Auf den Tischen im Petersthaler Vereinsheim prangt auf allen Joghurtbechern der Name Zott. Die versprochenen Informationen über die Molkerei aber gab es gestern Nachmittag für rund eingeladene 100 Mitglieder der Allgäuer Bergbauern-Milch eG nicht. Von einem der Landwirte wurden sie darüber informiert, dass eine von der eigenen Genossenschaft erwirkte einstweilige Verfügung dies untersage (siehe Allgäu-Rundschau).
l Die Vorgeschichte: Wegen der schlechten Milchpreise gärt es bei den Bauern schon lange. Nun wollen offenbar Landwirte den Abnehmer wechseln. Grund dürfte vor allem der niedrige Milchpreis bei der Allgäuland-Käsereien GmbH Wangen sein. Zusätzlich Feuer in die Gerüchteküche bringt, dass die Firma Zott Hunderte von Landwirten im Oberallgäu zu verschiedenen Versammlungen eingeladen hat, unter anderem gestern in Petersthal.
l Die Stimmung: Ein solches Treffen ging am Mittwochabend in Fischen noch reibungslos über die Bühne. Dort verlief der Abend weitgehend sachlich. Gestern in Petersthal am Nachmittag erfuhren die gekommenen Landwirte erst vor Ort, dass eine einstweilige Verfügung die Treffen untersage. Die Milchbauern in Petersthal blieben zwar ruhig. Doch manch einer schimpfte auch: "Wo bleibt denn da die Versammlungsfreiheit?" oder meinte "Allgäuland schießt sich damit ins eigene Knie.
" Die Firma Zott ließ über einen Landwirt wissen, dass sie die Entwicklung bedaure. In etwa vier Wochen, wenn ein Urteil gesprochen sei, werde man weitersehen.
"Schaden abhalten"
l Die Standpunkte: Heinz Lipp, Aufsichtsratsvorsitzender von Allgäuland, und zugleich Vorstand der Bergbauerngenossenschaft, zeigte sich in Fischen enttäuscht, dass Zott nicht auf ihn oder Allgäuland zugekommen sei. Um die rechtlichen Interessen der Mitglieder zu wahren und Schaden von den Milcherzugern abzuhalten, habe man die einstweilige Verfügung beim Amtsgericht erwirkt, die "solche Versammlungen untersagt". Man dürfe nicht einzelne Genossenschaften herausbrechen und Allgäuland in die Insolvenz treiben. Falsche Entscheidungen in der Vergangenheit hätten die Geschüftsführer getroffen.
Zott-Prokurist Christan Schramm stellte in Fischen fest, dass man durch die Versammlungen niemanden zu einer Unterschrift bewegen oder über Allgäuland diskutieren wolle. Vielmehr soll das eigene Unternehmen dargestellt werden. Zott wolle nicht einzelne Lieferanten herauskaufen, an einer Zersplitterung der Bergbauern-Milch-Genossenschaft sei niemand interessiert, sondern an der gesamten Milchmenge der Bergbauern eG und am Werk in Sonthofen. Dort wolle Zott "aktiv produzieren und wohl auch investieren". Erst wenn die Rohstoff-Liferanten gedanklich hinter Zott stünden, lasse sich mit Allgäuland über die Bergbauern-Genossenschaft und den Betrieb in Sonthofen verhandeln.
Eine Chance geben
Um den Produktionsstandort Sonthofen sorgt sich Landrat Gebhard Kaiser: "Es darf nicht passieren, dass am Ende ein Betrieb wie Sonthofen schließen muss, weil die Milch fehlt." Auch Kreisbäuerin Ulrike Müller macht sich Gedanken. Sie fordert, Allgäuland erst einmal die Chance für ein Sanierungskonzept zu geben und warnt die Landwirte davor, jetzt irgendwelche Verträge zu unterschreiben. Die Gerüchteküche und daraus verbreitete Panik könnten ein Unternehmen kaputt machen, an dem immerhin rund 2600 Betriebe hingen. (uw/ell)