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Zur Genesung in den Gärkeller

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Zur Genesung in den Gärkeller

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    Zur Genesung in den Gärkeller
    Zur Genesung in den Gärkeller Foto: Mathias Wild

    "Früher sahen manche Brauer als Letztes eine brennende Kerze", erzählt Frank Braun, Betriebsleiter der Aktienbrauerei Kaufbeuren. Kurz darauf starben sie an einer Kohlendioxidvergiftung im Gärkeller. Das Gas entsteht bei der Gärung von Bier, muss aber nicht immer tödlich sein. Denn bei besserer Luftzirkulation kann es auch eine heilende Wirkung haben: So nutzten Patienten dieses Klima bis vor rund 25 Jahren in der Aktienbrauerei, um Atemwegserkrankungen zu kurieren.

    Heilsames aus dem Bottich

    "Gärkeller von Brauereien wurden traditionell genutzt, da sie eine Heilwirkung für die Atemwege haben", erklärt Braun. Allerdings gilt das nur für offene Gärbottiche - doch die gibt es kaum noch. Heutzutage wird Bier nämlich zumeist in geschlossenen Edelstahlbehältern gegärt und gebraut. Dabei werden zunächst Wasser und Malz, später Hopfen in mehreren Schritten verarbeitet. Schließlich wird die entstandene Würze abgekühlt und je nach Biersorte eine passende Hefekultur dazu getan. "Die Gärung ist der wichtigste Schritt beim Brauen", weiß Braun. Die dabei entstehende alkoholische Gärung setzt dann unter anderem Kohlendioxid frei. Das Gas ist zwar mit 0,5 Prozent auch noch im Bier, doch während der Gärung entweicht eine zehnfache Menge.

    "Im Mittelalter starben Brauer deshalb noch in dem Kohlensäuresee", erzählt Braun. Denn Kohlensäure ist schwerer als Sauerstoff und sinkt nach unten. Eine Kerze konnte den Brauer dabei nicht helfen den Gasgehalt festzustellen, denn das Feuer brenne auch noch, wenn der Mensch erstickt ist. Einige findige Brauer nahmen deshalb Dackel mit zur Probe in den Gärkeller: Fiel das Tier tot um, hieß es, schleunigst den Raum zu verlassen, so Braun. Doch aus der Vergangenheit lernten die Bierbrauer. Neuere Belüftungssysteme machten den Aufenthalt im Gärkeller weitgehend ungefährlich - die Aktienbrauerei hat auf dem Afraberg seit 1807 einen Gärkeller und seit Mitte der 1880er Jahre dort ihren Brauereistandort.

    Wann die ersten Kranken in die Gärkeller der Brauerei geschickt wurden, ist nicht bekannt. Die Medizin entdeckte zunächst Seebäder, das Hochgebirge und schließlich Gärkeller als Orte, die Asthma, Bronchialerkrankungen oder Keuchhusten kurieren helfen. Dabei reize oder animiere das Reizklima den Stoffwechsel und die Gesamtaktivität des Körpers, was sich positiv auswirken soll.

    Vor 25 Jahren wurden die offenen Gärbottiche bei der Aktienbrauerei abgeschafft. Dennoch gebe es noch sporadische Anfragen, ob der Gärkeller gleichsam als Kuraufenthalt nutzbar sei. Doch das komme in Kaufbeuren höchstens theoretisch für den Weizenkeller in Betracht. Allerdings habe die Aktienbrauerei noch einen offenen Gärkeller: in Holzhausen bei Buchloe. Dort braut sie in einer alten kleinen Brauerei ein Landbier. Das wäre im Notfall eine günstigere Alternative zu Rügen oder Wyk auf Föhr als Kurort.

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