Bühl (mic). Ein ungewöhnlicher Gast machte Station auf dem Bühler Campingplatz: Der Iraker Hatem Riadh. Am 14. Juli brach er mit seinem Hund Rolf in Paris auf. Sein Ziel ist der Irak. Autofahrer, die ihn mitnehmen wollen, winkt der außergewöhnliche Mann weiter. Er will die gesamte Strecke zu Fuß zurücklegen und sich im Irak eine neue Existenz aufbauen. Zwei Rucksäcke und ein Zelt, Wanderstock und zwei Paar Schuhe - das ist das gesamte Gepäck, mit dem sich Hatem Riadh auf die Reise gemacht hat. Auf den langen Weg von Paris bis in den Irak. Allein Luftlinie sind das rund 5500 Kilometer. Die gesamte Strecke will er zu Fuß zurücklegen. Nicht um ein politisches oder religiöses Zeichen zu setzen, sondern für sich selbst. Er erzählt: 'Als ich den Irak verließ war ich keine 20 Jahre alt, seitdem fühlte ich mich nirgends heimisch. Jetzt hoffe ich, meine Identität zu finden.' 1976 verließ er seinen Geburtsort nahe der kuwaitischen Grenze. Eine Odyssee durch Europa führte den jungen Mann schließlich nach Paris. Dort lebte er 16 Jahre lang, nahm Gelegenheitsarbeiten an.
'Ich hatte gedacht, ich könnte niemals mehr in den Irak zurückkehren', erinnert er sich. 'Als dort der Wechsel im März kam, konnte ich es kaum glauben.' Als der Iraker seinen Freunden erklärte, er wolle heim laufen, lachten sie ihn zunächst aus, erst als er seine Rucksäcke packte, glaubten sie ihm: Hatem Riadh plante tatsächlich, mit seinem treuen Hund Rolf zu der langen Reise aufzubrechen. Am 14. Juli lief er los, jeden Tag legte er zwischen 15 und 25 Kilometer zurück. Von Frankreich ging es nach Deutschland. Eine Übernachtung führte ihn ins Oberallgäu auf den Campingplatz in Bühl am Alpsee. Eine genaue Strecke hat er nicht festgelegt, über Österreich, Italien, Griechenland wolle er zunächst einmal wandern. Auch ein bestimmtes Ziel im Irak hat Hatem bisher nicht: 'Mein Vater starb, als ich ein Baby war, auch meine Mutter lebt nicht mehr. Mein Hund Rolf ist meine ganze Familie. Im Irak will ich meinem Land einfach helfen.' Wie diese Hilfe aussehen soll, weiß er noch nicht. Doch sei der Weg noch so lange, dass er viel Zeit zum Nachdenken habe. 'Die Amerikaner haben es mir ermöglicht, dass ich zurückkehren kann, daher will ich helfen zu versöhnen.' Angst vor dem, was ihn im Irak erwarte, habe er nicht. Hatem ergänzt jedoch: 'Hoffentlich werde ich überhaupt ins Land hineingelassen'. Viel gewonnen habe er auf der ersten Strecke seines Weges: 'Ich fühle mich wie ein Diamant. In Paris noch ungeschliffen, verleiht mir jede neue Etappe ein wenig Glanz.' Gelernt habe er zum Beispiel, Problemen und Streit friedvoll aus dem Weg zu gehen.