Bis 15. Dezember werden noch Kinder im Lindenberger Dr. Otto Geßler-Krankenhaus geboren. Dann schließt die Klinik ihre Entbindungsstation. Die Lindenberger Hebammen indes wollen ihre besonders intensive Betreuung werdender Eltern und junger Familien dennoch fortführen. Das wird möglich durch eine enge Zusammenarbeit mit der Lindauer Asklepios-Klinik, die den Westallgäuer Frauen künftig einen Kreißsaal zur Verfügung stellt. Auch die Lindenberger Frauenärztin Dr. Edeltraud Fink wird - sofern sie es wünschen - ihre Patientinnen künftig in Lindau entbinden.
Im Westallgäu herrschen für Schwangere und Gebärende bisher traumhafte Zustände: Sie können sich vor, während und nach der Geburt von einer einzigen, ihnen vertrauten Hebamme betreuen lassen, und während einer Geburt im Lindenberger Krankenhaus gibt es keinen Schichtwechsel der Hebammen. Eine Gebärende begegnet im Kreißsaal also vertrauten Menschen: Hebamme wie Ärztin.
Diese persönliche Betreuung soll auch künftig möglich sein. Die Lindenberger Hebammen und Gynäkologin Dr. Edeltraud Fink haben in der Lindauer Asklepios-Klinik eine geeignete Partnerin für ihren Plan gefunden. "Das Haus entspricht unseren Vorstellungen", sagt Melanie Fischer, die in den nächsten Wochen in Lindenberg ihre eigene Hebammenpraxis gründen wird. "Das Krankenhaus Lindau bietet einen überschaubaren, gemütlichen Rahmen", ergänzt Susanne Schäffauer von der Praxis "Rundum".
Ein neu hergerichteter Kreißsaal wird für die Westallgäuerinnen bereitgestellt. Bei Doppelbelegung stehen auch die beiden anderen Kreißsäle zur Verfügung.
Ähnliche Strukturen
"Wir treffen in Lindau auf ein kleines Haus mit ähnlichen Strukturen wie wir es von Lindenberg her kennen", erläutert Frauenärztin Fink. Sie bietet ihren schwangeren Patientinnen an, sie in Lindau zu entbinden. Grundsätzlich stehe sie immer zur Verfügung, und wenn sie einmal nicht greifbar sei, übernähmen die Lindauer Ärzte die Geburt. "Mit dieser Sicherheit im Hintergrund bin ich entlastet." Edeltraud Zink sieht in diesem Konzept eine Möglichkeit, "unsere besonders gute Form von Geburtshilfe" weiterhin zu praktizieren. Die Ärztin wird auch Operationen in Lindau durchführen.
Die Lindenbergerinnnen sind nach eigener Schilderung in Lindau bei Geschäftsführer, Chefarzt sowie Hebammen auf große Offenheit gestoßen. "Mit dem neuen Konzept ändert sich für die Frauen im Westallgäu also nichts außer dem Weg", sagt Schäffauer. Diesen wollen sie jungen Paaren kurz vor der Entbindung erleichtern, indem sie ihnen schriftliche Beschreibungen der schnellsten Routen zur Hand geben.
Die Tatsache, dass jede Klinik gerne viele Geburten hat, ist einer der Gründe, warum Lindau den Westallgäuerinnen so entgegenkommt. Für die Hebammen ist die Perspektive, die sich in Lindau auftut, wesentlich. Sie müssten sich sonst künftig auf Vor- und Nachbetreuung beschränken und hätten keine Möglichkeit mehr, Geburten zu begleiten. Auch Dr. Edeltraud Zink würde keine Geburtshilfe mehr leisten können.