Oberallgäu (uw). - Die Nachricht schlug gestern im Oberallgäu ein wie eine Bombe: Das Warenhaus Hager in Sonthofen meldete Insolvenz an (siehe 'Allgäu-Wirtschaft'). Mit Bedauern und Bestürzung kommentierten sowohl Wirtschaftsvertreter als auch Politiker die schwierige Lage des traditionsreichen Unternehmens, das rund 60 Mitarbeiter beschäftigt. 'Für Stadt und Einzelhandel ist die Nachricht ein ordentlicher Hammer - wir brauchen dieses Warenhaus', sagt Bürgermeister Hubert Buhl. Und hofft, dass das Haus - möglicherweise über eine Nachfolgegesellschaft - auch in Zukunft weiter besteht. Mit Ursache für die Insolvenz ist laut Buhl, dass sich Gesellschafter und Vermieter des Gebäudes nicht über neue Mietverträge einigen konnten. Buhl appelliert an die Vermieter, 'die Situation richtig abzuwägen'. Nach seiner Einschätzung hat das Unternehmen eine gute wirtschaftliche Grundlage, auch wenn die Situation wegen des allgemeinen Konsumrückgangs und der Konkurrenz durch das 'Forum Allgäu' in Kempten nicht leicht sei. 'In Sonthofen ist ein Geschäft dieser Größenordnung dringend nötig', betont Landrat Gebhard Kaiser. Er bedauert, dass es bisher nicht möglich war, zwischen Vermieter und Mieter zukunftsorientierte Verträge zu schließen. 'Hoffentlich kommt es noch zum vernünftigen Miteinander, damit das Geschäft in der oder einer anderen Struktur erhalten bleibt.' Zu der immer wieder aus Einzelhandelskreisen kommenden Kritik an den zunehmenden Verkaufsflächen für Filialisten erklärt der Landrat, dass der Politik in wirtschaftlichen Abläufen Grenzen gesetzt seien. 'Es ist schwer, am Markt vorbei Politik zu machen, da ja auch die Nachfrage durch Werbung global entwickelt wird.' 'Es wäre tragisch, wenn das Warenhaus Hager, eines der sehr, sehr guten Kaufhäuser der Region, nicht weitergeführt würde.
' Zitat Wir müssen alles daran setzen, dass es irgendwie weitergeht.} Landrat Gebhard Kaiser zur Hager-Insolvenz Schockiert von der Insolvenz zeigte sich auch Fritz Weidlich, Vorsitzender der Werbegemeinschaft 'Attraktive Stadt Sonthofen' (ASS). Er hatte bis zuletzt auf eine Lösung der Probleme gehofft. Sollte das Warenhaus wegfallen, verliere die Kreisstadt an Kaufkraft-Bindung. Und das, fürchtet Weidlich, bringe nicht nur die umliegenden Geschäfte Schwierigkeiten, sondern wirke sich in Folge auf den gesamten Standort aus. 'Hager ist für Sonthofen das wesentliche Zugpferd; wenn er schließt, ist das für Sonthofen sehr schlimm', meint Heribert Waldmann, Vorstandsmitglied der Werbegemein-schaft ASS. Im Kleinen gesehen sei das Warenhaus fast vergleichbar mit dem großen Ein-kaufszentrum in Kempten: ein Frequenzbringer, der Menschen zum Einkauf in die Stadt lockt - und darunter eben viele Auswärtige und Urlauber. Ohne ein solches Kaufhaus fahre so mancher womöglich gleich nach Kempten, fürchtet Waldmann. 'Ich bedauere die Entwicklung persönlich, weil ich Geschäftsführer Weber für einen sehr fähigen Mann halte - am kaufmännischen Geschick kann es nicht liegen', sagt Rüdiger Mayer, Sprecher des Kemptener Einzelhandelsverbands. Er glaubt allerdings nicht, dass der von Kempten ausgehende Wettbewerb ausschlaggebender Grund für die Insolvenz war. 'An der Kaufzurückhaltung haben alle zu knabbern.' Sollte das Warenhaus ganz schließen, würde Sonthofen an Marktbedeutung verlieren, 'und dieser Schaden ist nicht gutzumachen'. An die Politiker appelliert Mayer grundsätzlich, immer zu bedenken, welche Schäden zusätzlich genehmigte Verkaufsflächen im bestehenden Handel anrichten. Die Konzentration der Filialisten sei so stark, dass alteingesessene Firmen an Boden verlieren. 'Wir haben keinen Wachstumsmarkt, da bringen zusätzliche Verkaufsflächen nicht unbedingt mehr Attraktivität.'