Oberbeuren (agi). - Artgerechte Tierhaltung wird bei Familie Distel groß geschrieben. Davon konnten sich die zahlreichen Besucher beim Tag der offenen Tür im neu gebauten Laufstall gestern ein Bild machen. Die Bauherren präsentierten nicht nur neueste Technik auf dem Gebiet der Nutzviehhaltung, sondern auch viel Sinn für das Wohlergehen ihrer rund 60 Kühe und deren Nachwuchs. Kosten von 6000 Euro pro Großvieheinheit sind dafür investiert. 'Wir suchen auch den Kontakt zum Kunden', erklärt Hofchef Herbert Distel. Denn das Interesse an der Herkunft des Fleisches spiele bei vielen Verbrauchern eine immer größere Rolle. Auf ökologische Haltung hat der Betrieb bereits 1987 umgestellt. In einer Bauzeit von nur fünf Monaten entstand nun auf dem Areal an der Märzisrieder Straße eine regelrechte Kuh-Oase nach biologischen und ökoligischen Aspekten. Großzügige Freilaufboxen - sowohl für die erwachsenen Tiere, als auch für den Nachwuchs - bestimmen die hochmoderne Anlage. Der computergesteuerte Fütterungsautomat ist ein Kernstück des Hightech-Hofes. 'Die Kühe können sich da 24 Stunden am Tag bedienen', erklärt Distel. Dass sie nicht zuviel des Guten bekommen, überwacht der Computer mittels eines Chip-Halsbands, das jede Kuh trägt. Sollte ein Tier sein tägliches Kontingent etwa im Krankheitsfall nicht ausschöpfen, wird dies ebenfalls durch den elektronischen Gehilfen gemeldet. Die Technik führt auch das Regiment im Bereich Stallhygiene.
Das Vieh steht auf rutschfesten, klauenfreundlichen Gummibelägen in Tiefstreuboxen, die mit einem Gemisch aus Stroh und Lava-Gesteinsmehl ausgestreut sind. 'Das Gesteinsmehl bindet Ammoniak.' Dieser Mix landet mittels moderner Schieberentmistung in der Güllegrube und kann als Dünger auf dem Feld ausgetragen werden. Trotz aller Technik muss Distel beim Melken morgens und abends persönlich Hand anlegen: in der modernen Melkstraße. Die war auch einer der Publikumsmagnete. Großes Interesse weckten ferner die Kuhbürsten. 'Den Mittelscheitel bekomm ich nicht ganz hin', scherzte ein Besucher der sich unter die rotierenden Riesenbürsten stellte. Doch dieses Utensil ist regelrecht eine Wellness-Einrichtung für die Stallbewohner. 'Es dient zwar auch der Reinigung, aber in erster Linie benutzt die Kuh es, weil sie merkt dass es ihr gut tut', weiß Herbert Distel. Dass der passionierten Landwirtsfamilie die Kinderstube sehr am Herzen liegt, war unübersehbar. Liebevoll mit Holzornamenten verzierte, bunte Wände beherrschen die Optik rund um Abkalbe-Box, Einzel-Kälberboxen und Freilauf-Box für den Nachwuchs. Auch an die Unterhaltung der 'kleinen Vierbeiner' ist gedacht: 'Da hängen wir jetzt noch Kälberspielzeug rein, damit sie Beschäftigung haben', erklärt Distel. Dass so viel Sorge um das Wohlbefinden der Kühe sich lohnt, weiß der Oberbeurer Landwirt mit Sicherheit: 'Nur eine Kuh, die sich wohl fühlt, ist auch gesund.' Die Zeit, die sich die Familie bei der täglichen Arbeit durch die Maschinen spart, investiert sie nicht nur in die Hege ihrer Kühe. 'Auch unser Hobby, der Tanzsport kommt, so nicht zu kurz.' Und wenn Herbert und Irmgard Distel einmal in den Ruhestand gehen, ist der Fortbestand der Familientradition gesichert. Der 22-jährige Sohn Andreas hat seinen Fachschulabschluss bereits in der Tasche und arbeitet schon kräftig auf dem Distel-Hof mit.