Kempten(bec). - Für viele Paare ist es der sehnlichste Wunsch: ein Kind. Und wenn der auf natürlichem Wege nicht erfüllt werden kann, bleibt oft nur noch die Adoption. Wie man schnell ein Kind aus dem Ausland adoptiert, haben Bundeskanzler Gerhard Schröder und seine Frau Doris erst kürzlich vorgemacht, indem sie ein dreijähriges Mädchen aus Russland bei sich aufnahmen. So rasant wie bei Kanzlers läuft eine Adoption beim Kemptener Jugendamt freilich nicht ab. Oft ist der Weg lang und steinig und für viele Paare ist nicht sicher, ob ihr Herzenswunsch überhaupt erfüllt werden kann. Mit der Adoption eines Kindes aus dem Ausland liegt Familie Schröder anscheinend im Trend: 'Den größten Teil der Adoptionen bei uns machen Auslands- und Stiefelternadoptionen aus', erklärt Sozialpädagoge Ernst Lang vom Kemptener Jugendamt. Also solche, bei denen Kinder aus dem Ausland oder von den neuen Lebenspartnern von Vater oder Mutter adoptiert werden. Dass es auch in Kempten so wenige Volladoptionen - die Aufnahme deutscher Säuglinge in eine Familie - gibt, liegt laut Lang daran, dass die Wartezeiten länger als für ausländische Kinder sind. 'Ein Grund ist sicher auch, dass das soziale Netz für allein erziehende Mütter in Deutschland viel engmaschiger ist als früher', betont Lang. Zwar wünschten sich die meisten Paare ein Baby, seien dann aber doch oft bereit, ein älteres Kind aus dem Ausland aufzunehmen. Derzeit seien, so Lang, beim Jugendamt zehn bis zwölf Paare gemeldet, die ein Kind adoptieren möchten. Wer sich für eine Adoption entscheidet, muss laut Sozialpädagoge Lang rund drei Jahre Wartezeit einkalkulieren.
In mehreren Gesprächen stelle das Jugendamt zunächst die Eignung der künftigen Eltern fest, überprüfe deren sozialen Verhältnisse und ihre Einstellung zu Erziehungsfragen. 'Wir suchen nicht Kinder für Eltern, sondern Eltern für Kinder', stellt Lang klar. Wird ein Paar für geeignet befunden, beginnt die Suche nach einem Kind. 'Sobald das Kind in der Familie aufgenommen wird, geht die Adoptionspflegezeit los', erklärt Lang. Ein bis zwei Jahre lang werde dann immer wieder überprüft, ob sich eine Eltern-Kind-Beziehung entwickelt. 'Mir ist kein Fall bekannt, in dem ein Kind danach nicht in einer Familie geblieben ist', so der Sozialpädagoge. Denn die die Vermittlung sei einfach eine Frage der guten Vorbereitung. Zitat Ich bin in der glücklichen Lage, Herrn Schröder nur als Bundeskanzler beurteilen zu müssen und nicht als Vater.} Sozialpädagoge Ernst Lang, am Kemptener Jugendamt zuständig für Adoptionen 30 Adoptionen, zum großen Teil durch Stiefeltern, hat das Jugendamt im vergangenen Jahr verzeichnet. Laut dem Sozialpädagogen haben übrigens auch Singles das Recht, ein Kind zu adoptieren. Allerdings nur, wenn kein passendes Paar gefunden wird. Lang: 'Mit welchem Recht sollte man einem Kind einen Elternteil vorenthalten?' Höchstens 40 Jahre alt dürfen die Eltern bei einer Säuglingsadoption sein. 'Bei älteren Kindern wächst das Alter der Adoptiveltern mit', sagt Lang. Nur beim 60-jährigen Kanzler ist das anders.