Am Montagabend, dem letzten Abend vor dem Lockdown in Österreich, ist die Bundesrepublik Österreich und die Bevölkerung "Ziel eines brutalen Terroranschlages" geworden, so Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz in einer Pressekonferenz (Link auf Vol.at) am Dienstag.
Fünf Tote und mehrer Verletzte
Vier Zivilisten starben: Ein älterer Herr, eine ältere Dame, ein junger Passant und eine Kellnerin sind "aus nächster Nähe kaltblütig ermordet" worden, so Kurz. Ein Exekutiv-Beamter stellte sich demnach dem Täter mutig in den Weg. Er wurde angeschossen und verwundet. Weitere 22 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Sieben von ihnen schweben nach Angaben von Vol.at in Lebensgefahr. Auch der Attentäter kam ums Leben.
Attentäter erschossen
Nach Angaben des Österreichischen Innenministers Karl Nehammer hat die Polizei den 20-jährigen Attentäter nach dem Anschlag in der Wiener Innenstadt erschossen. Demnach war der Wiener mit nordmazedonischen Wurzeln einschlägig wegen terroristischer Vereinigung vorbestraft.
Zwei Kemptener berichten aus Wien
Schreckliche Taten, die auch die Kemptner David S. (25) und Hanna S. (24) schockieren (Namen von der Redaktion geändert). Das Paar lebt seit einigen Jahren in Wien - außerhalb der Innenstadt. Ihnen geht es soweit gut. "Wir haben beide erst relativ spät von den Vorfällen erfahren", sagt David im Interview mitall-in.de. Die beiden waren zuhause und haben Fernsehen geschaut. "Wir haben nicht überlegt, am Montagabend nochmal groß unter die Leute zu gehen." Zum Glück.
Mädchen aus der Nachbarschaft hörte Schüsse
Während des Filmabends kam dann die Nachricht eines Mädchens aus der Nachbarschaft in einer gemeinsamen WhatsApp-Gruppe mit der Hausgemeinschaft. "Das Mädchen war am Stephansplatz, der unweit vom Schwedenplatz liegt, als sie Schüsse hörte", erzählt David. In der Nachricht schreibt das Mädchen unter anderem von ausgebrochener Panik und dass sie sich zu einem Freund in Sicherheit gebracht habe.
"Man könnte jemand kennen, der betroffen ist"
David und Hanna haben dann ihren Familien Bescheid gegeben, um zu sagen, dass es ihnen gut geht. Trotzdem: "Man kennt welche, die betroffen waren, die dort waren", sagt David. Hanna fügt hinzu: "Echt gruselig, man könnte jemanden kennen, der betroffen ist." Ein Kollege von David habe sich zwar kurzfristig dagegen entschieden, in den Ersten Bezirk zu gehen. Eine Freundin von Hanna saß aber am Montagabend wegen des Anschlags im Kino fest - sie konnte es erst später verlassen. Sie kam gut nach Hause, hatte aber einen Schock. Wie es ihr jetzt geht, weiß Hanna noch nicht.
Terroranschlag in der eigenen Stadt
Die Ereignisse "sind vom Gefühl her sehr nah" , sagt David. Die Anschläge in München vor einiger Zeit seien schon relativ nah gewesen, erklärt der Kemptner. "In der eigenen Stadt ist das aber schon nochmal was anderes. Man stellt sich die Fragen, wieso hier? Wieso jetzt? Inwieweit war das geplant oder zufällig?" Am Montag habe er sich in den Medien über die Vorfälle informiert. Mehrfach hat er den Hubschrauber fliegen gehört. "Das war ein bedrückendes Gefühl", beschreibt der 25-Jährige die Situation.
Lieber Zuhause bleiben
"Man verfolgt die Ereignisse in den Medien. Ansonsten arbeitet man ganz normal." Unabhängig der Ereignisse arbeitet David im Homeoffice. Rausgehen würde der 25-Jährige am Dienstag nicht. "Ich hab zwar nicht furchtbar Angst, dass noch etwas passiert", aber "vom Gefühl her bleib ich lieber zuhause." Auch seine Freundin würde am Dienstag gerne komplett zuhause bleiben. Sie ist Logopädin und arbeitet aufgrund der Vorfälle am Dienstagvormittag im Homeoffice, "damit heute weder die Mitarbeiter, noch die Kinder und deren Eltern durch die Stadt zur Praxis müssen." Für den Nachmittag hatten die Eltern bereits einige Stunden abgesagt. Auch die Schulpflicht ist ausgesetzt, erklärt Hanna. Mit dem Lockdown ab Dienstag haben Schülerinnen und Schüler der Oberstufe und die Uni keine Präsenzpflicht mehr. Wie genau die Situation im 1. Bezirk aussieht, ob an jeder Ecke Polizisten Menschen kontrollieren, kann Hanna nicht sagen. "Ich war noch gar nicht draußen heute. Daheim bleiben ist erstmal das Wichtigste".
Weiterer Anschlag in den nächsten Tagen?
Hanna glaubt nicht, dass es in den nächsten Tagen einen weiteren Anschlag in Wien geben wird. Wegen der Ausgangsbeschränkung werde im November wenig los sein. Die 24-Jährige hat das Gefühl, dass die Situation draußen wieder unter Kontrolle gerät. Viele Rettungskräfte und Polizisten seien freiwillig gekommen, um zu helfen, erklärt Hanna. "Der oder die Attentäter haben sich wohl den Zeitpunkt ausgesucht, wo die allermeisten Menschen draußen sind", sagt sie im Hinblick auf den Lockdown, der ab Dienstag in Österreich gilt. Nach dem Anschlag in der Wiener Innenstadt stehen auch Prominente und Künstler unter Schock. In den sozialen Medien schildern sie, wie sie die Tat erlebt haben und schicken Liebe nach Österreich.
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