Alte und geplante Anlagen in kontroverser Diskussion. Von Jürgen Gerstenmaier Dietmannsried/Wasserburg/Kempten14 größere bis mittlere Windkraftanlagen gibt es inzwischen in der Region. Die dort erzeugte Gesamtmenge an Strom reicht nach Experten-Schätzung aus, an die 6000 Haushalte zu versorgen. 'Stolze Zahlen, die man sich vor fünf Jahren noch nicht hätte vorstellen können', sagt Martin Sambale vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!) in Kempten. Eine Euphorie, die nicht überall geteilt wird. Gegen geplante Anlagen etwa in Wasserburg am Bodensee oder dem Oberallgäuer Dietmannsried regt sich derzeit heftiger Protest.
An Kosten fallen für eine größere Windkraft-Anlage im Schnitt zwischen zwei und zweieinhalb Millionen Mark an. Bei Neuanlagen wird bundesweit eingespeister Strom in den ersten fünf Jahren mit 17,8 Pfennig pro Kilowatt-Stunde vergütet, wie Ursula Speiser vom Allgäuer Überlandwerk (AÜW) in Kempten erläutert. Größere Anlagen bringen etwa 1,2 Millionen Kilowatt-Stunden pro Jahr macht eine Vergütung von rund 220 000 Mark.
Bereits installierte oder neu geplante Windräder stoßen auf durchaus unterschiedliche Akzeptanz. 'Für Beteiligungen an einer Anlage in Wildpoldsried', sagt Sambale, 'wurden dem Betreiber regelrecht die Türen eingerannt.' Nicht alle Interessenten seien zum Zug gekommen. Woran lag´s? 'Der Betreiber hat die Bevölkerung sachlich fundiert informiert, man fühlte sich einbezogen', betreibt Sambale Ursachenforschung.
Sambale ist aber andererseits auch einer Meinung mit Toni Vogler, dem Vorsitzenden des Regionalen Planungsverbandes: 'Im Allgäu gibt es nur sehr wenige geeignete Standorte für Windkraftanlagen.' Deshalb hatte der Verband bereits vor längerem auf Grundlage des 'Bayerischen Windatlasses' ein Konzept für die Region erarbeitet (wir berichteten). Vor allem aus Gründen des Landschaftsschutzes wurde das gesamte unmittelbare Voralpengebiet zwischen Lindau und Schwangau zum 'Ausschlußgebiet' erklärt. Hier dürfen keine größeren Anlagen mit einer Höhe von mehr als 50 Metern entstehen. Inzwischen, so sagt Vogler, hätten sich auch mehrere Ostallgäuer Gemeinden, die unmittelbar an dieses Ausschlußgebiet angrenzen, zusammengeschlossen, um ebenfalls Anlagen verhindern zu können. Vogler: 'Der Verband wird dies prüfen. Die Chancen für ein Ja sind gegeben.'
Gemeinderat sagt Nein
Orte, die nicht in diesem Ausschlußgebiet liegen, müssen gegebenenfalls im Flächennutzungsplan geeignete Flächen für Windräder ausweisen. Im Oberallgäuer Dietmannsried war dies der Fall. Der dortige Interessent will seine Anlage jedoch anderswo errichten der Gemeinderat legte sich quer. Ähnlich in Wasserburg, wo ein Ingenieur eine gut 100 Meter hohe Windkraft-Anlage errichten und auf dieses Recht nun auch klagen will. Vogler wie der Lindauer Landrat Dr. Manfred Bernhardt räumen ihm wenig Chancen ein, der Landkreis liegt im Ausschlußgebiet. Bernhardt spricht daneben von grundsätzlicher Landschaftsverschandelung. 14 größere und mittlere Anlagen in der Region Ende der Fahnenstange? Vogler glaubt das: 'Ich gehe davon aus, dass der Bedarf im Allgäu großteils gedeckt ist. 'eza!-Mann Sambale sieht das anders: 'Die Technik entwickelt sich weiter. Man muss abwarten, was noch kommt.'