Das Interesse an den rund 20 Hawanger Bauplätzen war anfangs sehr überschaubar. Das hat sich nachhaltig geändert: "Bis auf einen sind inzwischen alle verkauft", berichtet Bürgermeister Martin Heinz. Diese Trendwende hat für den Rathauschef zwei Gründe: Zum einen die niedrigen Zinsen, Baugeld ist so billig wie noch nie (wir berichteten). Zum anderen die Finanzkrise. Auf der Suche nach einer sicheren Geldanlage habe sich mancher dazu entschieden, in eine Immobilie zu investieren, sagt Heinz.
Es gibt wieder mehr Häuslebauer - nicht nur in Hawangen. Auch im benachbarten Ottobeuren lässt sich diese Entwicklung beobachten. Von einer "eher schwachen Nachfrage" nach Plätzen im Baugebiet "Am Konohof" hatte Kämmerei-Mitarbeiter Michael Kutter noch vor zwei Jahren berichtet. Die Situation habe sich "wesentlich verändert", sagt er heute. "Am Konohof" sei inzwischen ein Großteil der angebotenen Flächen verkauft. Laut Kutter kostet der erschlossene Quadratmeter Baugrund in Ottobeuren zwischen 200 und 230 Euro.
Bei der Frage nach Gründen für den Aufschwung argumentiert Kutter genauso wie Heinz. So sei das Interesse an Baugrund gerade nach Bekanntwerden der Staatskrise in Griechenland gestiegen. Weil sie eine Geldentwertung fürchteten, hätten Bürger ihre Ersparnisse in eine Immobilie gesteckt.
Für Hypothekendarlehen mit zehnjähriger Zinsbindung zahlen Verbraucher durchschnittlich 3,6 Prozent Zins, hat der Bundesverband deutscher Banken errechnet. Im Jahr 2000 waren es noch 6,5 Prozent.
Zusätzliche Bauplätze
Ein Bauwerber habe ihm explizit gesagt, dass die derzeitigen Zinsen für ihn ein wichtiger Grund seien, einen Hausbau in Angriff zu nehmen, so der Niederriedener Bürgermeister Michael Büchler. Die Gemeinde weist sieben zusätzliche Bauflächen aus, da in einem Baugebiet sämtliche Plätze vergeben, aber noch nicht alle Interessenten bedient waren.
Der Trend zu den eigenen vier Wänden schlägt sich auch in Zahlen der Memminger VR-Bank nieder. Im Jahr 2008 lagen die neu gewährten Kredite für den privaten Wohnungsbau bei 32 Millionen Euro, ein Jahr später waren es dann bereits rund 40 Millionen. Die Zahl für das erste Halbjahr 2010 lässt eine weitere Steigerung erwarten: rund 23 Millionen Euro. Diese Entwicklung nach oben lasse sich bereits seit drei, vier Jahren beobachten, so Stefan Geiger, Bereichsleiter Privatkunden bei der VR-Bank. Bei der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim liegen die Neuausleihungen für den privaten Wohnungsbau seit einigen Jahren auf etwa gleichem Niveau.
In Memmingen seien derzeit alle städtischen Bauplätze verkauft, so Thomas Sternath von der Stadtverwaltung. Die nächste Gelegenheit, eine Fläche zu ergattern, bietet das Baugebiet Dobelhalde im Memminger Westen. (hku)