Pia Schmidt (23) sitzt im Rollstuhl, kann nicht sprechen und ihre Bewegungen nur schwer kontrollieren. Geistig ist sie fit, jedoch auf gestützte Kommunikation (siehe Infokasten) angewiesen. Schmidt ist auch Autorin und stellt kommenden Donnerstag bei einer Lesung zu Gunsten des Vereins "Körperbehinderte Allgäu" ihr Buch "Ein Hallo aus der Glasglocke" vor. Mit von der Partie ist Oliver Alexander Kellner (39) aus Haldenwang. Er ist als Magier und Unternehmensberater international unterwegs. Er wird ebenfalls sein neues Buch vorstellen.
Herr Kellner, wie sind Sie von der nüchternen Unternehmensberatung zu dieser besonderen Lesung gekommen?
Kellner: Ich engagiere mich schon immer in sozialen Projekten, seit zehn Jahren begleite ich beispielsweise die Kindernothilfe. Über den Geschäftsführer Reinhold Scharpf entstand auch der Kontakt zu Pia. Ich fand das mit der gestützten Kommunikation sehr spannend. Zunächst dachte ich aber wie ein Unternehmer und meinte, wenn man eine Maschine entwickeln könnte, die den Behinderten stützt, würde dies eine neue Dimension von Freiheit bedeuten. Bis mir Pia erklärte, dass das keine Maschine könnte, weil Stützen auch mit sehr großem Vertrauen zu tun hat. Da trafen zwei Welten aufeinander.
Vergessen die ehrgeizigen Unternehmer oft diese wahren Werte im Leben?
Kellner: Nicht unbedingt. Denn nur wenn in einem Unternehmen auch das Betriebsklima stimmt, kann dieses über die Maßen erfolgreich sein. Mein Leitspruch ist: Das Betriebsklima kommt nicht aus der Klimaanlage. Man muss schon etwas dafür tun.
Normal geben Sie den Unternehmern Tipps. Konnten Sie von Pia lernen?
Kellner: Ja sehr viel. Sie ist so ein wertvoller Mensch. Wer ihr Buch liest, das sie schrieb als sie noch nicht einmal 18 war, erkennt in ihren Worte eine Tiefe, die es für mich nur selten in der Literatur gibt. Das ist für mich wahre Zauberei. Sowohl in der Unternehmensbegleitung als auch mit der Magie versuche ich, Grenzen der Vorstellung und des Denkens zu überschreiten.
Das ist eine Leidenschaft von mir. Aber Pia sprengt einfach alle Grenzen. Sie lebte in einer Hülle und alle dachten, es sei nichts zu machen. Erst durch die gestützte Kommunikation erkannten sie, welches unglaubliche Potenzial in ihr steckt.
Wie wird die Lesung ablaufen?
Kellner: Es wird ein Wechselspiel. Ich werde sicher etwas Magie mitbringen und über das Thema "neue Dimension Zeitmanagement" sprechen, worum es in meinem Buch geht. Die Stützerin wird aus Pias Buch lesen und Pia wird auf Fragen antworten. Die Besucher können dabei live erleben, welche Vorstellungen wir von Zeit haben und in welcher Zeitvorstellung Pia lebt. Ich weiß noch, wie sie mir einmal auf eine E-Mail geantwortet hat und ich mir nichts dabei dachte. Bis mir klar wurde, dass sie dafür etwa zwei Stunden gebraucht haben muss. Interview: Julia Barnerßoi
Lesung am Donnerstag, 22. Juli, in der Buchhandlung Tobias Dannheimer in Kempten. Einlass ab 19.30, Beginn 20 Uhr. Karten gibt es für fünf Euro (auch im Vorverkauf) in der Buchhandlung. Der gesamte Erlös geht an den Verein "Körperbehinderte Allgäu".