Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Lutz, Ottobeuren - Ein Feiertag wird es für die Handballer des TSV Ottobeuren auf jeden Fall. Der Regionalligist erwartet heute ab 20 Uhr in der Schulturnhalle in der dritten Runde im Wettbewerb um den deutschen Handball-Pokal den Bundesligisten SG Wallau/Massenheim. 'Wir haben Kartenanfragen von Augsburg bis Oberstaufen', sagt Manager Willi Höbel, der sich in Erwartung des vollen Hauses schon vorab ein wenig die Hände reibt. Der nicht gerade prall gefüllte Geldbeutel der Unterallgäuer bedarf jeder Sättigung. Da kommen die Südhessen aus der Frankfurter Peripherie gerade recht. Und mit dem Bundesligisten kommt ein ganzes Sammelsurium von Handball-Größen ins Unterallgäu. Am bekanntesten dürfte Trainer Martin Schwalb sein, der jahrelang ein Torgarant der deutschen Nationalmannschaft war. Im Kader der Gäste - derzeit Tabellenfünfte in der Bundesliga mit 12:8 Punkten - stehen fünf aktuelle und ehemalige deutsche Nationalspieler. Abwehrchef Mike Fuhrig (37) brachte es auf 156 Länderspiele, hat seine Karriere in der Nationalmannschaft aber schon beendet. Jan-Olaf Immel spielte bislang 40 mal, Pascal Hens 17 mal, Steffen Weber 34 mal und Christian Rose 40 mal für Deutschland. Rose, ein Oberfranke aus Coburg, musste zwar für den Weltcup am vergangenen Wochenende, als Deutschland Dritter wurde, absagen. Er liegt mit 82 Treffern (davon 19 Siebenmeter) in der Bundesliga-Torjägerliste mit an der Spitze. Star im Team der Südhessen ist der Russe Igor Lavrov, der 165 mal für sein Land international im Einsatz war. Der Isländer Einar-Örn Jonsson (40 Länderspiele) steht am Anfang einer möglicherweise großen Karriere. 'Wallau ist ein Wunschlos. Was kann man sich als Regionalligist besseres wünschen', sagt Höbel, wunschlos glücklich. Dass heute Abend wohl Endstation für sein Team im Wettbewerb um den Pokal des Deutschen Handball-Bundes (DHB) sein wird, stört Höbel weniger. 'Wir hoffen auf ein attraktives Spiel.' Im Pokal-Wettbewerb hatte Ottobeuren in dieser Saison bislang seine Höhepunkte. Die Zweitligisten TVA Saarbrücken (25:22) und HC Erlangen (31:25) warf die Mannschaft von Trainer Andras Pecsenye schon raus. In der Regionalliga läuft es dagegen gar nicht so prächtig. Nach drei fetten Jahren mit jeweils Platz fünf kommt Ottobeuren in dieser Runde gar nicht in Schwung. Mit altbewährten Kräften - auch weil Verstärkungen nicht finanzierbar waren - wollte Pecsenye wieder im oberen Drittel mitspielen.
Höbel: 'Es fehlt das frische Blut' Nach acht Spieltagen stellt sich eine völlig neue Situation: Ottobeuren spielt gegen den Abstieg. 'Die Liga ist ein ganzes Stück stärker geworden', sagt Höbel. Die Aufsteiger spielen alle oben mit, 'während wir unsere Leistungsstärke beibehalten haben', so Höbel weiter. Mit anderen Worten: 'Wir sind nicht schlechter geworden, aber die anderen stärker. Es fehlt das frische Blut in der Mannschaft', sagt Höbel. 'Wir haben uns nicht kontinuierlich fort entwickelt und Stillstand bedeutet Rückschritt.' Möglicherweise war der 33:32-Sieg gegen Bietigheim am vergangenen Spieltag die Wende zum Besseren. 'Da haben wir 45 Minuten hervorragend gespielt', so Höbel. Doch große Brötchen werden in dieser Saison im Unterallgäu wohl nicht mehr gebacken. Egal, wie das Spiel gegen Wallau auch ausgehen mag. Markus Schneider wird auf jeden Fall feiern. Er wird heute 31 Jahre alt. 'Nach dem Spiel wird eingeladen', sagt er. An ein Weiterkommen gegen Wallau glaubt er dagegen nicht, auch wenn sich gerade im Pokal-Wettbewerb schon die ungeheuerlichsten Dinge abspielten. 'Handball ist nicht Fußball, wo mal ein Glückstor reicht', sagt Schneider. 'Wir müssten schon 30 Glücksdinger machen', und das erscheint ihm doch recht unwahrscheinlich. Im Grunde treffen heute Abend zwei Handball-Welten aufeinander. Dort die Profis, die außer handballspielen keiner Pflicht nachgehen. Hier die Amateure, wie Schneider, der als Geschäftsführer der 'Sportwelt' in Ottobeuren 'mehr als 60 Stunden' in der Woche arbeitet. Und wenn Wallau nach dem Spiel wieder abreist, bleibt Ottobeuren nur der Alltag, 'der heuer grauer als in den Vorjahren ist', so Schneider. 'Aber da müssen wir durch. In dieser Saison geht es nur um das Drinbleiben in der Regionalliga'. Und um was geht es heute Abend gegen den Bundesligisten? 'Da wollen wir Wallau ein wenig ärgern, auf dass die Mannschaft alles bringen muss na, wenigstens 95 Prozent.'