MM-Amendingen Markus Söder erzählt an diesem Abend von seinem Großvater. 'Er hat nach dem Krieg eine kleine Tankstelle eröffnet, die umrahmt war von Schutt.' Der CSU-Generalsekretär will seinen Zuhörern mit diesem Beispiel sagen, dass 'wir Hoffnung, Mut und Optimismus brauchen. Wir können unglaublich viel verändern. Wir müssen uns aber zutrauen, es zu tun'. Für Söder gehört auch ein 'engagierter Patriotismus' dazu. Den Grünen seien solche Gefühle völlig fremd. Claudia Roth, die 'Inkarnation der Betroffenheits-Kultur', wolle ja lieber den Geburtstag von Mohammed feiern als den Tag der Deutschen Einheit. Es ist Bundestags-Wahlkampf in den Amendinger Stuben. Auf Tischen liegen rote Abziehbilder mit den Köpfen von Bundeskanzler Gerhard Schröder, Außenminister Joschka Fischer sowie von Gregor Gysi und Oskar Lafontaine von der neuen Linkspartei. 'Lass Dich nicht linken', steht dort geschrieben. Minister und Memminger CSU-Kreischef Josef Miller tritt ans Mikrofon: 'Wir sind stolz darauf, dass Markus Söder den Wahlkampf bei uns eröffnet.' Der 38-jährige Generalsekretär habe das CSU-Wahlprogramm 'ganz wesentlich mitgeschrieben'. Der studierte Rechtswissenschaftler Söder dokumentiert sogleich, was in diesen Wochen seinen Lebensrhythmus bestimmt: 'Bis zur Bundestagswahl sind es noch 45 Tage, 22 Stunden und sechs Minuten.' Dann nimmt er sich den politischen Gegner vor. 'Die Mehrzahl der Menschen möchte eine andere Politik und Schröder möchte seinen Lebensabend in New York verbringen. Alle diese Wünsche kann man erfüllen.' Der Generalsekretär, neben ihm ein CSU-Banner, in Reichweite ein Angela Merkel-Werbeplakat, legt nach: 'Noch nie seit Ende des Zweiten Weltkriegs war unser Land in einem so schlechten Zustand wie jetzt.' Der frühere Musterknabe Deutschland müsse 'wieder dorthin, wo er hingehört. An die Spitze der ökonomischen Entwicklung'. Mit der jetzigen rot-grünen Regierung sei das nicht zu machen, sagt Söder: 'Die versprechen Sachen, von denen sie genau wissen, dass sie sie nicht halten können.' Nun habe er 'den Roten eingeschenkt', rekapituliert der CSU-General am schwarzen Rednerpult sein bisheriges Tun, doch fortan wolle er sich dem christsozialen Programm widmen. Deutschland brauche weniger Bürokratie: 'Man benötigt ja schon fast einen Rechtsanwalt, um durchs tägliche Leben zu kommen.' Beschneiden will er auch die Macht der Gewerkschafts-Spitzen. Durch 'betriebliche Bündnisse' solle 'Kompetenz vor Ort' gestärkt werden.
Hände wirbeln durch die Luft Söder spricht, er schreit nicht. Seine Hände wirbeln durch die Luft. Einmal ballt er sie zur Faust, dann spricht er mit erhobenem Zeigefinger. Gelegentlich verschwindet die rechte Hand in der Hosentasche. Viel Beifall erhält der 38-Jährige , als er zur Sozialpolitik kommt. Natürlich müsse der Starke dem Schwachen helfen, schickt er voraus. 'Aber wer sich selber helfen kann, sollte durchaus seinen Beitrag leisten.' Auch in Sachen Schule trifft er den Geschmack der Zuhörer, von denen einige keinen Sitzplatz mehr gefunden haben: 'Ein Kind kommt nur dann in den Regelunterricht, wenn es auch Deutsch kann.' Nach einer Frage aus dem Publikum verteidigt Söder, dass sich Ministerpräsident Stoiber noch nicht für oder gegen Berlin entschieden hat: Er tue gut daran, sich erst nach der Wahl zu erklären. Dann muss Söder weiter, am nächsten Morgen ab 6 Uhr sendet das Frühstücksfernsehen aus der CSU-Zentrale. Miller verabschiedet ihn mit Wanderstöcken: 'Damit es stetig bergauf geht.'