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Wofür die Gams Haare lässt

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Wofür die Gams Haare lässt

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    Auch die Buchinger Trachtler stecken sich die schmucken Trophäen stolz an den Hut Buching (rea). Alle 14 Tage haben die Trachtler des Buchinger Vereins "Hochplatte" Besuch aus dem oberösterreichischen Wels. Eduard Zaiser, letzter professioneller Gamsbartbinder, nimmt sich dann ihrer Trophäen an. Denn: Was wäre ein Trachtler oder alpenländischer Musiker ohne diesen Schmuck am Hut? Der ist ihnen nicht nur lieb und teuer, sondern will auch gepflegt sein.

    Zwischen fünf und sieben Gamsböcke benötigt er für einen guten Gamsbart, erzählt Eduard Zaiser. Lang und dunkel sollten die Haare sein und an der Spitze einen weißen Reif haben. Bis zu vier Jahre investiert Zaiser in das Binden eines 22 Zentimeter langen Bartes. So lange kann es dauern, bis er die Haare mit den richtigen Längen beisammen hat. Wenn es auch eine diffizile Arbeit ist, so mache es ihm Freude, aus Haaren verschiedener Länge einen viel bewunderten Hutschmuck zu schaffen. Bereits im 19. Jahrhundert zierten Gamsbärte die Hüte von Jägern im Alpengebiet – und verleiteten manch jungen Burschen zum Wildern. Noch heute ist er eine wertvolle Trophäe, die einen beachtlichen Preis erzielt. Viel Erfahrung und eine große Portion Können gehören dazu, die richtigen Haare kunstvoll zusammenzubringen. Die besten gibt es in Südtirol, erzählt Zaiser, weil dort vier Wochen länger gejagt wird und die Haare damit vier bis fünf Zentimeter länger wachsen können. Den teuersten Bart, den er je anfertigte, verkaufte Zaiser vor einigen Jahren für rund 14000 Mark in den Chiemgau. Bereits in der sechsten Generation bindet Eduard Zaiser Gamsbärte, wie sie überwiegend im bayerischen Raum und im Lechtal getragen werden. Das Kunsthandwerk hatte er einst bei seinem Vater erlernt, um es im Laufe der Jahre zu verfeinern. In Ost- und Südtirol sowie Slowenien kauft er die Gämsen. Seit 27 Jahren darf er sich zudem mit dem Titel "Olympiasieger im Gamsbartbinden" schmücken. Alle vier Jahre wird diese Olympiade in Berchtesgaden und Goisern ausgetragen. Eines Tages wird seine Tochter in seine Fußstapfen treten, hofft Zaiser, der seit seinem 23. Lebensjahr Gamsbärte fertigt. Zu tun gibt es jedenfalls noch genug. Auch in Buching, wo regelmäßig reparaturbedürftige und fuchsige Gamsbärte neu aufgeputzt werden müssen. Denn trotz aller Sorgfalt bei der Anfertigung verliert der Gamsbart nach fünf bis sechs Jahren seine schöne Farbe und wird fuchsig. Ein Hirschbart ist da weniger empfindlich. Auch aus den Haaren von Wildschweinen oder Dachsen werden Bärte gebunden. Die größte Kuriosität ist jedoch ein "Hasenbart": Für ein schönes Exemplar sind die Tasthaare von mehreren hundert Feldhasen nötig.

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