Ja, sagt Peter Kraus, die Männer könne er auch mit geschlossenen Augen erkennen: "Wir haben sehr starke Tenöre." Immerhin hat der Kirchenmusiker den Klang schon seit zwölf Jahren im Ohr. Damals betrat der 49-Jährige "absolutes Neuland", als er die Leitung des Männerchores "Eintracht" Burgberg übernahm.
Kraus, Musikchef in der Pfarreiengemeinschaft "Maria Heimsuchung" in Sonthofen, hatte Erfahrungen mit einem Kirchen-, Gospel- und Kinderchor. Doch ein Männerchor funktioniere "von der Satztechnik" anders und singe natürlich auch weltliche Stücke. Freilich kein echtes Problem für den Chorleiter, mag er privat doch Bach ebenso wie Blues und Bebop.
Geistliche Lieder stehen zwar auch auf dem Programm des Burgberger Ensembles, aber das Repertoire schließt traditionelle Werke wie das "Schifferlied" von Friedrich Silcher ebenso ein wie klassische Stücke - etwa den "Jägerchor" aus dem "Freischütz" - oder Schlager von Udo Jürgens. "Mit 66 Jahren" und "Aber bitte mit Sahne" zählen zu den Lieblingsliedern der 33 Sänger, erzählt der Vorsitzende Reinhard Raab. Für den 58-jährigen Berufssoldaten im Ruhestand, seit 1982 im Chor, ist Singen "etwas Schönes".
Raab, der seit der Schulzeit in Chören mitgewirkt hat, schätzt aber auch die Kameradschaft unter Gleichgesinnten.
Die Gemeinschaft steht für den zweiten Tenor Conny Jordan (71) sogar an erster Stelle: "Das ist das Wichtigste am Chor." Der ehemalige Werbeleiter wohnt seit rund 30 Jahren in Burgberg und hat sich damals eine Woche nach dem Umzug im Chor gemeldet, um Anschluss zu finden. Zwar habe es ein bisschen Zeit gebraucht, bis er mit den Allgäuern warm wurde, aber heute möchte er den regelmäßigen Austausch von Lebens- und Berufserfahrungen nicht mehr missen: "Einer ist für den anderen da."
Damit die Chorharmonie auch in der Musik erhalten bleibt, geht Peter Kraus, der in Regensburg die "päpstliche Hochschule für Kirchenmusik" besucht hat, stets mit Bedacht ans Werk. Als Sänger habe er so viele Chorleiter erlebt, die aus der Haut gefahren seien, dass er sich selber Gelassenheit verordnet habe. Schon zu Probenbeginn spürt Kraus die Stimmung: So gehe Regenwetter "richtig auf die Stimme". Kritik bringe er "auf die nette Art" an, und wenn er merke, "jetzt kippt die Stimmung", dann beende er die Probe. "Oder es gibt ein Scherzlied zur Auflockerung", lächelt Jordan.
Bei der Einstudierung eines neuen Chorsatzes legt Kraus großen Wert auf die "rhythmische Stabilität" und die "deutliche Aussprache". Er versucht darüber hinaus, mit seinen Männern den Charakter eines Liedes zu erarbeiten. "Was muss das Stück mit dem Zuhörer machen? Ihn aufputschen, freudig stimmen oder zum Nachdenken bringen?" Wichtig ist Kraus auch, dass die Sänger während des Vortrags nicht in den Noten "hängen", sondern Augenkontakt mit ihm, aber auch zum Publikum haben.
Und wer weiß: Vielleicht fühlt sich dann ja auch der eine oder andere angesprochen, im Chor mitzusingen. Denn über stimmkräftigen Nachwuchs würde sich der Chor sehr freuen. Im Alter, so Vorsitzender Raab, ließen doch Leistung, Kondition und Aufnahmefähigkeit nach. Neue Mitglieder, idealerweise im Alter zwischen 30 und 50 Jahren, seien jederzeit willkommen.
Notenkenntnisse, betont Raab, seien kein Muss: "Das lernt man im Chor."
Eigens zur Nachwuchswerbung veranstalten die Sänger drei Abendserenaden in Burgberg: am 8. Juli (Marktplatz), am 22. Juli (Gasthof "Löwen") und am 29. Juli (Marktplatz), jeweils um 19.30 Uhr. Die Konzerte werden durch Gastgruppen unterstützt.
Informationen bei Reinhard Raab, Telefon 08321/4361, oder im Internet unter www.maennerchorburgberg.de