Die einen bezeichnen den Zivildienst als Auslaufmodell, andere wollen daran festhalten. So reagieren soziale Einrichtungen darauf, dass die Dauer von Wehr- und Zivildienst von neun auf sechs Monate verkürzt werden soll (wir berichteten). Das sei zu kurz, um die jungen Männer in bestimmten Bereichen einzusetzen, sind sie sich einig. Das sagen die einzelnen Stellen:
Lebenshilfe: - Jetzt schon zu kurz ist die Zivildienstdauer in den Augen von Markus Helmreich, den Bereichsleiter Tagesstätte. Daher hat er nur noch zwei Zivildienstleistende. Helmreich braucht Leute für ein ganzes Schuljahr. Schließlich müssten sich die Kinder in Schule und Tagesstätte an die Männer gewöhnen. "Es wird wohl kaum jemanden geben, den ich dann noch dazu bringen kann, für ein ganzes Schuljahr zu verlängern", befürchtet er.
Rotes Kreuz: Im Rettungsdienst würde das Rote Kreuz laut Kreisgeschäftsführer Alexander Schwägerl keine Zivildienstleistenden mehr einstellen. "Das war wegen der sechs bis acht Wochen langen Ausbildung jetzt schon grenzwertig", sagt er. Im Fahrdienst dagegen könne man die jungen Männer auch für sechs Monate brauchen. Mittelfristig rechnet Schwägerl aber damit, dass der Zivi komplett abgeschafft wird.
Ein Drama sei das allerdings nicht: "Wir planen so, dass die Zivis nur ein ergänzendes Element sind."
Diakonie: Als "Vorbereitung auf den kompletten Ausstieg", sieht auch Thomas Reuß die mögliche Verkürzung. Der Heimleiter des Wilhelm-Löhe-Hauses setzt seine Zivildienstleistenden in der Haustechnik ein. Die Ausbildungsdauer dafür sei kurz, also lohne sich noch ein sechsmonatiger Einsatz. Reuß sieht jedoch andere Probleme: Da die meisten Zivis ihren Dienst gleich nach der Schule antreten wollten, habe er bisher meistens drei Monate ohne Zivi auskommen müssen. In Zukunft müsste er eine doppelt so lange Zeit überbrücken, möglicherweise mit einem Praktikanten.
Johanniter: Grundsätzlich am Zivi festhalten wollen die Johanniter. Denn dabei kommen laut Sprecher Raphael Doderer viele junge Männer auf den Geschmack und bleiben dann im sozialen Bereich. "Es würde aber eine große Herausforderung werden", sagt er. Denn für Einsatzgebiete wie den Rettungsdienst müssten die Zivis eine zu lange Ausbildung durchlaufen. Dort könnten also nur noch Anwärter mit entsprechender Vorbildung eingesetzt werden. Auch in der Pflege sei es schwierig. Denn dort sei die Bindung zu den Patienten wichtig, die sich in sechs Monaten kaum aufbauen lasse. Weniger Probleme sieht Doderer hingegen im Fahrdienst.
Körperbehinderte Allgäu: "Mit dem halben Jahr ist uns nicht gedient", sagt Geschäftsführer Reinhold Scharpf. Denn sowohl in der Astrid-Lindgren-Schule als auch bei der Betreuung behinderter Erwachsener sei eine längere Bindung besonders wichtig. Scharpf würde eine kürzere Dienstzeit aus zwei Gründen bedauern: Da in seinem Betrieb vor allem Frauen arbeiten, täten die jungen Männer dem Betriebsklima gut. Den jungen Leuten selbst ginge eine soziale Erfahrung verloren. (fe)