Eine Riesenüberraschung konnte Fuchstals Pfarrer Oliver Grimm wenige Wochen vor Weihnachten im Gottesdienst vermelden: Über 42 Jahre nach dem Diebstahl ist das seit Jahrhunderten verehrte Gnadenbild aus der Stockkapelle wieder aufgetaucht und wird derzeit an einem nicht genannten Ort aufbewahrt. Sofern die Sicherheitsfragen geklärt sind, soll es nach einer Restaurierung im Mai 2011 wieder zurück an seinen angestammten Platz in der Wallfahrtskirche gelangen. Wie Grimm in einem Gespräch mit unserer Zeitung informierte, habe man das Auffinden seinem Amtsvorgänger, dem jetzigen Schongauer Stadtpfarrer Bernhard Mooser, zu verdanken. Mooser auch hatte nach seinem Wechsel aus dem Fuchstal im Jahr 1995, wo er zwölf Jahre lang als Seelsorger tätig gewesen war, die Suche nach dem gestohlenen Gnadenbild nicht aufgegeben.
Ein Anhaltspunkt scheint für ihn gewesen zu sein, dass ausgerechnet in Indonesien Gipsabgüsse der Pieta aus der Stockkapelle auftauchten. Wie jetzt mitgeteilt wurde, hatte eine Person, deren Identität und Wohnort geheim bleiben soll, das Gnadenbild kurz nach dem Diebstahl "im guten Glauben" erworben und die ganze Zeit über in seinem Besitz gehabt. Die heute noch lebende Person habe die Pieta selbst nicht als Kunstgegenstand, sondern als ein sakrales Objekt der Verehrung gesehen, betont Grimm. Aus diesem Grund seien wohl die Abgüsse entstanden, die dann über einen Bischof nach Asien gelangt sind.
Gipsabdrücke der Pieta in Asien entdeckt
Es gebe kein Zweifel an der Echtheit des aufgefundenen Gnadenbildes, erklärt Grimm, obwohl es nach der Entwendung offensichtlich zur Tarnung grün und goldfarben übermalt worden war. Auch die Krone der Maria, die beim Raub zurück geblieben und die im Tresor des Ascher Pfarrhofes aufbewahrt worden war, passe wie "angegossen". Er werde sich nun "mit Augsburg" in Verbindung setzen, kündigte Grimm an, und mit den zuständigen Diözesanstellen die Restaurierung und die künftigen Sicherungsmaßnahmen abstimmen. Bei dem Wiederherstellen der Originalfarben wird ein Farbdia, das bei einer Hochzeit in der Kapelle aufgenommen worden war und auf dem zwischen dem Brautpaar das Gnadenbild zu sehen ist, eine wichtige Rolle spielen.
Das Auffinden sei mysteriös aber gleichzeitig auch wunderbar, meint Pfarrer Grimm, erfülle sich doch nun erneut ein Teil der alten Legende, in der das Gnadenbild ebenfalls immer wieder an seinen Platz in der Kirche zurückkehrte. Es bleibe spannend, wie es nun weitergehe. Nach Möglichkeit soll jedoch im kommenden Jahr am 13. Mai, und somit genau 43 Jahre nach dem Raub, das Gnadenbild in einer feierlichen Prozession an seinen alten Standort zurückgebracht werden. Eine genauere Planung für den Ablauf der Feierlichkeiten gebe es allerdings noch nicht. Denkbar sei dann später auch für Grimm, Kontakt zu einer der indonesischen Gemeinden aufzunehmen, in der ein Abguss des Gnadenbildes verehrt wird.
Eine Riesenfreude bereitete die Nachricht vom Fund auch Elisabeth Rott aus Asch. Sie betreut zusammen mit Maria Schmid und Annelies Domesle seit vielen Jahren als Mesnerin die Kapelle. Praktisch täglich gebe es größere und kleinere Arbeiten zu verrichten, beschreibt sie, denn das Kirchlein wird viel besucht und genutzt.
Unterstützt werden die Mesnerinnen von Hermann Wegscheider, der jeden Tag aufsperrt, und der Familie Schmölz aus dem Weiler Engratshofen.
Über 40 Jahre lang erinnerten nur noch alte Fotos und Postkartenansichten (links) an das 1968 gestohlene Gnadenbild. Als Ersatz wurde nach dem Diebstahl eine ähnliche Pieta im Altar aufgestellt (rechts). Fotos: Hoehne