Wer zum ersten Mal dabei ist, sitzt meist nicht das letzte Mal unter den Besuchern. Wie die beiden Kemptenerinnen, die am Wochenende erstmals eine Narrensitzung der Faschingsgesellschaft (FGD) Dietmannsried miterleben. "Einfach super", ist ihr Fazit, denn "einfach Klasse" ist, was die Dietmannsrieder bieten: Show, Musik, Tanz, Büttenreden, Sketche - über vier Stunden und (mit wenigen Ausnahmen) durchwegs witzig, spritzig und kurzweilig.
l Die Büttenreden: Hier brilliert der Star. Ein letztes Mal allerdings, denn Heinz Vetter legt als Till Eulenspiegel nach dieser Saison den Spiegel beiseite. Nicht ohne freilich beim letzten Auftritt nochmals kräftig auszuteilen: Mit der "Banken Gier" geht er ins Gericht, der Angie Merkel, deren "Action-Duft nur heiße Luft" sei, dem Michel Glos, der keinem groß fehlt und Schwarz-Rot ("Euch haben sie das Hirn geklaut"). Die Hessen-Affäre hält Till der SPD ebenso vor wie der CSU ihr Debakel um die Landtagswahl ("was Strauß und Stoiber aufgebaut, wurde durch Arroganz versaut"). Pointierte Persiflagen, niveauvoller Humor - der Till bleibt der Spitzenreiter in der Bütt. Doch herrlich ist auch "Georg (Kubo) Mayr.
Als Frauenkenner reißt er mit guten Sprüchen das Publikum zu Lachsalven hin - wenn er erklärt, wie Männer zeitlebens damit klarkommen müssen, dass Frauen an ihnen rumerziehen. Natürlich kommen da bei männlichen Besuchern Sprüche über weibliche Fahrpraxis oder unterschiedliche Zeiteinteilung von Mann und Frau ("gleich muss es sein") besonders gut an. Die Lacher auf seiner Seite hat auch Helmut Demeter mit seinem Projekt "60 plus an die Front". Wie es beim Alt-Herren-Einsatz oder Manöverball ("Tanz der Vampire") zugeht, gefällt. Mehr für Eingeweihte sind die allzu langwierig erzählten Dorfgeschichten vom Gmoindspostboten Stephan Fackler.
l Die Sketche: Absoluter Spitzenreiter in diesem Jahr: Der FGD-Chor im Supermarkt. Als hier eine Leiche gefunden wird ("vermutlich der einzige SPD-Wähler aus Balderschwang, nach dem seit Monaten gefahndet wird") und "Kommissar Kluftinger mit der Lizenz zum Kässpatzenessen" auftaucht, lacht das Publikum Tränen. Wenn dann noch über die Spitzelaffäre in Waltenhofen hergezogen, die Vergreisung Dietmannsrieds angeprangert, bei der Schrattenbacher Dorferneuerung nach einem fehlenden Stück Straße gesucht wird und der stimmgewaltige Andreas Wahl seinen Song auf "HP" (Hans-Peter Koch) rockt, tobt der Saal.
Etwas gemächlicher lassen es da die FGD-Fans (Ivan und Heike Sterk/Charles Stiegele) angehen und nicht gerade Jedermanns Geschmack sind die "Saftschubsen von der Lusthansa" (Edith Wahl und Claudia Homanner) beim Auschecken am Memminger Airport.
l Die Musik- und Tanzeinlagen: Da sorgen die Junior-Chaoten für Beifallsstürme. Ihr Auftritt gefällt durch originelle Kostüme und unbeholfen witzigen Tanz. In der vorderen Liga spielen auch die Kochlehrlinge Daniel Kiefert, Mathias Schorer, Stefan Glas und Mathias Endres mit, die fast ohne Worte zeigen, welche Töne aus Töpfen und mit Kochlöffeln zu zaubern sind. An altbekannte Songs lehnen sich heuer eher die Senior-Chaoten an sowie die FGD-Band mit Abba.
Richtig begeistert aber ist das Publikum jedes Jahr wieder, wenn die Garden ihren Schautanz zeigen. Professionell, originell, zauberhaft führt dieser heuer in ferne Länder - und endet natürlich im traditionellen (von FGD-Präsident Manfred Müller angestimmten) heimatlichen Ruf der FGD: Gogolores ohé.