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Wirtshaus-Toilette statt Wild-Bieselei

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Wirtshaus-Toilette statt Wild-Bieselei

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    Kempten (bec). - Die 'Wild-Bieselei' ist FDP-Stadtrat Ullrich Kremser seit geraumer Zeit ein Dorn im Auge. Das müsse man doch irgendwie verhindern können, meint er und regte an, dass die Stadt doch eine Kooperation mit den Wirten eingehen könne: Die sollen das Bieseln auch denjenigen erlauben, die bei ihnen nichts verzehren. Dafür bekommen sie dann von der Stadt einen finanziellen Ausgleich. Von Seiten der Stadt, sagt Richard Schießl, Leiter des Amts für Stadtentwicklung, spreche nichts dagegen. Allerdings müsse man erst einmal Kontakt mit den Wirten aufnehmen und nachfragen, was die denn von einer solchen 'Biesel-Kooperation' halten. Wenn die Blase drückt und weit und breit keine Toilette zu finden ist, tun es viele einfach: Sie verschwinden hinterm Busch und erleichtern sich in freier Landschaft. Doch die 'Wild-Bieselei' ist erstens wenig appetitlich und kann zweitens auch teuer werden: Nach dem Bußgeldkatalog der Stadt muss - wer erwischt wird - 35 Euro dafür berappen. In Immenstadt und Sonthofen beispielsweise gibt es bereits das, was Kremser sich auch für Kempten wünschen würde: 'Nette Toilette' nennt sich das Modell, bei dem die Städte den Wirten einen Obolus dafür zahlen, damit sie auch Nicht-Gästen die Nutzung ihrer Toiletten erlauben. Eine Variante, die Schießl in Kempten durchaus für möglich hält: 'In der Vorstandschaft des City Managements haben wir dieses Thema bereits diskutiert - und die Resonanz war positiv.' Nun gelte es zuerst, mit den einzelnen Wirten zu sprechen und dann ein genaues Konzept zu erarbeiten. Schießl hofft, dass das Projekt im Sommer nächsten Jahres umgesetzt sein wird. Das hofft auch Jürgen Berkmiller, Wirt der Brauereigaststätte 'Zum Stift', mit Blick auf die heute Abend anstehende Schlagerparty auf dem Hildegardplatz: 'Da krieg ich’s wieder volle Breitseite ab', ist er überzeugt. Und überhaupt sei er bei jeder größeren Veranstaltung in der Innenstadt die öffentliche Toilette schlechthin. Was grundsätzlich gar nicht das Problem sei. 'Wenn Wochenmarkt ist, kommen die Standbesitzer alle zu mir. Dafür habe ich dann auch zwischendurch wieder eine Schale Erdbeeren oder einen ganzen Obstkorb auf dem Tresen.' Viel schlimmer sei aber, wenn Veranstalter - wie es im vergangenen Jahr bei der Schneeparty auf dem Hildegardplatz geschehen sei - von vornherein mit Schildern auf seine Toiletten hinwiesen. Und das dann nicht einmal abgesprochen sei. Berkmiller: 'Da habe ich wirklich Rot gesehen und mich bei der Stadt beschwert.'

    'Schöne Anerkennung' Käme die nun mit der Bereitschaft auf ihn zu, Geld für die Toilettengänge der Nicht-Gäste zu zahlen, würde er natürlich nicht nein sagen: 'Die Leute nutzen die Toiletten sowieso und es wird auch keinem verwehrt. Wenn die Stadt dafür etwas geben würde, wäre es eine schöne Anerkennung.'So sieht das auch Wirte-Sprecher Willi Sauerhering, Chef des Hofguts Kürnach in Wiggensbach. Zwar habe es unter den Gaststätten-Betreibern dazu konkret noch keine Gespräche gegeben. Doch Sauerhering glaubt nicht, dass sich seine Kollegen querstellen würden: 'Kaum ein Wirt weist die Biesel-Touristen ab.' Da würde man sich schnell bei vielen Menschen unbeliebt machen. 'Und wenn es da Geld von der Stadt geben würde, würde es doch jeder annehmen.' Denn fremdgebieselt werde bei den Wirten sowieso immer.

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