Ehepaar renoviert 300 Jahre alten Bauernhof in Wollmuths bei Niedersonthofen Waltenhofen-Niedersonthofen (sb/wz). Die Wände sind krumm und schief, die Räume gedrungen, gerade so, dass man aufrecht stehen kann. Holzgetäfelte Decken verbreiten Behaglichkeit. Der Kachelofen strahlt wohlige Wärme aus. 'Es ist wie früher', schwärmt Sabine Fink. Sie und ihr Mann Manfred haben in fünfjähriger Bauzeit ein 300 Jahre altes, denkmalgeschütztes Bauernhaus in Wollmuths bei Niedersonthofen restauriert.
'Reiner Zufall' sei der Erwerb des Gebäudes mit Grundstück vor fünf Jahren gewesen, erinnert sich die Berufsschul-Lehrerin. Ursprünglich wollte das Ehepaar ein kleines Holzhaus bauen, doch hatten sie keinen Bauplatz bekommen. Wie es das Schicksal wollte, stand das Anwesen damals zufällig zum Verkauf an. Laut dem Landesamt für Denkmalpflege ist das Gebäude das letzte original erhaltene Oberallgäuer Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert.
Bereits im Jahre 1992 war das halb eingefallene Haus oberhalb des Niedersonthofener Sees Thema in einer Waltenhofener Gemeinderatssitzung. Die Räte drängten darauf, das Anwesen der Nachwelt in seiner Origanilität zu erhalten. Weil es gegen Ende des 19. Jahrhunderts nämlich unbewohnt war und nur noch zu Lagerzwecken benutzt wurde, blieb es von baulichen Veränderungen verschont.
Foto als Vorlage
Diese Tradition führte auch das Ehepaar Fink fort: 'Die Aufteilung der Zimmmer ist gleich geblieben', erklärt Sabine Fink. Auch beim Innenausbau seien die beiden mit fortschreitendem Bau 'immer extremer geworden'. Bis ins kleinste Detail versuchten sie, die Originalität zu bewahren. 'Das war nicht so einfach', erklärt die Niedersonthoferin. Immerhin war als Vorlage nur ein Foto vorhanden. 'Wir wussten anfangs nicht, was uns erwartet', blickt die Hausbesitzerin zurück. Die Balken des 'gestrickten' Holzhauses blieben größtenteils erhalten. Nur die Sichtbaren wurden neu von Hand geschlagen. Die Fensteranordnung sowie das Dach mit seinen zwei Firsten ließen die Eheleute unverändert. Der Giebel mit Fachwerk, dessen Zwischenräume mit Lehmflechtwerk ausgefüllt sind, entsprechen ebenfalls dem Original.
Mit Fingerspitzengefühl gelang den Finks der Spagat zwischen Tradition und Moderne. Weil die Deckenhöhe vom Denkmalamt festgeschrieben war, blieb nur ein Weg, die 1,70 Meter hohen Räume auf eine zeitgemäßes Maß zu bringen: 'Wir haben das halbe Haus unterkellert', sagt Sabine Fink. Noch deutlicher ist die Anhebung der Türstöcke ausgefallen: Von 1,40 auf 1,90 Meter. Im Gegensatz zum traditionellen Allgäuer Stil haben die Bäder italienisches Flair.
Letztlich haben die Finks weit mehr als in einen Neubau investiert. Und obwohl immer noch viel zu tun ist, sind die beiden stolz auf ihr Schmuckstück: 'Wir würden heute in kein anderes Haus mehr ziehen.'