Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Zur Stelle, wenn Not am Mann ist

Allgäu

Zur Stelle, wenn Not am Mann ist

    • |
    • |

    von Veronika Krull Burgberg. - Für den neuen Computerraum der Grundschule Burgberg hat Norbert Schaidnagel sämtliche Tischplatten zugeschnitten und aufgestellt. Für die Schülerbücherei hat er die Regale besorgt und installiert. Er hat mit angepackt beim Renovieren der Toilettenanlage und beim Streichen von Klassenzimmern. Bei der Umgestaltung des Pausenhofes hat er ebenfalls in die Hände gespuckt. Nun ist Norbert Schaidnagel aber nicht etwa der Hausmeister der Schule, sondern 'nur' Elternbeiratsvorsitzender. Sein überdurchschnittliches Engagement erklärt er ganz einfach so: 'Mir macht das Spaß.'Schon als die beiden Töchter in den Kindergarten gingen, war es für den Möbelverkäufer selbstverständlich, 'hier' zu rufen, wenn Tatkraft gefragt war. So half er unter anderem , einen Spielhügel für die Kleinen zu gestalten. Dies geschah letztendlich zum Leidwesen der älteren Tochter Sara-Lena (11), die just den Kindergarten verließ, als der Hügel fertig war. Auch ihre jüngere Schwester Jana (9) mault schon jetzt wegen dem Papa: Wechselt sie doch auf eine andere Schule, wenn im Sommer der Pausenhof in neuem Glanz erstrahlt. Fast jeden zweiten Tag schaut Norbert Schaidnagel (49), der vor einem knappen Jahr arbeitslos wurde, in der Schule nach dem Rechten. Rektorin Barbara Herlein weiß, dass sie sich auf den Aktivisten verlassen kann, und der Hausmeister, der überdies die Turnhalle und den Kindergarten betreut, ist froh, wenn man ihm Arbeit abnimmt.

    'Es geht gar nimmer anders', hat der gelernte Heizungsbauer die prekäre finanzielle Lage erkannt. Da reicht es oftmals nur noch für den Kauf von Material - ein paar Eimer Farbe hier, ein paar Vorhänge dort. Den Pinsel schwangen Schaidnagel und ein halbes Dutzend Freunde, um zwei 'trostlose' Klassenzimmer pfirsichfarben und wohnlich zu gestalten. Bei den Vorhängen hat er die zahllosen Gardinenröllchen eingefieselt und sie anschließend in die Schienen gebracht. Und nach den Renovierungsarbeiten haben er und sein Team auch noch den Reinigungskräften geholfen, das Schulhaus von Staub zu befreien. Norbert Schaidnagel, der in diesen Tagen gemeinsam mit seiner jüngsten Tochter einen 'runden' Geburtstag feiert, ist aber nicht nur zur Stelle, wenn es etwas zu werkeln gibt. Er kümmert sich auch um das 'Catering' bei verschiedenen Schulfesten oder zur Schuleinschreibung und meldet sich zum Teekochen für 180 Schüler, wenn die jährliche Skiwoche ansteht. In der Vorweihnachtszeit bestellt er einen Adventskranz, den er dann natürlich auch aufhängt, und ordert den Christbaum. Doch damit nicht genug. Auf Wunsch von Rektorin Herlein beteiligt sich Schaidnagel auch an der allgäuweiten 'Evaluation' von Grundschulen, indem er als Vertreter der Eltern mit Pädagogen die Qualität des Unterrichts beurteilt. Für jede Schule sind fünf Besuchstage vorgesehen, 'ein Wahnsinnsaufwand', wie der Helfer festgestellt hat. Im Sommer, wenn auch seine jüngste Tochter die Grundschule verlässt, wird Sdort beenden. Ob er sein Engagement dann auf das Sonthofer Gymnasium überträgt, wo bereits Sara-Lena fleißig lernt, will er auf sich zukommen lassen. Außerdem versucht Schaidnagel, sich in der Möbelbranche selbstständig zu machen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden