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Wir lernen, damit umzugehen

Berufsoffensive

Wir lernen, damit umzugehen

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    Wir lernen, damit umzugehen
    Wir lernen, damit umzugehen Foto: Ralf Lienert

    Der tragische Unfalltod eines Kollegen hat Rettungsdienstleiter Markus Adler besonders belastet, erzählt der 31-Jährige. Zwar musste der Johanniter schon zu vielen Einsatzen ausrücken, aber als ausgerechnet der eigene Kollege verunglückte, war das eine Extremsituation. Adler wandte sich an eine Therapeutin. Mit der MZ sprachen der Rettungsassistent und seine Kollegin Gina Liebich über psychische Belastungen bei der Arbeit, aber auch über die vielen schönen Seiten dieses Berufs. Notfälle sind der Alltag fur Rettungskräfte: 'Auf der Wache warten wir ja quasi auf solche Situationen', sagt Adler. Dennoch wurden Einsatze 'nicht die Bedeutung von etwas Alltäglichem bekommen. Aber weil wir das regelmäßig durchleben, lernen wir natürlich, damit umzugehen'. Das fängt schon während der Ausbildung an. Im Unterricht lernen die angehenden Rettungsassistenten zu erkennen, wann sie möglicherweise traumatisiert sind und sich die professionelle Hilfe eines Therapeuten suchen sollten: 'Wenn man nachts aufwacht, Albträume hat und die Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommt', sagt Adler. Manchmal habe es aber auch ganz individuelle Gründe, dass eine Situation im Gedächtnis haften bleibt, so der 31-Jahrige: 'Wenn ein junger Vater einen Einsatz fährt und er trifft am Unfallort auf Parallelen zu seinem eigenen Leben – gleiches Spielzeug oder ein gleicher Kinderwagen beispielsweise – kann das sehr belastend sein.' Die 24-jahrige Rettungsassistentin Liebich ist bislang 'recht gut mit allem klargekommen'. Allerdings tut sie sich schwer, nach Feierabend abzuschalten: 'Weil mein Mann auch im Rettungsdienst tatig ist.' Kommt sie nicht zur Ruhe, lasst sich Liebich ein Bad ein oder powert sich beim Radeln oder Joggen aus. Nicht wie im Fernsehen Dass ein ausgewogenes Privatleben wichtig ist, betont auch Adler: 'Um ein notiges Gegengewicht zu schaffen.' Der Alltag eines Rettungsassistenten sei aber nicht generell beastend: 'Unsere Arbeit ist wesentlich unspektakulärer als sie beispielsweise in Fernsehserien dargestellt wird. Es gibt nicht ständig Rettungsaktionen mit Hubschraubern, die zu einer Massenkarambolage auf der Autobahn fliegen, sondern auch einfache Wundversorgungen', erläutert Adler. Oder Krankentransporte, bei denen nicht akut Verletzte in ein anderes Krankenhaus verlegt werden. 'Sehr anspruchsvoll' Ihre Arbeit habe auch viele schöne Seiten, betont Adler: 'Eine gut verlaufende Geburt im Rettungswagen, auf dem Weg zum Krankenhaus, ist etwas Positives. Oder eine erfolgreiche Wiederbelebung.' Und Liebich liebt die Abwechslung: 'Es ist nicht wie im Büro. Man weiß nie, was der Tag bringen wird und kommt immer mit anderen Menschen zusammen.' Davon abgesehen sei der Beruf 'sehr anspruchsvoll', betonen beide. 'Und das Wichtigste: Man kann anderen Menschen helfen.'

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