In der Kemptener Wirtschaft macht sich Missmut breit. Vertreter der Industrie, von Hotellerie und Gastronomie und des Schlachthofs protestieren vehement gegen die neue Erhöhung der Gebühren vor allem fürs Wasser. Sie fordern eine Staffelung der Gebühren nach Mengen. Sprich: Wer viel Wasser verbraucht, soll entsprechend weniger bezahlen müssen. Nach den jüngsten Erhöhungen auch bei Strom und Erdgas sehen manche sogar für ihren Betrieb den Standort Kempten gefährdet.
Wie berichtet hatte der Verwaltungsrat des Kemptener Kommunalunternehmens (KKU) beschlossen, Gebühren und Beiträge ab Januar für Wasser und Kanal anzuheben. Im Schnitt, so rechnete damals KKU-Geschäftsführer Thomas Siedersberger vor, würden die Gebühren um zwölf Prozent steigen. Der Preis pro Kubikmeter Trinkwasser erhöhte sich von 1,25 auf 1,45 Euro.
"Im Vergleich zu unseren Konkurrenten in Leutkirch oder Buchloe haben wir da einen ganz klaren Wettbewerbsnachteil", kritisiert Dieter Döbler, Chef der Allgäu Fleisch GmbH, die den Schlachthof betreibt. So koste das Wasser in Buchloe 0,75 Euro pro Kubikmeter und in Leutkirch nur 0,67 Euro. Und dort gebe es bei höherem Verbrauch sogar noch eine Ermäßigung. Bei einem Verbrauch im Schlachthof von jährlich über 140000 Kubikmeter könne man sich vorstellen, "wie groß der Nachteil gegenüber der Konkurrenz ist".
"Wir zahlen im Jahr über 450000 Euro nur für Wasser und Kanal", schimpft Döbler. Weil er seinen Hof aus Hygienegründen versiegeln musste, werde er auch noch durch das viele Niederschlagswasser abgestraft. Döbler: "Das alles ist kontraproduktiv und schwächt den Standort Kempten." Insgesamt, so rechnet der Geschäftsführer vor, habe sein Betrieb vergangenes Jahr fast 1,9 Millionen Euro an kommunale Unternehmen gezahlt: Stadt, KKU, ZAK, Erdgas und Tierkörperbeseitigungsanstalt. "Wer soll denn das noch erwirtschaften?", fragt Döbler. Im Schlachthof seien insgesamt 200 Leute beschäftigt.
"Auch uns laufen die Kosten davon", stößt Alfred Harms, Prokurist des Galvanikbetriebs Zeschky, ins gleiche Horn. 40000 Kubikmeter Wasserverbrauch hat sein Betrieb im Jahr. Insgesamt habe das Unternehmen fünf Standorte in Deutschland. "Was das Wasser anbelangt, ist Kempten der teuerste", so Harms. Nachdem die Preise für Galvanikprodukte in den vergangenen Jahren gesunken seien, die Gebühren aber stetig steigen, "kann das den Standort langfristig gefährden". Bei Zeschky arbeiten 75 Menschen.
Sparmöglichkeiten ausgereizt
Dabei, so Harms und Döbler, könnten ihre beiden Betriebe beim Wasserverbrauch kaum mehr sparen. Das habe man schon in den vergangenen Jahren bis an die Grenze ausgereizt.
Genauso geht es den Kemptener Hoteliers. "Wir können unseren Gästen ja schlecht vorschreiben, wie lange sie duschen dürfen", erklärt Sprecher Walter Mauderer (Fürstenhof, Landhotel Hirsch, Parktheater). Er mutmaßt, dass die Erhöhungen etwas mit dem gewaltigen Schuldenberg des KKU zu tun haben: "Aber das kann es doch nicht sein, dass wir den Abbau dieser Schulden mitfinanzieren müssen."
Im Kemptener Schlachthof fließt nicht nur Blut sondern auch jede Menge Wasser - gesetzlich vorgeschrieben durch Hygienemaßnahmen. Über 140000 Kubikmeter werden dort im Jahr verbraucht. Damit zählt der Schlachthof zu den Betrieben in der Stadt mit dem größten Wasserverbrauch. Foto: Laurin Schmid
"Irgendwann müssen wir auch noch für die Luft bezahlen, die wir atmen - aber nur in Kempten."