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Windkraft in Wildpoldsried: Keine Genehmigung von heute auf morgen

Windkraft

Windkraft in Wildpoldsried: Keine Genehmigung von heute auf morgen

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    Windkraft in Wildpoldsried: Keine Genehmigung von heute auf morgen
    Windkraft in Wildpoldsried: Keine Genehmigung von heute auf morgen Foto: Ralf Lienert

    Von heute auf morgen geht in Sachen Windkraft gar nichts. Alles will gut durchdacht, überlegt und geprüft sein, weiß Wendelin Einsiedler aus Wildpoldsried. Er hat sich seit zehn Jahren der Windkraft verschrieben. Der Bau einer Anlage ziehe sich in der Regel hin, dauere dann schon mal von der Idee bis zur Verwirklichung fast vier Jahre – wie beispielsweise bei den beiden neuen, 180 Meter hohen Windkraftanlagen (Nummer sechs und Nummer sieben) in Wildpoldsried.

    Kostenpunkt: 7,2 Millionen Euro. Die Finanzierung läuft unter anderem über eine Bürgergesellschaft, an der über 100 Wildpoldsrieder mit Beträgen zwischen 2000 und 100 000 Euro beteiligt sind. Der 56-Jährige spricht von einer Massenentwicklung. In Wildpoldsried kamen laut Einsiedler 3 Millionen Euro über die Gesellschaft zustande, 4,2 Millionen Euro Darlehen mussten aufgenommen werden. 'Das sind aber rentierliche Schulden.' Einsiedler rechnet damit, dass die beiden neuen Wildpoldsrieder Anlagen jährlich 900 000 Euro erwirtschaften. Bei einer Laufzeit von 25 bis 40 Jahren könnten gute Gewinne erzielt werden. Freilich müssten rund 150 000 Euro im Jahr für Wartung, Reparaturen und Versicherung einkalkuliert werden, für die Schuldentilgung rechnet Einsiedler mit jährlich 300 000 und für die Zinsen rund 100 000 Euro (jeweils auf zwölf Jahre).

    AÜW und LEW würden pro Kilowattstunde Windstrom derzeit neun Cent zahlen. Also wesentlich weniger als bei der Einspeisung von Sonnenstrom. Aber bei der Windkraft macht’s die Menge aus. Bis eine Anlage am Netz ist, kann es allerdings dauern. Umfangreiche Voruntersuchungen sind fällig.

    Wind: Im Allgäu gilt laut Einsiedler eine Maxime für Windkraftanlagen: 'Je höher desto besser.' Eine große Windkraftanlage heute ersetze bis zu 15 Anlagen, wie sie vor zehn Jahren gebaut wurden. Der bayerische Windatlas ist Einsiedler derzeit allerdings zu grob gestrickt. Um herauszufinden, ob ein Standort ideal ist, macht er selbst Windmessungen mit dem Ultraschall.

    Planung: Besonders wichtig sei es, die Grundeigentümer von den Planungen zu überzeugen. Weil ohne die gar nichts geht. In der Regel werden langjährige Pachtverträge geschlossen. Auch die Zufahrtswege müssten gesichert, Bürgermeister und Gemeinderat informiert werden. Unter Umständen ist eine Änderung des Flächennutzungsplans seitens der Gemeinde nötig.

    Gutachten: Eine Latte an Gutachten und Messungen müssen dem Genehmigungsantrag beigelegt werden. Einsiedler nennt Untersuchungen für Schall und Schattenwurf, den Abstand zur Wohnbebauung, Turbulenz- und Ertragsgutachten, statistische Berechnungen und naturschutzfachliche Gutachten. Diese seien besonders wichtig. Der Nistplatz einer geschützten Vogelart (wie Milan oder Schwarzstorch) könne das Aus der Planung bedeuten. Eine einjährige Beobachtung gehe solchen Gutachten voraus.

    Genehmigung: Wenn dem Landratsamt alle Unterlagen vorliegen, werden zunächst bis zu 40 Träger öffentlicher Belange (Ämter und Behörden) befragt. Bei den neuen Wildpoldsrieder Anlagen hatte unter anderem der Naturschutz Einwendungen. Die Genehmigung wurde unter der Bedingung erteilt, dass ein Fledermaus-Monitoring stattfindet. Ein Jahr lang muss der Betreiber nachforschen, ob Fledermäuse durch Rotorblätter gefährdet sind. Falls ja, muss er die Anlage zu bestimmten Zeiten abschalten.

    In drei Wochen ans Netz

    In Kürze gehen die neuen Windräder ans Netz. 'Nein', sagt Einsiedler, 'mit dem Stromeinspeisen gibt es in Süddeutschland derzeit keine Probleme. Auch die nächsten Jahre nicht'. Auf lange Sicht müsse man aber in der Region Speicherkapazitäten für Windstrom schaffen.

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