aus Betriebsräumen (wie Notfallstation und OP-Bereich) Gegenstände im Wert von etwa 200000 Mark gestohlen wurden. Deshalb hätten geplante Operationen ausfallen müssen, sagt Bachmann, der bei der Kripo Kempten Strafanzeige gestellt hat. Allein dadurch sei der Allgäu-Clinic ein Schaden von rund einer Million Mark entstanden. Liquidität war schon schlechter Der kaufmännische Leiter Nissen setzt sein Augenmerk darauf, mit dem verfügbaren Geld Personal und wichtigste Lieferanten (vor allem Medikamente und Pflegeartikel) zu bezahlen. Das geht zu Lasten anderer Firmen, die angeblich bis zu sechsstellige Forderungen offen haben. Unsere Liquidität war schon schlechter, betont Nissen. Ein Grund mag die Hilfe sein, die es jetzt aus der Bad Wörishofener Klinik gab. Sie gehört ebenso zu Dr. Bachmann Betriebs AG und machte zuletzt Gewinn. Auch personell ist die Allgäu-Clinic in gefährlichem Fahrwasser: Weil sechs Pflegekräfte gekündigt haben, kann die Klinik weniger Menschen behandeln als Betten bereit stehen. Examinierte Pfleger seien dringend gesucht. Im Vorjahr hatte die Geriatrie durchschnittlich 61 Patienten. Der September-Schnitt liegt bei 42, Mitte der Woche waren es nur 38 Patienten. Der Umsatz-Einbruch wirkt sich auf die Finanzlage im Oktober aus.