Turngruppe 'Crazy Turnados' will bei Gottschalks TV-Show mit spektakulärer Einlage Wettkönig werden. Von Birgit Weißenbach Wiggensbach Seit einer Woche schleichen sich Thomas und Jörg jeden Abend heimlich in die Schulturnhalle in Wiggensbach. Dort beobachten sie mit großen Augen, wie elf gestandene Mannsbilder immer wieder ihre geheimnisvollen Übungen vollführen: Ausstaffiert mit dünnen Gymnastikhosen und rot-weißen Gummischuhen schlagen sie Saltos, schwingen ihre stählernen Körper aufs Reck und schleudern ihre Beine kunstvoll in alle Himmelsrichtungen.
Rudi Hochenauer, der 34-jährige Chef der Turnertruppe 'Crazy Turnados', hat höchste Geheimhaltungsstufe über das Training verhängt. Und deshalb scheucht er die beiden Spione sofort nach ihrer Entdeckung aus der Halle. Gelüftet wird das Geheimnis erst am kommenden Samstag Abend und zwar vor einem Millionen-Publikum: Die 'Crazy Turnados' treten bei Deutschlands beliebtester TV-Show 'Wetten, dass?' mit Thomas Gottschalk auf. Dort wollen sie am Barren beweisen, dass sie Turner der Sonderklasse sind. Mehr dürfen sie jedoch nicht verraten: 'Das hat das ZDF verboten', bedauert Hochenauer.
'Spektakuläre Sache'
'Es wird aber eine spektakuläre Sache', verspricht der Wiggensbacher, während er eine Hand voll Magnesiumpulver über zwei Barrenholme streut. Dabei war es vor ein paar Monaten noch gar nicht sicher, ob der Auftritt überhaupt zustande kommt. 'Das ZDF kam im Juli nach Wiggensbach, um zu testen, ob unsere Wette überhaupt taugt', berichtet der Reiseunternehmer. Prompt habe die Vorführung nicht geklappt. Wochen später gab es einen zweiten Versuch: Die 'Turnados' bestanden und setzten sich im weiteren Auswahlverfahren gegen 1200 Mitbewerber durch.
Über den bevorstehenden Auftritt hüllt sich das eingeschworene Turn-Team in Schweigen. Redselig wird die waghalsige Truppe im Alter von 18 bis 34 Jahren erst, wenn sie von ihrem ersten Auftritt bei 'Wetten, dass?' 1994 erzählt. An sechs übereinanderliegenden Reckstangen turnten acht Mann damals in 66 Sekunden 20 Meter in die Höhe.
Til Schweiger als Wettpate
Doch was treibt Menschen zu derart kuriosen Kraftakten? 'Die Einheimischen klettern so unbeholfen den Maibaum hoch', berichtet Markus Fleschutz. Irgendwie muss es doch einen eleganteren Weg geben, um nach oben zu gelangen, dachte man sich daraufhin. Und schon war die Idee geboren, sich bei Gottschalk zu bewerben. 'Die Wette haben wir damals gewonnen', schwärmt er. Souverän, vor 17 Millionen Zuschauern. Enttäuscht waren die Oberallgäuer vom damaligen Wettpaten Til Schweiger. 'Der hat sich gar nicht um uns geschert', ärgert sich Ludwig Waldmann (32).
Wer am Samstag die Patenschaft übernehmen wird, wissen sie noch nicht: Vielleicht Mario Adorf oder Rudi Völler? Unwichtig für die Wiggensbacher , die schon bei den olympischen Spielen in Atlanta mit ihrer 'Barrenshow' für Stimmung unter den Athleten sorgten. Bis zum Countdown am Samstag stehen noch anstrengende Proben ins Haus. Gesendet wird live vom Expo-Gelände in Hannover.
Haben sie Ehrfurcht vor Tommy, dem Überflieger des Showgeschäftes? 'Den sehen wir sowieso erst kurz vor acht', winkt Hochenauer ab. 'Dann setzt er sich noch mit uns zum Ratschen zusammen.' Die Fans der Wettkönige in spe müssen sich am Samstag übrigens gedulden, bis es heißt, 'topp, die Wette gilt'. Die 'verrückten Jungs' treten erst am Ende der Sendung auf. Dann müssen die Allgäuer ran an die Telefone und den Ted für ihre 'Landsleute' in die Höhe treiben. Sofern die Technik mitmacht: 'Bei der Show 1994 sind in Wiggensbach die Telefonleitungen zusammengebrochen', lacht Fleschutz.