Sulzberg/Kempten(ke). - Die Hartz-Kommission wollte mit der Ausweitung der Zeitarbeit Schwung in den Arbeitsmarkt bringen. Was der Gesetzgeber aus dem Vorschlag gemacht hat, könnte aber genau das Gegenteil bewirken. Dies befürchten zumindest einige Allgäuer Zeitarbeitsfirmen, die außerdem starke Einbußen durch das Hartz-Modell erwarten. Peter Hartz wollte, wie berichtet, schlecht zu vermittelnde Arbeitslose bei so genannten Personal-Service-Agenturen (PSA) anstellen und sie über diese zu niedrigen Löhnen an Unternehmen verleihen. Billig entliehen, so sein Kalkül, könnten sie sich einarbeiten, durch Leistung überzeugen und früher oder später in eine Festanstellung übernommen werden. Die PSAs werden noch dieses Jahr eingerichtet, hat der Gesetzgeber beschlossen. Im Arbeitsamtsbezirk Kempten haben sie ihre Tätigkeit bereits aufgenommen. Aber niedrige Löhne für die PSA-Kräfte sollen höchstens sechs Wochen lang gelten. Danach müssen sie genauso bezahlt und behandelt werden wie ihre beim Entleiher fest angestellten Kollegen. Die Verpflichtung zu Gleichbezahlung und -behandlung wurde auch für alle anderen, 'normalen' Zeitarbeitsunternehmen ab 1. Januar 2004 festgeschrieben. In diesen Fällen soll sie sogar ab dem ersten Arbeitstag gelten. Es sei denn, die Branche schafft es, mit den Gewerkschaften einen anderslautenden Tarifvertrag auszuhandeln. Was zunächst nur gerecht klingt ('gleicher Lohn für gleiche Arbeit'), hat einen gravierenden Nachteil: Es verteuert die Zeitarbeit deutlich, nach Schätzungen von Branchen-Kennern um bis zu 30 Prozent. Peter Altenhövel, der in Sulzberg (Oberallgäu) einen Personalservice betreibt, befürchtet daher erhebliche Einbußen für sein Geschäft: 'Ich weiß von meinen Kunden, dass sie nicht bereit sind, das zu bezahlen.' Günter Baumann, Leiter der Kemptener Niederlassung der Zeitarbeit Rolf Plümer Gmb H, sagt sogar, bei Eintreten der gesetzlichen Regelung 'können wir zumachen'. Einen Tarifvertrag an sich fände er wegen der höheren Transparenz aber gar nicht so schlecht. Die Verhandlungen laufen. Allerdings ist die Position der Verleiher schwach. Petra Timm, Pressesprecherin des Zeitarbeitsriesen Randstad, der auch in Kempten eine Niederlassung hat, kritisiert: 'Die Maximalforderung der Gewerkschaften ist per Gesetz bereits gegeben.' Damit sei die Tarifautonomie faktisch außer Kraft gesetzt. Daneben weist sie auf ein weiteres Problem hin: Die Entleiher müssten künftig vorab ihre Interna offen legen und die Verleiher die Löhne für jeden Einsatz neu berechnen. 'Das ist ein wahnsinniger bürokratischer Aufwand.'
'Am Ende mehr Arbeitslose' Dass das Ganze den Arbeitslosen nutzt, glaubt kaum jemand in der Branche. Petra Timm meint: 'Der beschäftigungspolitische Effekt wird wohl ausbleiben.' Oder in die falsche Richtung eintreten: Wenn Leiharbeit zu teuer wird, müssen viele Zeitarbeiter um ihre Jobs und kleinere Verleihfirmen um ihre Existenz fürchten. Am Ende, fürchtet Peter Altenhövel, 'wird es insgesamt eher mehr Arbeitslose geben'.