Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Wir fühlen uns hintergangen

Allgäu

Wir fühlen uns hintergangen

    • |
    • |

    Memmingen (aro). - Gegen die Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G8) haben rund 400 Eltern, Schüler und Lehrer in einer Veranstaltung am Memminger Bernhard-Strigel-Gymnasium (BSG) heftig protestiert. Mehrere Eltern forderten sogar zu einem 14-tägigen Schulboykott auf. Enttäuschung herrschte auch über die Abwesenheit von CSU-Landespolitikern, denen man gerne 'die Meinung gesagt hätte', so einige Redner. 'Wir sehen in der G8 keinen Vorteil, fühlen uns hintergangen und werden uns gegen eine Verkürzung wehren', lauteten die übereinstimmenden Aussagen. Zur Protestveranstaltung hatte der Elternbeirat des BSG auch Schüler, Eltern und Lehrer des Vöhlin-Gymnasiums, des Marianums Buxheim, Landespolitiker und auch interessierte Eltern von Grundschülern eingeladen. Für Klaus Schimmel, Oberstudienrat und Personalrats-Vorsitzender am BSG, ist es an der Zeit, die Pläne der Staatsregierung kritisch zu hinterfragen. Wenn Ministerpräsident Stoiber seine Pläne durchziehe, komme es zu erheblichen Qualitätsverlusten in der gymnasialen Bildung. 'Durch die Anhebung auf bis zu 37 Unterrichtsstunden pro Woche gehen auch soziale und sportliche Komponenten verloren, die für den Reifeprozess junger Menschen wichtig sind', kritisierte Schimmel.

    'Modellversuche kein Maßstab' Die G8-Modellversuche an einigen bayerischen Schulen seien kein Maßstab für eine generelle Verkürzung der Gymnasialzeit, warnte die Elternbeirats-Vorsitzende am BSG, Angelika Wohlleb. So habe man in Erding festgestellt, dass selbst hoch begabte Schüler an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stoßen würden, obwohl man dort kleinere Klassen und optimale Verhältnisse geschaffen habe. Es komme zu extremen psychischen Belastungen, die größtenteils vom Elternhaus aufgefangen werden müssten. Herbert Wolf, stellvertretender Schulleiter des Vöhlin-Gymnasiums, stellte die Frage, weshalb es überhaupt notwendig sei, eine Verkürzung der Schulzeit mit hohem Tempo 'durchzupeitschen'. Die bayerischen Gymnasien seien immer Vorzeigemodelle gewesen. Doch jetzt habe man die Leute vor Ort nicht einmal gefragt, ob eine Straffung des Lehrplanes um 60 Prozent überhaupt umsetzbar sei. BSG-Schulleiter Jürgen Freisler sah Informations-Defizite als Ursache dafür an, dass die Mehrheit der Bevölkerung die G8 wolle. Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger zeigte sich ebenfalls entsetzt über die geplante Verkürzung und stellte die Frage, wer künftig die Mittagsbetreuung übernehme und woher das Geld dafür kommen solle. In der allgemeinen Diskussion kam zum Ausdruck, dass man sich mit scharfen Protestbriefen und Unterschriftenlisten gegen eine Veränderung aussprechen will. Auch ein Volksbegehren wurde in Erwägung gezogen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden