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    Salut für die 'Kempten'Letzte Fahrt des Dampfers ­ Schicksal weiter offen. Von Markus Raffler und Regine Klett Kempten/Konstanz Die MS 'Kempten' hat ihre letzte Fahrt angetreten: Der Veteran der Bodensee-Flotte wurde jetzt von Konstanz aus zu einer Werft im österreichischen Vorarlberg geschleppt. Dort soll das Passagierschiff erst einmal 'ausgeweidet' werden. Endgültig besiegelt ist das Schicksal des 47 Meter langen und rund 100 Tonnen schweren Riesen aber noch nicht: Laut Bodensee-Schiffsbetrieben (BSB) gibt es zwei Interessenten für den 1931 gebauten Veteranen ­ und die könnten die 'Kempten' im letzten Moment vor dem Schneidbrenner bewahren.

    Wie berichtet, waren in der Vergangenheit alle Versuche fehlgeschlagen, eine neue Nutzung für das ausrangierte Passagierschiff zu finden ­ was in erster Linie an den hohen Sanierungskosten lag. Zuletzt war, angestoßen von der Marine-Kameradschaft Kempten, sogar über einen Liegeplatz nahe der Kemptener Spinnerei & Weberei nachgedacht worden.

    Die letzte Fahrt der MS 'Kempten' begann an ihrem Dauerliegeplatz im Konstanzer Hafen. Zum Abschied gab es sogar einen Salut, abgefeuert von einem Mitarbeiter der Bodensee-Schiffsbetriebe. Fest vertäut an der jüngeren 'Konstanz' wurde der Veteran zum Vorarlberger Ufer geschleppt. Genau genommen wurde das ramponiert aussehende Schiff nicht geschleppt, sondern 'geschoben'.

    Zwei Interessenten

    Auf der Werft in Fussach soll nun die endgültige Entscheidung über das weitere Schicksal des einstigen Nobel-Kreuzers fallen. 'Das Schiff wird nicht gleich abgewrackt', versichert BSB-Geschäftsführer Dieter Bögle. Erst wenn die gesamte Innenausstattung entfernt und der Stahlkörper freigelegt sei, könne beurteilt werden, in welchem Zustand sich die 'Kempten' befindet, und 'ob das Schiff noch eine Chance hat'. Denn noch stünden zwei ernsthafte Interessenten bereit, verrät Bögle.

    Schiffskenner sind überzeugt, dass hinter dem abgebröckelten Lack ein gut erhaltener Rumpf steckt. Vier bis fünf Millionen Mark sind nach Schätzungen fällig, sollte das Schiff mit seinen beiden 230-PS-Motoren fahrbereit gemacht werden. 'Nur' zwei bis drei Millionen kostet es, wenn es um die 'Liegeplatz-Reife' geht. Das reine Abwracken schlägt laut BSB mit 80 000 Mark zu Buche.

    Eine Nummer zu groß

    Diese Kalkulation hat inzwischen auch die Marine-Kameradschaft Kempten abgeschreckt, die bereits vor einem Jahr damit liebäugelte, das Schiff ins Allgäu zu lotsen. 'Wir sind nur ein kleiner Verein mit knapp 60 Mitgliedern, da ist die Sanierung eines solchen Schiffes eine Nummer zu groß', winkt Vorsitzender Gerhard Simion ab. Gerne hätte die Kameradschaft in dem eisernen Veteranen ihr Vereinsheim eingerichtet, die Stadt Kempten habe sogar ihre Hilfe bei der Grundstückssuche angeboten. 'Aber die Renovierung ist ein Fass ohne Boden', da sei auch mit Hilfe zupackender Mitglieder kein Land in Sicht.

    Hinzu kämen die Transportkosten: 'Man kann ein neun Meter breites und 47 Meter langes Schiff nicht am Stück an die Iller verfrachten', so Simion. Die Überführung in mehreren Happen würde ­ und diese Schätzung hat Tiefgang ­ über 100 000 Mark verschlingen.

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