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Zum ersten Geburtstag ein zweites Leben

Probstried

Zum ersten Geburtstag ein zweites Leben

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    Zum ersten Geburtstag ein zweites Leben
    Zum ersten Geburtstag ein zweites Leben Foto: Familie Kinzer

    Der Name Luis bedeutet Kämpfer - und ein Baby aus Probst-ried (Oberallgäu) hat ihn sich redlich verdient: Beinahe sein ganzes kurzes Leben kämpft dieser Luis bereits gegen Leukämie (wir berichteten). Mit drei Monaten schon kam er deswegen ins Krankenhaus. Am 12. Juni nun wird er ein Jahr alt. Was er geschenkt bekommt? Das, was sich alle am meisten für ihn wünschen: ein zweites Leben.

    "Seit Donnerstag ist Luis in der Einheit", berichtet seine Mutter Ursula Kienzler. Das ist ein steriler Raum, in dem die Stammzellentransplantation erfolgt. Dort bekommt er derzeit eine letzte Chemotherapie, die sein Immunsystem quasi ausschaltet, damit Ende nächster Woche die Stammzellen übertragen werden können. "Der Eingriff an sich, dieser Tag, dem man so lange entgegen gefiebert hat, ist dann recht unspektakulär", sagt Ursula Kienzler. Denn Luis erhält die Leben rettenden Zellen einfach per Bluttransfusion. Danach heißt es rund 30 Tage abwarten. In dieser Zeit sollten die fremden Zellen in Luis Körper wachsen und sein Blutbild stabilisieren. Hat das geklappt, darf der kleine Junge nach Hause.

    "Jetzt wird alles gut", ist seine Mutter überzeugt. "Luis hat schon so viel geschafft. Die Krankheit war ein langer Weg. Aber jetzt ist ein Ende absehbar." Ihre Hoffnung ist berechtigt. Denn gerade bei Kindern ist Leukämie gut heilbar - auch wenn die Krankheit bei Säuglingen eher selten sei. Trotz aller Zuversicht bleibt sie aber auch realistisch: "Keiner weiß konkret, ob es funktioniert." Der unbekannte Spender - den sie gerne kennenlernen würde - passe zwar in neun von zehn Gewebemerkmalen zu Luis. Doch es habe schon Abstoßungen bei einem Verhältnis von 10:10 gegeben.

    Über die Vorgänge rund um Luis Krankheit hat die 34-Jährige auch ihre beiden sechs und acht Jahre alten Töchter aufgeklärt. "Ich finde es wichtig, ihnen das verständlich zu machen", sagt sie. Entscheidend sei in so einer Situation zudem, dass keiner in der Familie zu kurz kommt und man auf sich selbst achtet. "Das Kind spürt, wenn die Eltern positiv denken und weiß dann, dass es sich zu kämpfen lohnt", ist Ursula Kienzler überzeugt.

    Zusammenhalt kennengelernt

    Rückblickend gewinnt sie dem Schicksalsschlag sogar positive Seiten ab: "So eine Krankheit trifft eine Familie hart. Es ist als würde man in einen Albtraum fallen. Aber man muss funktionieren und irgendwann begreift man, dass das Leben nicht vorbei ist, sondern nur anders", beschreibt sie. Durch die Krankheit habe sie viele Erfahrungen gemacht.

    Sie habe Freunde gefunden, Zusammenhalt kennengelernt, begriffen, wie oberflächlich manche Dinge sind und wie wichtig Gesundheit ist.

    Allein aber, so sagt sie, hätte sie es nie geschafft. "Wir haben so viel Hilfe erfahren" - sei es von Freunden, aus der Gemeinde, der Kinderkrebsstation Schwabing, der Stiftung Aktion Knochenmarkspende, die die Typisierungsaktion durchführte, oder durch rund 8000 Fremde, die sich dabei registrieren ließen. "Als ich diese Zahl gehört habe, war ich fassungslos", erinnert sich Ursula Kienzler. "Ich kann nicht genug danken für all das Interesse."

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