Befragung stößt bei den meisten Gemeinderats-Kandidaten in Altusried auf Ablehnung Altusried (raf). Das Thema Windkraft sorgt in Altusried im Vorfeld der Kommunalwahl für politischen Wirbel. Auslöser: Eine regionale Anti-Windkraft-Initiative erwartet von allen Gemeinderats-Kandidaten eine klare Aussage, ob sie für oder gegen den Bau weiterer Windräder sind. Die meisten Bewerber lehnen eine Stellungnahme kategorisch ab: Das Thema sei zu vielschichtig, um eine pauschale Antwort geben zu können. Ungeachtet dessen will Initiator Ulrich Schwab anhand der Rückmeldungen eine Wahlempfehlung aussprechen.
Rund 140 Bürger bewerben sich um den Einzug in den Altusrieder Gemeinderat. Sie alle wurden vom 'Regionalverband Allgäu im Bundesverband Landschaftsschutz' (BLS) angeschrieben. Initiator der Befragung ist Ulrich Schwab, Generalintendant des Mannheimer Nationaltheaters und Bürger Altusrieds. 'Der Wähler hat einen Anspruch darauf, zu wissen, welche Ansicht die Kandidaten in der existentiellen Frage Windkraft haben', begründet dieser die Aktion.
Zudem gehöre es zum Selbstverständnis von Demokratie, in wichtigen Punkten verbindlich Stellung zu beziehen. Das sehen viele Gemeinderats-Bewerber anders. Als 'unseriös' stuft etwa Hugo Wirthensohn von den Freien Wählern das Vorgehen Schwabs ein. 'Egal, wie man die Frage beantwortet, man wird für die nächsten sechs Jahre geknebelt', ärgert sich Wirthensohn.
Weshalb nach seinem Wissen niemand aus den eigenen Reihen auf die Anfrage reagiert habe. Sauer ist der FW-Gemeinderat zudem über den 'polemischen' Stil des Begleitschreibens, in dem Schwab etwa die 'scheinheiligen und verlogenen Argumente' der Windkraft-Betreiber anprangert. Auch Rats-Kandidat Klaus Hagspihl von der Windkraft-Bürgerinitiative Langenberg lehnt 'Formulierung und Schärfe' des Schreibens ab. Wenngleich er das 'Herauskitzeln' von Standpunkten im Grundsatz für begrüßenswert hält.
Taube Ohren
Auf taube Ohren stößt das Anliegen der Windkraft-Initiative bei der Altusrieder CSU, so Vorsitzender Gerhard Mösle: 'Wir haben Verständnis für das Ziel Schwabs, aber das ist nicht der richtige Weg.'. Zum einen könne niemand verbindlich sagen, wie er in etlichen Jahren zur Windkraft stehe. Zum anderen spiele der gesetzliche Hintergrund eine Rolle: 'Über die Privilegierung der Windkraft kann man sich nicht einfach hinwegsetzen.' Hans-Jörg Dorn von der Wählergemeinschaft Muthmannshofen hält das Abfragen blanker Standpunkte ohnehin für überholt. 'Der Meinungsprozess ist inzwischen weit vom reinen Pro und Contra entfernt. Jetzt geht es darum, wie die Windkraft für die Anlieger tragbar ist.'
Als Eigentor wertet SPD-Ortsvorsitzende und Windkraftbefürworterin, Christl Spitzbarth, die Aktion. Denn anstatt sich bei öffentlichen Versammlungen mit den Kandidaten auseinanderzusetzen, hätte die Initiative durch ihr Vorgehen 'Kredit verspielt'. Hinter dem 'Bundesverband Landschaftsschutz' verbirgt sich laut Spitzbarth mehr als regionaler Windkraft-Protest: 'Da stecken Energiekonzerne dahinter.' Dass die Initiative eine Wahlempfehlung abgeben will, lässt sie kalt: 'Das hat auf die Wahl keinen Einfluss.'
Die Weigerung der meisten Bewerber, Stellung zu beziehen, stuft Initiator Schwab als 'fatal' ein. Offenbar hätten die großen Fraktionen in der Gemeinde ihre Mitglieder 'an die Leine gelegt'. Nicht nachvollziehen kann er es, dass sich Bewerber nicht festlegen, sondern je nach Einzelfall entscheiden wollen: 'Denn entweder möchte man die Landschaft schützen oder man lässt neue Anlagen zu.' Eines habe die Befragung in jedem Fall bewirkt, betont Schwab: 'Die Windkraft ist jetzt in allen Ortsteilen zum Thema geworden.'