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"Wir können einfach nicht stillsitzen"

Altusried

"Wir können einfach nicht stillsitzen"

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    "Wir können einfach nicht stillsitzen"
    "Wir können einfach nicht stillsitzen" Foto: ralf lienert

    Status Quo sind die Erfinder des Boogie-Rock und sorgen auch nach vier Jahrzehnten für volle Konzerthallen. Olaf Neumann sprach mit Bandgründer Francis Rossi (61), der gerade auch ein Solo-Album aufnahm, über sein Können an der Gitarre, Mick Jagger von den Rolling Stones, Drogen im Showgeschäft und seinen Traum, mit Status Quo einmal in China zu spielen.

    Mister Rossi, Status Quo gehört neben den Rolling Stones zu den dienstältesten Rockbands. Was treibt sie an?

    Rossi: Wir können einfach nicht still sitzen. Als 30-Jähriger dachte ich, mit 60 werde ich garantiert nicht mehr auf der Bühne stehen. Ich will mich doch nicht blamieren. Jetzt bin ich 61, und der Drang ist immer noch da.

    Ihre Fans nennen Sie liebevoll "The Gomorr" (grand old man of Rock n Roll). Wer sind die großen alten Männer, von denen Sie anfangs beeinflusst waren?

    Rossi: Zuerst einmal möchte ich klarstellen, dass ich mich nicht für den besten Gitarristen meiner Generation halte. Ich glaube auch nicht, dass technische Brillanz automatisch zu guter Musik führt. Das Feeling spielt beim Musikmachen eine wesentliche Rolle.

    Ich bin mit den Harmonien der Everly Brothers aufgewachsen, mit Little Richard und Jerry Lee Lewis. Mit Lewis haben wir später sogar ein paar Mal gearbeitet. Richard und Lewis hatten eine unglaubliche Live-Energie. Das habe ich versucht, auf Status Quo zu übertragen. Ich hoffe, ich werde das auch mit meinen Solo-Shows hinbekommen.

    Sie wurden kürzlich mit dem höchsten Britischen Verdienstorden ausgezeichnet. Sind Sie stolz darauf?

    Rossi: Nein, nein, ich bin nur ein bescheidener alter Entertainer. Natürlich schmeichelt einem solch eine Ehrung, aber ich glaube nicht, dass ich sie wirklich verdient habe. Wenn es aber dabei hilft, Spenden für eine gute Sache zu sammeln, ist es okay.

    Ihre Lieblingsgitarre ist eine modifizierte 1957er Fender Telecaster, die Sie 1968 für umgerechnet 80 Euro kauften. Spielen Sie sie auch auf Ihrem Soloalbum?

    Rossi: Ja, bei ein oder zwei Songs. Aber auf der Bühne ist sie immer dabei. Eine sehr angenehme Gitarre. Steve Marriott sollte unbedingt mit seiner Gibson beerdigt werden. Was für eine dumme Idee. Wenn das so eine gute Gitarre war, warum hat er sie dann nicht an jemanden vererbt?

    Status Quo gingen aus einer Londoner Schülerband um Sie und Alan Lancaster hervor, die zu Beginn des Jahres 1962 als "The Paladines" gegründet wurde. Wer war zuerst da: Status Quo oder die Stones?

    Rossi: Ich erinnere mich an einen bestimmten Abend im Jahr 1962, als ich mich von unserem Proberaum im Londoner Stadtteil Forest Hill auf den Nachhauseweg machte. Ich strandete im Glenlyn Ballroom. Dort spielten gerade die Rolling Stones vor etwa sechs zahlenden Gästen. Sie waren definitiv vor uns da. Jagger ist ein paar Jahre älter als ich. Deshalb nenne ich ihn Onkel Mick.

    Hat der junge Mick Jagger Sie an jenem Abend beeindruckt?

    Rossi: Nein. Er war der Sänger in einer Rock-n-Roll-Band. Mehr blieb bei mir anfangs nicht hängen. Inzwischen ist er 66 und immer noch fit wie ein Turnschuh. Dafür bewundere ich ihn. In unserem Alter muss man auf sich achten. Ich selbst trinke keinen Schluck Alkohol.

    Sind Amy Winehouse und Pete Doherty drogen- und alkoholbedingt die authentischeren Rock n Roller?

    Rossi: Ich glaube nicht an den Rock-n-Roll-Lebensstil. Für mich ist es idiotisches Benehmen, sich jeden Tag zu besaufen, zu bekiffen oder sich sonst was einzuwerfen.

    Glauben Sie, dass Jagger und Richards noch eine letzte Welttournee spielen werden?

    Rossi: Das glaube ich nicht nur, das weiß ich sogar aus erster Hand. Keine Ahnung, ob mit oder ohne Ron Wood. Da es die letzte Welttournee sein wird, zu der Jagger und Richards in der Lage sind, werden sie Wood mitnehmen. Er gehört dazu.

    "One Step At A Time" ist bereits Ihr dritter Soloausflug. Spielen Sie darauf Songs, die Sie mit Status Quo nicht realisieren könnten?

    Rossi: Ich mache da keinen Unterschied. Ich schreibe Songs, und ich singe sie. Natürlich klingt meine Soloplatte auch ein bisschen wie Status Quo. Der große Unterschied ist das Fehlen von Rick Parfitt. Ich versuche nicht, so zu spielen wie er. Stattdessen arbeite ich mit Frauenstimmen. Vor allem aber hat mein Sohn Nicholas an der Platte mitgewirkt. Und Tochter Bernadette spielt das Vorprogramm.

    Status Quo ist die erfolgreichste Band in der Geschichte der britischen Charts. Sie hatten in 42 Jahren über 60 Single-Hits. Gibt es etwas, dass Sie mit der Band noch erreichen wollen?

    Rossi: Ich will irgendwann mal in China spielen. Leider haben die Chinesen eine komische Form des Kommunismus. Sie wollen den Kapitalismus, aber die unteren Schichten dürfen nicht daran teilhaben. Kommunismus ist an sich eine gute Idee. Aber sie funktioniert nicht. Angeblich will Patti Smith in Nordkorea auftreten. Ich glaube nicht, dass wir Künstler wirklich etwas zur Öffnung eines solchen Landes beitragen können. Wenn die Regierungen sich abschotten, kann die ganze Welt Druck ausüben, aber es wird sich nichts tun. Wir spielen seit 20 Jahren in Russland. Die Verhältnisse haben sich trotzdem nicht geändert.

    Status Quo spielt am Samstag, 28. August, um 20 Uhr auf der Freilichtbühne in Altusried. Karten im Vorverkauf unter Telefon 01805/59 22 00.

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