Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Xaver Negele produzierte in den 1940er Jahren Tabak in Irpisdorf

Landwirtschaft

Xaver Negele produzierte in den 1940er Jahren Tabak in Irpisdorf

    • |
    • |

    Raucher sind in der Bundesrepublik eigentlich nur noch beim Fiskus beliebt, weil die Tabaksteuer hilft, Finanzlöcher zu stopfen. Zwar ist Deutschland traditionell kein Anbauland, und die Produzenten werden immer weniger. In der 1940er Jahren dagegen wurde sogar im Ostallgäu Tabak angebaut: "Mein Opa hatte ein kleines Tabakfeld in Irpisdorf. Dort hat er für den Eigenbedarf produziert", erzählt Magdalena Spazierer.

    Ein Unikat

    Xaver Negele (1896 bis 1965) aus dem Pforzener Ortsteil sei ein Unikat gewesen: >, so Spazierer. Der gelernte Zimmerer hatte in Irpisdorf eine Landwirtschaft, und er war leidenschaftlicher Jäger. Negele habe auch seine Meinung frei vertreten, was ihm in der Zeit des Nationalsozialismus (NS) einige Jahre im Gefängnis von Moosburg eingebracht hat.

    Doch damals nutzte er auch das Bemühen des NS um wirtschaftliche Autarkie: Dazu gehörte der Anbau von Tabak oder Hanf. Letzterer wurde zur Herstellung von Fasern gebraucht, aber als > auch geraucht - abgeleitet von dem lautstarken Platzen der Samen beim Rauchen. Allerdings hatte das Grüngut einen deutlich geringeren Gehalt an Rauschmitteln. Doch auch Tabak war im Volksmund als Knaster bekannt und im Zweiten Weltkrieg begehrt.

    In der NS-Zeit gab es keine einheitliche öffentliche Haltung zum Tabak: Der Diktator Adolf Hitler lehnte den Knaster vehement ab, und in der Propaganda gab es Warnungen vor den gesundheitlichen Folgen. Andererseits war Deutschland in der 1930er Jahren größter Tabakimporteur der Welt. Der Staat ließ selbst Zigaretten produzieren, um Parteigruppierungen zu finanzieren. Mit dem Krieg fielen dann fast alle Beschränkungen - nichts sollte die Bevölkerung gegen das Regime aufbringen.

    Negele konnte deshalb etwa von 1943 bis 1945 eine eigene Plantage anlegen. Dabei hatte er damals auch Hilfe eines Fremdarbeiters: Ein Familienvater aus Serbien habe Negele bei der Ernte geholfen. Während der Fremdarbeiter sogar nach Kriegsende noch auf dem Hof blieb und 1946 versuchte, in seine Heimat zurückzugelangen, stellte Negele den Tabakanbau ein. Die Erträge waren wohl nicht groß, der Aufwand umso mehr.

    Klima nicht geeignet

    Das wundert Thomas Wanninger nicht: >, so der Experte für Pflanzenbau im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Kaufbeuren.

    In Deutschland habe Tabakanbau eine 400-jährige Tradition. Hauptregion ist Baden-Württemberg, während es in Bayern noch 40 Tabakanbaubetriebe mit rund 400 Hektar Fläche gebe. Im AELF sind Tabakfelder im Ostallgäu nicht bekannt. >, so Wanninger.

    Geschmack nicht bekannt

    Dennoch produzierte Negele den Stoff und schmauchte ihn in der Pfeife, berichtet Spazierer. Ob allein die Wirtschaftlichkeit zur Einstellung der Produktion ausschlaggebend war, weiß Spazierer nicht: Nach dem Krieg brachten nämlich die amerikanischen Soldaten viele Zigaretten ins Land. >, so Spazierer.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden