Beim Thema Schalldämpfer hat man sofort das Bild von Mafia-Killern oder Geheimagenten aus Filmen vor Augen. Kaum hörbar schießen sie mit einem leisen 'Plopp' auf ihre Gegner. 'Das ist ein völlig falsches Bild', sagt Wolfgang Runge, zweiter Vorsitzender des Kreisjagdverbands Oberallgäu.
Ihm liegt das Thema besonders am Herzen. Denn die falschen Vorstellungen führten seiner Meinung nach dazu, dass seine Kollegen jahrelang mit dem Staat rangen, Schalldämpfer benutzen zu dürfen. Nun haben das Bayerische Innen- und Forstministerium eingelenkt und die Kreisämter angewiesen, Anträge für Schalldämpfer zu genehmigen.
Mehr als die Hälfte der ihm bekannten Jäger hätten einen "Knallschaden", sagt Runge. Soll heißen: Viele haben wegen der lauten Gewehrschüsse Probleme mit ihren Ohren. Denn bei den von Jägern verwendeten Waffen sei der Schuss besonders laut. Bis zu 170 Dezibel hat ein solcher Schuss. Zum Vergleich: Verkehrslärm erreicht 75 Dezibel, ein Presslufthammer 120. Dazu kommt, dass Gewehre direkt neben dem Ohr abgefeuert werden.
Diese hohe Lautstärke hängt laut Runge mit der Geschwindigkeit des Geschosses zusammen: "Wir schießen mit etwa dreifacher Schallgeschwindigkeit." Soll der Knall leiser sein, dürfte die Kugel nur etwa ein Drittel der Geschwindigkeit haben. Für die Jagd sei das aber zu langsam. Ein Dämpfer dagegen lenkt den Schall vom Schützen weg, ohne die Geschwindigkeit zu beeinträchtigen. Bis zu 25 Prozent leiser sei das.
Dazu Eric Beißwenger, jagdpolitischer Sprecher der CSU: "Die Erlaubnis von Schalldämpfern ist ein Gewinn für die Gesundheit unserer Jäger." Willkommene Nebeneffekte sind ein geringerer Rückstoß und fehlendes Mündungsfeuer, das vor allem in der Dämmerung und nachts den Jäger blende. "Ein Schalldämpfer hat bei der Jagd also nur Vorteile", sagt Runge.
Nicht ganz so euphorisch ist dagegen der Vorsitzende des Kreisjagdverbandes Kempten, Manfred Werne: "Ich glaube nicht, dass sich viele einen Dämpfer kaufen werden." Aus seiner Sicht lohne sich das nur für Jäger mit großem Revier, weil die besonders oft schießen. Gerade dann sei aber der Faktor Gewicht besonders wichtig. "Wenn man sein Gewehr den ganzen Tag über der Schulter trägt, zählt jedes Gramm." Dazu kommt, dass Schalldämpfer nicht auf allen Gewehrarten montiert werden können. Von den Kemptener Jägern jedenfalls höre Werne bisher nur: "So epps brauch i id."
In einem sind sich der Kemptener und der Oberallgäuer aber einig: Beide bezweifeln, dass die Erlaubnis von Schalldämpfern Wilderern das Leben leichter macht. Weil ein Dämpfer den Knall nur umleitet, sei der Schuss nämlich nach wie vor im Wald zu hören. Außerdem würden Wilderer von Haus aus leisere Waffen verwenden und sich den Dämpfer im Zweifel einfach selbst bauen.
Kopfhörer oder Ohrstöpsel sind laut Runge übrigens keine Alternative: Ausreichender Gehörschutz wirke nämlich nicht nur gegen den Knall. Auch raschelnde Schritte der Tiere oder knackende Äste höre man nicht mehr. Das sei für die Jagd aber unabdingbar.