Sie verläuft in Schüben und wird oft erst nach Jahren erkannt und diagnostiziert. Neben Übelkeit und Fieber bringt die Krankheit vor allem starke Durchfälle mit sich. Die Rede ist von der chronisch entzündlichen Darmerkrankung "Morbus Crohn". Die Schleimhaut des Darms wird dabei fälschlicherweise durch das eigene Immunsystem angegriffen. Die Folge: Starke Bauchschmerzen, blutiger Stuhlgang und Fieber. Jährlich erkranken in Deutschland bis zu 470.000 Menschen an der chronischen Darmkrankheit. Unter ihnen auch die 25-jähriger Selina Huber aus Kirchdorf an der Iller. Vor wenigen Jahren wurde auch bei ihr die chronische Darmerkrankung diagnostiziert. Wir haben mit der Allgäuerin ein Interview darüber geführt, wie die Erkrankung entdeckt wurde und wie ihr Leben jetzt aussieht. Was macht die Krankheit mit deinem Körper? Selina Huber: Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, die sich über den gesamten Verdauungstrakt vom Mund bis zum After erstrecken kann und meist schubweise auftritt. Am häufigsten befallen sind die Abschnitte des Dünn- und Dickdarms, wobei die Entzündung alle Gewebeschichten der Darmwand durchdringen kann.
Krankheit lange unentdecktWie hast du es gemerkt, dass du die Erkrankung hast? Selina Huber:2013 wurde mir der Blinddarm entfernt. Dabei war auffällig, dass dieser sehr kurios vernarbt war. Ab da begann eine Phase von immer wiederkehrenden Magen-Darm-Grippe Symptomen. Mir war übel, ich hatte Durchfälle, Fieber, mir ging es einfach gar nicht gut. Es wurden unzählige Tests gemacht, bis schließlich der Verdacht auf Morbus Crohn fiel. Natürlich wollte man einem 16-jährigen Mädchen keine solch lebensverändernde Diagnose stellen, aber schlussendlich hat sich dieser Verdacht dann auch in Probenentnahmen bestätigt. Offiziell bin ich seit 2015 schwarz auf weiß an Morbus Crohn erkrankt, man geht aber davon aus, dass es schon viel früher angefangen hat.Wie wird die Erkrankung behandelt? Selina Huber:Die Behandlungsmöglichkeiten sind unterschiedlich und kommen immer individuell auf den Patienten an. Je nachdem in welcher "Phase" der Erkrankung sich der jeweilige befindet. Man unterscheidet da in Akuttherapien und in Basistherapien. Basistherapien sind immer für langfristige Erfolge gedacht. Bei der Akuttherapie greift meistens das Cortison, um den akuten Krankheitsschub zu Überbrücken.
"Wo ist die nächste Toilette"
Schränkt die Krankheit dich in deinem Leben ein? Musst du ständig auf Toilette? Selina Huber:Man muss sagen, jeder Crohn Patient ist individuell. Der eine hat nur Durchfälle, der andere gar nicht und dafür aber nur Schmerzen. Das nur vorweg. Bei mir persönlich war es so, dass ich vor meiner ersten OP zu den Schmerzpatienten gehört habe und inzwischen aber auch ein Patient bin, der viele Durchfälle hat. Zu der Toiletten-Frage, ich glaube jeder Patient der an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung erkrankt ist wird sich IMMER als erstes umschauen wo die nächste Toilette ist.Gibt es Momente, wo die Erkrankung unangenehm ist? Selina Huber:Mir ist tatsächlich nichts in jeglicher Hinsicht unangenehm was die Erkrankung angeht. Umso offener ich damit umgegangen bin, desto weniger Negativität wurde mir entgegengebracht. Wenn das Umfeld einen unterstützt und es so akzeptiert wie es ist, muss einem nichts unangenehm sein.
Wie sieht dein Leben mit der Erkrankung aus?
Selina Huber:
Ich gehe ganz normal zum Arbeiten und strebe für nächstes Jahr nochmal eine Ausbildung an. In gewisser Weise hat mich meine Erkrankung jobtechnisch und studientechnisch schon teilweise zurückgeworfen, weil ich durch Fehlzeiten Verpasstes nicht mehr aufholen konnte. Aber selbst in solchen Situationen macht man einfach das Beste daraus.
Was kannst du Menschen raten, die ebenfalls an Morbus Crohn erkrankt sind?
Selina Huber:
Ich weiß ihr fühlt euch allein und denkt ihr könnt das nicht schaffen, aber genau das könnt ihr. Sucht euch Ansprechpartner sei es die DCCV e.V. oder andere Organisationen. Ihr seid nicht alleine und genau das ist sehr wichtig zu wissen. Eine so lebensverändernde Diagnose zu erhalten, kann im ersten Schritt einem den Boden unter den Füßen wegreißen. Jedoch ist es wichtig, dass man wieder aufsteht und weiter macht, so gut es eben geht. Man darf niemals vergessen, dass man niemals alleine ist.