Schneekristalle glitzern mit majestätischen Berggipfeln um die Wette. Die Sonne lacht vom blauen fast wolkenlosen Himmel herab. Kaiserwetter, das das Herz jedes Wintersportlers höher schlagen lässt. Doch die Zahl der Skifahrerinnen und Skifahrer, die im Skigebiet Fellhorn-Kanzelwand den Hang hinabwedeln, ist überschaubar. Kein Anstehen an den Liften, die Pisten sind frei. Klar, es ist Dienstag. Dennoch spiegelt dieses Bild teils die bisherige Wintersaison in den Skigebieten der Oberstdorf-Kleinwalsertal-Bergbahnen (OK-Bergbahnen) wider.

"Gar nicht" zufrieden mit Skisaison
Noch läuft die Skisaison. Am Fellhorn beispielsweise noch bis zum 16. April. Am Nebelhorn sogar noch bis zum 1. Mai. Ein vorläufiges Fazit gibt es allerdings schon - und das fällt nicht gerade gut aus. Auf die Frage, wie zufrieden man den mit der Skisaison 2022/2023 bisher sei, antwortet Jörn Homburg, Marketing-Chef bei den Oberstdorf-Kleinwalsertal-Bergbahnen: "Gar nicht". Genaue Zahlen gebe es zwar erst, wenn die Saison auch vorbei ist, dennoch sagt Homburg: Man werde prozentual ein zweistelliges Minus einfahren.
Die Probleme: Schnee, Berichte und Tagesgäste
Dabei war die Saison nicht nur negativ behaftet: Bei der Zahl der Mehrtagesgäste, bzw. der Menschen, die für längere Zeit in den Gebieten der OK-Bergbahnen Skiurlaub gemacht haben, war man recht zufrieden. Auch die Faschingsferien seien gut gelaufen. Die Probleme, die den Bergbahnen in diesem Winter das Leben schwer machten, waren der geringe Schneefall, die damit zusammenhängenden Berichte und das daraus resultierende Fernbleiben der Tagesgäste.

Allgemein waren die Schneehöhen im Alpenraum in diesem Jahr wegen dem geringen Schneefall unterdurchschnittlich, berichtet auch die dpa. Sinnbilder wie "Weiße Bänder in grüner Landschaft" gingen in der Folge durch die Medien. Jörn Homburg meint, dass auch diese Bilder, neben dem milden Winter, deutliche Auswirkungen auf die Skisaison hatte: "Beeinflusst wurden unsere Gäste auch durch Berichterstattungen, gerade zu Beginn der Saison, ob man überhaupt Skifahren kann, aufgrund des Schnees, ob es noch vertretbar ist aus Natursicht. Das sind Dinge, mit denen wir uns beschäftigen", sagt er.
Gerade die Auswertung bei den Tagesgästen falle deshalb sehr schlecht aus. Gerade in der Weihnachtszeit und im Januar sei es "sehr sehr schwer" gewesen. Wenn man in Memmingen bei zweistelligen Temperaturen im Januar ohne Schnee draußen beim Kaffee sitzt, könne man sich Homburg nach natürlich nicht wirklich vorstellen, dass Skifahren in den Allgäuer Alpen trotzdem gut möglich ist.
Stimmung auf den Pisten war sehr gut
Dass das Skifahren diesen Winter dennoch gut möglich war und auch Spaß machte, zeigt sich bei den Rückmeldungen der Skifahrerinnen und Skifahrer, die in den Skigebieten waren. Die Stimmung auf den Pisten, die der Marketing-Chef und sein Team mitbekommen, sowie die Rezessionen, die sie erhalten haben, waren in diesem Jahr nämlich sehr gut. Es gab kaum "Meckerverhalten" von den Leuten, die vor Ort beim Skifahren waren, wie Homburg es ausdrückt. Das könnte möglicherweise die positive Seite der Erwartungshaltung der Leute im Vorfeld gewesen sein: Hat man vorher den Gedanken im Kopf: Es gibt ja kaum Schnee und es ist ja alles grün, kommt dann aber an und hat einen schönen Skitag, wird das Erlebnis noch positiver wahrgenommen.

Künstliche Beschneiung? Ja, aber nachhaltig
Dass das Skifahren in diesem recht schneearmen Winter so problemlos möglich war, dafür sorgten natürlich auch Schneekanonen, die künstlichen Schnee produzieren. Auch an diesem Verhalten gab es in der letzten Zeit viel Kritik. Mit den Worten "Die künstliche Beschneiung ist in Zeiten von Energie- und Klimakrise nicht mehr zu rechtfertigten und völlig rückwärtsgewandt", forderte unter anderem der Bund Naturschutz, dass Schneekanonen nicht mehr gefördert werden sollen. Wie Homburg schon vor der Skisaison 2022/2023 im Podcast mit all-in.de sagte, muss Beschneiung jedoch sein. Die OK-Bergbahnen lassen dafür die Natur allerdings nicht außer Acht: Denn die OK-Bergbahnen nutzen für die Beschneiung zum einen eine künstliche Intelligenz, die den perfekten und kostengünstigsten Zeitpunkt für die Beschneiung errechnet, zum anderen wird für den künstlichen Schnee nur Tauwasser benutzt, das im Frühling durch die Schneeschmelze entsteht. Dieses Wasser wird dann im Herbst aufbereitet und zum Schnee machen verwendet.

Ausblick auf kommende Skiwinter
Vermutlich wird der künstliche Schnee nämlich in Zukunft weiter nötig sein. Denn, wie laut Homburg über die Jahre gesammelten Daten belegen, stagniert die durchschnittliche Schneebedeckung im Kleinwalsertal seit mehreren Jahrzehnten. Dennoch: Die "weißen Bänder in grüner Landschaft" sind, wie der Marketing-Chef sagt, kein neues Phänomen. Ihm zufolge gibt es sie zum Beispiel in Tirol schon seit Jahren. Auch deshalb sind Homburg und sein Team überzeugt, dass die Menschen auch in Zukunft Skifahren wollen.