Buchloe (jus). In einem Wohnhaus bricht ein kleines Feuer aus, Rauch entsteht und giftige Gase treten aus. Durch plötzliche Sauerstoffzufuhr, beispielsweise beim Öffnen einer Tür, entzünden sich die Schwelgase und plötzlich steht der gesamte Raum in Flammen. Temperaturen von bis zu 800 Grad entwickeln sich. Rauchgas-Durchzündung (englisch: 'Flashover') nennen Experten dieses Phänomen, mit dem Feuerwehrleute bei nahezu jedem Gebäudebrand konfrontiert sein können. 24 Mitglieder der Feuerwehr Buchloe probten deshalb diese Woche in einem speziellen Übungs-Container das richtige Verhalten beim 'Flashover'. 'Der Trainings-Container bietet Atemschutzträgern die Möglichkeit, das Entstehen eines Brandes unter kontrollierten Verhältnissen zu beobachten und diesen schließlich zu bekämpfen', so der Kommandant der Buchloer Feuerwehr, Helmut Weiß. Es sei sehr selten, dass man Gelegenheit erhalte, unter solch realen Bedingungen zu üben. Weiß: 'Es gab eine Vorlaufzeit von rund zwei Jahren, um den Container nach Buchloe zu bekommen.'Betreiber der mobilen Übungsanlage, die drei Tage Station in der Gennachstadt machte, ist der Landesfeuerwehrverband Bayern mit Unterstützung der Versicherungskammer Bayern. Ausbilder Dominik Iberl erklärte den Teilnehmern zunächst die richtige Vorgehensweise bei einem 'Flashover' sowie den Einsatz und die richtige Dosierung des Löschwassers. Wichtig ist dem Spezialisten aber auch, die Floriansjünger anzuleiten, die körperlichen Grenzen der Hitzebelastung und die Wirkung ihrer Schutzkleidung bewusst auszuloten. Nach einer weiteren theoretischen Einführung über Brandverläufe in Innenräumen und einem Sicherheitscheck der Ausrüstung ging es dann endlich los: Iberl entzündete in dem rund acht Meter langen und zweieinhalb Meter breiten und hohen Übungscontainer ein Feuer.
'Reale Situation''Durch die Wärmeeinwirkung beginnen die Spanplatten an den Innenseiten auszugasen und liefern somit die Basis für die spätere Rauchentwicklung', erläuterte der Ausbilder und fügte hinzu: 'Durch die äußerst schwierigen Sichtverhältnisse wird eine reale Situation erzielt.' Die Teilnehmer betraten den Raum und es dauerte nicht lange, dann konnten sie sich nur noch kriechend voran bewegen. 'Die Hitzeeinwirkung ist enorm, je höher man sich befindet. Nur am Boden ist es auszuhalten', schilderte später Teilnehmer Günter Forstner. Dunkler Qualm stieg aus dem Container, während die Wehrmänner drinnen gegen Rauch und Flammen kämpften. Nach etwa einer halben Stunde war das Feuer gelöscht, die Teilnehmer stiegen aus dem Container und legten erschöpft ihre Schutzkleidung ab. 'Wahnsinn, das ist schlimmer als in der Sauna', hörte man einen Teilnehmer stöhnen. Anhand der Aufzeichnungen einer Wärmebildkamera, die ein Feuerwehrmann mit in die 'Flammenhölle', wie die Übungssituation von Experten genannt wird, genommen hatte, wurde im Anschluss der Einsatz analysiert. 'Es ist wichtig, dass es solche realitätsnahen Übungen gibt', betonte Helmut Weiß. Dadurch erhöhe sich die Sicherheit der Feuerwehrleute beim Einsatz wesentlich. 'In der Vergangenheit gab es leider immer wieder zahlreiche Unfälle von Einsatzkräften. Diese gilt es mit solch einem Training und nicht erst bei einem Einsatz zu reduzieren', so der Buchloer Kommandant. Ein Lerneffekt hat sich laut Feuerwehrmann Forstner bei den teilnehmenden Atemschutzgeräteträgern in jedem Fall eingestellt: 'Wir hatten alle Respekt vor der gewaltigen Wirkung des Feuers.'